Im GesprächStefan Paxmann, LBBW

LBBW baut Nutzung von generativer KI aus

Bei der LBBW forciert Digitalchef Stephan Paxmann den Einsatz von KI-Systemen. Erste Feldversuche verliefen vielversprechend. Allein im Dokumentenmanagement ergibt sich großes Potenzial für Automatisierung.

LBBW baut Nutzung von generativer KI aus

Die LBBW hat sich schon frühzeitig mit der Erkundung von Blockchain und Digital Assets befasst. Im Februar 2019 wickelte die größte deutsche Landesbank mit einem Schuldschein erstmals ein Wertpapier digital ab. Auf Grundlage dieser frühen Erkenntnisse baut die Stuttgarter Bank ihr Geschäft mit digitalen Vermögenswerten nun aus.

Dabei spielt auch die Einheit Digitalisierung & Innovation mit ihrem Leiter Stephan Paxmann eine wichtige Rolle. Über ein Innovation Lab und den Digital Hub werden Digitalisierungsthemen wie tokenisierte Wertpapiere, virtuelle Welten und generative künstliche Intelligenz (KI) in der Landesbank angeschoben.

LBBW hofft auf Mica-Erlaubnis

Paxmanns Credo: „Bei Digitalthemen denken wir unternehmerisch und setzen Lösungen schrittweise auf – nicht nur alleine, sondern auch mit Partnern. Für Digital Assets heißt das, dass wir zunächst eine Infrastruktur nebst Partnern und Lizenzen brauchen, um darauf Dienste für Kunden aufzusetzen“, sagt Paxmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Bei Digitalthemen denken wir unternehmerisch und setzen Lösungen schrittweise auf.

Stephan Paxmann, LBBW

Für ein strukturiertes und transparentes Vorgehen hat Paxmann mit seinem Team eine digitale Landkarte entwickelt, die Themen wie Stablecoins, Security Token und Kryptowährungen skizziert und in einen Gesamtkontext mit Relevanz für die LBBW einsortiert. In Sachen reguliertes Geschäft blickt die LBBW dabei auch auf die kommende Mica-Kryptoverordnung, die Ende 2024 in Kraft tritt. „Für Geschäft, das wir auf eigener Infrastruktur und auf eigene Rechnung fahren wollen, wäre eine Mica-Erlaubnis wahrscheinlich der passendste Weg.“

Ob mit oder ohne Partner

Dabei will die LBBW auch mit Partnern aus der Kreditwirtschaft zusammenarbeiten. So beteiligte sich die Stuttgarter Bank zur Schaffung einer breit nutzbaren Infrastruktur an dem DLT-Wertpapierspezialisten Swiat, der von der DekaBank ins Leben gerufen und schon mit einigen Fähigkeiten ausgestattet wurde. Die LBBW werde dabei mit dem Wertpapiergeschäft andocken können.

Die Bank wolle einige Dinge in der Tokenisierung aber auch weiter selbst angehen, ob mit institutionellen Kunden, der Assetmanagement-Branche oder bei der Integration von Alternative Assets, sagt Paxmann. Darunter würden Kryptowährungen fallen, die langsam wieder mehr Aufmerksamkeit erführen.

Das Kundeninteresse an Digital Assets sei stark vorhanden, aber der konkrete Bedarf mitunter noch zu gering, so die Einschätzung von Paxmann. Für die Banken sei es aber trotzdem ratsam, sich in diese Richtung zu bewegen, finde der Aufbau des Ökosystems von digitalen Wertpapieren doch über mehrere Jahre statt – und den Zeitraum brauche man auch, um die IT-Landschaft einer großen Bank für Digital Assets zu modernisieren.

ChatGPT bearbeitet Kreditanträge

Sehr schnell praxisfähig wird der Einsatz von generativer KI. Kürzlich habe die Bank einen Feldversuch mit ChatGPT für Kreditanträge gemacht und dabei festgestellt, dass die Bank auf diese Weise ein solches Dokument innerhalb von wenigen Stunden fertigstellen konnte, gegenüber drei bis vier Tagen manueller Research- und Eingabearbeit.

Dasselbe lasse sich vermutlich im Compliance-Management mit den vielen Dokumenten realisieren, sagt Paxmann. Und natürlich könne KI auch für das Scannen von Kreditrisiken aus dem vorhandenen Datenpool eingesetzt werden. Auch den Vermögensberater vor Ort könne KI mit Szenarioanalysen unterstützen. Und mit Blick auf die Code-Entwicklung prophezeit Paxmann den bislang noch gefragten, aber immer weniger verfügbaren Cobol-Programmierern, dass ihnen bald die Arbeit ausgehen dürfte.

Die LBBW baue die Nutzung von generativer KI mit Hochdruck aus. Neben der gesteuerten Nutzung von ChatGPT werden Anwendungen mit eigenen Sprachmodellen entwickelt, die mit internen Daten nach den Vorgaben der Compliance genutzt werden können.

Neue Regeln für KI-Einsatz

Für Paxmann geht es nun darum, neben der eigentlichen Infrastruktur-Entwicklung die Governance und damit den Workflow für den Generative-KI-Einsatz zu formulieren, bei der Menschen weiterhin die letzte Entscheidungsinstanz sein müssen. Dabei eröffnet künstliche Intelligenz vor allem in der Kreditwirtschaft mit ihren vielen unstrukturierten Daten kommerzielle Chancen.

IM GESPRÄCH: STEPHAN PAXMANN

„Eine Mica-Erlaubnis wäre wahrscheinlich der passendste Weg“

Der LBBW-Digitalchef erkundet Digital Assets – Mit KI-Anwendungen ist die Landesbank schon mittendrin

Die LBBW hat bei ihrer digitalen Transformation einige Themen auf der Agenda. Im Segment der Digital Assets ist die Bank über eine Beteiligung an der Swiat-Infrastruktur der DekaBank bei tokenisierten Wertpapieren schon dabei. Eigenes Geschäft sei aber eine Option, betont LBBW-Digitalchef Stephan Paxmann.

Von Björn Godenrath, Frankfurt