Die Versicherbarkeit von KI stößt an Grenzen
Versicherbarkeit von KI stößt an Grenzen
Ergo-Vorstand Edward Ler plädiert für neue Herangehensweisen an neue Risiken
scd Düsseldorf
Jede Medaille hat zwei Seiten. Mit den enormen Chancen an Produktivitätsgewinnen, die generative künstliche Intelligenz bietet, gehen auch enorme Risiken einher. Die Beliebtheit von Cyberversicherungen, die auf eine wachsende Anzahl von Hackerangriffen zurückgeht, stellt die Branche bei der Gefahreneinstufung durchaus vor Herausforderungen, die nicht mit dem Blick in den Rückspiegel beantwortet werden können, wie Ergo-Risikovorstand Edward Ler im Interview der Börsen-Zeitung betont. „Wie quantifizieren wir etwa potenziell katastrophale Auswirkungen von KI-Risiken? Wie verändert KI das Risikoprofil einer Software?“ Aktuell habe meist noch ein Mensch die letzte Kontrolle. Doch wie sieht es aus, „wenn reine KI-Modelle zum Einsatz kommen – kennen wir deren Risiken genauso gut wie menschliche?“
„Flut-Demenz“ wird zum Problem
Die Gefahr der Überlastung von Versicherungen sei durchaus gegeben, wenn mehrere Großereignisse aufträten. Daher müssen Prämien für Cyberversicherungen aus Sicht von Ler risikobasiert sein. Die Rückschau helfe da nicht weiter. Daher sei es wichtig, die risikobasierten Bewertungsmethoden stetig zu verbessern. Ergo habe hier das Glück, mit Munich Re einen sehr starken Rückversicherer in diesem Bereich im Konzern zu haben. „Wir können zum Beispiel das Hochwasserrisiko für nahezu jedes Haus in Deutschland berechnen.“
Leider koche die Debatte um den Umgang mit Risiken oft nur rund um ein Ereignis kurz hoch, um dann wieder abzuebben. Bei Ergo spricht man hier von der sogenannten „Flut-Demenz“. Die Diskussion um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden sei ein typisches Beispiel. Es sollte nicht nur diskutiert werden, ob es diese braucht, sondern auch, wie Vorsorge getroffen werden kann, um Versicherungen langfristig tragfähig zu halten. „Warum schaffen wir keine Anreize für Menschen, aus hochwassergefährdeten Gebieten wegzuziehen, und renaturieren Flüsse wieder etwas mehr, damit solche Ereignisse seltener vorkommen?“ Mit solchen Fragen müsse sich die Regierung dringend befassen. „Versicherungsprämien zu zahlen reicht nicht aus.“
Im Interview Seite 5