AUSLANDSBANKEN

Die vierte Säule wächst

Herzlich willkommen in Frankfurt! Wieder dürfen wir zwei ausländische Adressen in der deutschen Finanzhauptstadt begrüßen. Die in Japan verwurzelte Mizuho Securities Europe nahm, ausgestattet mit einer Lizenz der BaFin, ihre EU-Aktivitäten in...

Die vierte Säule wächst

Herzlich willkommen in Frankfurt! Wieder dürfen wir zwei ausländische Adressen in der deutschen Finanzhauptstadt begrüßen. Die in Japan verwurzelte Mizuho Securities Europe nahm, ausgestattet mit einer Lizenz der BaFin, ihre EU-Aktivitäten in Frankfurt auf. Und Société Générale Bank & Trust eröffnet in der Mainmetropole immerhin eine Repräsentanz, um das Private Banking am wichtigsten Vermögensverwaltungsmarkt in der EU auszubauen. Natürlich betreten die Franzosen kein Neuland, aber sie erweitern ihre hierzulande ohnehin schon sehr breite Angebotspalette über eine zusätzliche Einheit um wichtige Leistungen.Zwei Häuser mehr auf einer Liste, die Ende 2018 bundesweit 234 Namen umfasste. Von 209 Banken mit Sitz in Frankfurt hatten 172 einen Migrationshintergrund. Die allermeisten waren längst da, bevor die Wortschöpfung “Brexit” Eingang in den Sprachgebrauch fand. Auch wenn jetzt, getrieben vom Brexit, insgesamt bereits fast 50 Banken und andere Finanzdienstleister entschieden haben, ihre Präsenz in Deutschland auf- oder auszubauen: Es bedurfte also nicht erst eines inzwischen wohl von den meisten Betroffenen und Beobachtern als abstoßend empfundenen britischen Polittheaters, damit die internationale Finanzwelt Europas größte Volkswirtschaft als lukrativen Bankenmarkt entdeckte.Derweil hielt und hält sich manch nationale Adresse damit auf, über angebliche Verkrustungen dieses Marktes, namentlich dessen Dreisäulenstruktur (private, öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Anbieter) und die damit verbundene Wettbewerbsintensität zu lamentieren – sogar in den aktuellen Konsolidierungsüberlegungen wird diese Argumentation zuweilen aus der Mottenkiste geholt. Die Auslandsbanken als “vierte Säule” jammerten nicht. Sie machten ihr Geschäft und eroberten Marktanteile, in einzelnen Sparten sogar Spitzenpositionen. Dafür muss man übrigens keine deutsche Bank kaufen.Was wäre der glücklicherweise offene deutsche Bankenmarkt ohne die ausländischen Institute! Für die Volkswirtschaft, den Wettbewerb, die Kunden und den Arbeitsmarkt sind sie ein Gewinn. Diesen sollte die Politik nicht durch Abenteuer wie etwa eine Finanztransaktionssteuer aufs Spiel setzen. Auch der Standortwettbewerb ist beinhart. Entschlossene Reformen sind daher eine Daueraufgabe. Das Beispiel der zu weiten Teilen nach Luxemburg und Irland ausgewanderten deutschen Fondsbranche belegt, was passiert, wenn diese Aufgabe vernachlässigt wird, Brexit hin oder her.