Differenzkontrakte sind ein einmaliges Geschäft

Spekulatives Produkt - Nachschusspflichten für Privatanleger sind sonst unüblich - Keine Rechte, aber hohe Verlustrisiken für Käufer

Differenzkontrakte sind ein einmaliges Geschäft

Von Dietegen Müller, FrankfurtMitte Januar 2015 wertete der Franken nach Auflösung der Euro-Bindung markant auf – was viele Positionen in dem Währungspaar in Schieflage brachte. Dies gilt mit als Auslöser dafür, dass Finanzaufseher den blühenden Markt für Contracts for Difference (CFD) etwas genauer unter die Lupe genommen haben.Differenzkontrakte werden auf außerbörslichen Plattformen gehandelt und sind gehebelte Produkte, üblicherweise auf Aktien, Währungen und Rohstoffe. Mit relativ geringem Kapitaleinsatz können sie gekauft werden, wobei der CFD-Broker einen Kredit einräumt. Auch besteht, weil der Kontrakt nur auf der Kursdifferenz eines Basiswerts aufbaut, ein enormes Preisveränderungspotenzial und damit ein hohes Verlustrisiko. Treten Verluste auf, bestehen je nach Art des Kontrakts und Anbieters womöglich Nachschusspflichten.Für Tobias Berg, Finance-Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, haben Differenzkontrakte einen rein spekulativen Charakter. “Meines Wissens ist es ziemlich einmalig, dass hier für Privatanleger Nachschusspflichten bestehen”, sagte er auf Anfrage. Dies sei im Handel mit Optionen dagegen nicht der Fall; anders als Differenzkontrakte haben Optionen auch immer einen Wert von mindestens 0, während CFD – wie im Fall des Franken-Schocks auch geschehen – stark ins Minus fallen können. So konnte etwa aus einem vierstelligen Einsatz eine Verpflichtung in sechsstelliger Höhe gegenüber dem Broker entstehen. Auch bieten CFD keine Eigentumsbeteiligung an Basiswerten. Aktien-CFD etwa enthalten keine Stimm- oder Dividendenrechte.Diese Eigenschaft wird von Marktbeobachtern mit als Grund für das Wachstum des Marktes angeführt. So gab es in Frankreich seit Einführung der Finanztransaktionssteuer eine deutlich höhere Popularität für CFD. In Großbritannien soll die Wertpapier-Stempelsteuer zum CFD-Boom beigetragen haben. Für Tobias Berg ist diese steuerliche Komponente jedoch ein Scheinargument: “Es gibt andere und viel einfachere Möglichkeiten, noch dazu mit viel geringerem Risiko, an der Aktienkursentwicklung zu partizipieren, etwa über börsengehandelte Fonds.” Ein Vorteil von CFD gegenüber Optionen besteht darin, dass sie keinen Zeitwert haben und ihr Preis nicht von der Schwankungsbreite des zugrunde liegenden Vermögenswertes abhängt. Deswegen werden Differenzkontrakte von Brokern oft auch als unkompliziert oder transparent bezeichnet.Die Regulierung von CFD betrifft dabei einen überschaubaren Nutzerkreis, aber ein für die Emittenten, meist Investmentbanken, lukratives Geschäft. Laut dem Research-Anbieter Investment Trend handeln in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Australien und Singapur insgesamt 240 000 Marktteilnehmer Differenzkontrakte. Commerzbank vornFür einen Käufer ist der Vertragspartner in der Regel die emittierende Bank, meist eine Investmentbank. In Deutschland gilt die Commerzbank (inklusive White-Label-Produkten) als dominanter Player, das Institut tritt auch als Liquiditätsanbieter und Preissteller auf der CFD-Plattform der Tochter Comdirect auf. Die Bank macht keine Angaben zu Volumen und daraus erzielten Erträgen.Noch ist nicht im Detail klar, wie die Finanzaufsicht BaFin Differenzkontrakte regulieren will. Im Fokus stehen Nachschusspflichten im Privatanlegersegment. Auch Stop-Loss-Aufträge schützen davor nicht, da sie mitunter in Marktverwerfungen erst zu deutlich ungünstigeren Kursen für den CFD-Käufer ausgelöst werden können (vgl. Text oben).Dass die Aufseher für private Anleger die Verluste nun begrenzen wollen, ist verständlich. Berg verweist zudem darauf, dass das Eingreifen der BaFin nun womöglich zu einem Dilemma führt, da dies bei den Marktteilnehmern die Erwartung wecken könnte, alle jene Produkte, die nicht von der BaFin in Frage gestellt oder verboten würden, seien unbedenklich.