RÜCKVERSICHERERTREFFEN IN MONTE CARLO

Digitalisierung als Chance

Rückversicherer wollen durch neue Lösungen höhere Erträge erreichen - Preise bewegen sich kaum

Digitalisierung als Chance

Die Rückversicherer blicken mit verhaltener Zuversicht in die Zukunft. Dazu tragen insbesondere die technologischen Veränderungen, sprich die Digitalisierung und die sich daraus ergebenden Risiken, bei. Allerdings ergeben sich durch die Digitalisierung auch Chancen, diese Risiken besser in den Griff zu bekommen, zeigte sich auf dem 62. Rendez-Vous de Septembre in Monaco. Preiserhöhungen lassen sich allerdings vorläufig nicht durchsetzen, so dass die Erträge unter Druck bleiben.Von Thomas List, zzt. Monte Carlo Auf seiner letzten Pressekonferenz in Monte Carlo als Chef der Hannover Rück gibt sich Ulrich Wallin optimistisch. “Für das Jahr 2019 sollten sich weitere vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten bieten.” Dabei erwähnt er die Digitalisierung, aber auch die Deckung von Cyber-Risiken (siehe Text auf dieser Seite). Außerdem ergäben sich Chancen durch maßgeschneiderte Versicherungsprodukte beispielsweise zum Bilanzschutz vor dem Hintergrund von Solvency II und vergleichbaren Aufsichtsregimes. Ohne Versicherungsschutz Swiss Re rechnet sich Chancen durch die geringe Versicherungsdurchdringung in der Weltbevölkerung aus. Etwa zwei Milliarden Menschen hätten keinen Zugang zu Versicherungen. Daraus errechnet das Swiss Re Institute ein Beitragspotenzial von 800 Mrd. Dollar. Von den 2 Bill. Dollar Verlusten durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahrzehnt seien 70 % nicht versichert gewesen, heißt es bei Swiss Re. Daraus ergäben sich Wachstumsmöglichkeiten. Die müsse die Branche durch innovative, technologie-basierte Lösungen nutzen. Ins gleiche Horn stößt Denis Kessler, CEO der Nummer 5 der Branche, Scor. Die (Rück)versicherungsbranche biete positive langfristige Trends, von denen Scor stark profitieren könne. Es gebe eine stärkere Nachfrage nach Risikodeckungen, ein sich veränderndes regulatorisches, politisches und buchhalterisches Umfeld, aber auch sich verändernde soziale Erwartungen – wie das Thema Nachhaltigkeit (ESG, Environment Social Governance). Nicht zuletzt will Kessler Scor durch die Konzentration des Kapitals in harten Währungen (Dollar, Pfund und Euro) und eine konsequente Fremdwährungskongruenz gegen politische Veränderungen wie den neuen Protektionismus immunisieren. Folge für PreiseWas bedeutet das nun für die Preise von Rückversicherungsdeckungen im kommenden Jahr? Bei Munich Re, Swiss Re, Hannover Re und Scor ist man sich ebenso einig wie bei den Ratingagenturen: Am 1. Januar 2019 und an den folgenden Erneuerungsterminen werden die Preise über alles gesehen konstant bleiben, sofern es nicht einen oder mehrere Großschäden geben sollte. Der Rückversicherungsvorstand von Munich Re, Torsten Jeworrek, erwartet global gesehen bis 2020 ein leichtes, wenn auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas abgeschwächtes Beitragswachstum. Aber das kann auch durch ein höheres Beitragsvolumen, sprich mehr Geschäft entstehen. Im Spezialgeschäft und bei komplexen, maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen werden aber durchaus höhere Preise erwartet. Hier kann sich auch jedes Unternehmen mit besonderem Know-how gegenüber dem Wettbewerb abgrenzen. Kapitalkosten nicht verdientBei allen ist aber die Enttäuschung spürbar, dass die Großschäden des Vorjahres, also insbesondere die Hurrikanes Harvey, Irma und Maria, nur in der Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2018 zu leichten Preiserhöhungen (und auch nur in schadenbelasteten Geschäftsbereichen) geführt hat und sich zu den darauf folgenden Terminen nicht fortsetzte. Einig sind sich die großen Player, dass die Preise steigen müssen, damit, wie es bei Swiss Re heißt, nachhaltige Eigenkapitalrenditen erzielt werden können.2017 waren die Renditen negativ, und selbst unter Außerachtlassen der vorjährigen Großschäden und der Entwicklung (Freisetzung) von Schadenreserven würden die Kapitalkosten nicht verdient, sagte Swiss-Re-Group-Chief Underwriter Edouard Schmid in Monte Carlo. Vielmehr müssten die Margen um 5 bis 6 % steigen, um wieder eine angemessene Eigenkapitalrendite von etwa 10 % zu erzielen.