Direct Lending verharrte 2023 in der Nische
Direct Lending verharrt in der Nische
80 Prozent aller europäischen Transaktionen erfolgen 2023 im Midmarket
phh Frankfurt
Die direkte Kreditvergabe durch Fonds an Unternehmen (Direct Lending) blieb auch im vergangenen Jahr in Europa ein Nischenthema. Zwar gab es mit 4,5 Mrd. Euro die größte europäische Finanzierung aller Zeiten, doch die überwältigende Mehrheit der Debt Funds machte kleinere Deals. Der aktivste war Ares.
Mit der Übernahme des norwegischen Kleinanzeigenportalbetreibers Adevinta setzten die beiden Private-Equity-Häuser Blackstone und Permira Ende 2023 eine europäische Bestmarke. Denn um den Milliarden-Deal zu finanzieren, schnürten sie mit einem Volumen von 4,5 Mrd. Euro das größte Fremdkapitalpaket, das in Europa jemals von Debt Funds bereitgestellt wurde, wie aus Daten des Research-Hauses Reorg hervorgeht.
Für den europäischen Direct-Lending-Markt ist ein Deal dieser Größenordnung ein Achtungserfolg, finden Transaktionen in diesem Volumen doch sonst vornehmlich in den USA statt. In Europa kommt Direct Lending – also die direkte Kreditvergabe durch Fonds – überwiegend im mittelgroßen Marktsegment (Midmarket) zum Einsatz. Laut Reorg waren im vergangenen Jahr 80,5% aller europäischen Transaktionen in der Größenordnung von 250 Mill. Euro oder kleiner.
Hohe M&A-Abhängigkeit
Transaktionen in dieser Größenordnung können größere Debt Funds inzwischen allein finanzieren. Private-Equity-Investoren müssen also für Deals dieser Größenordnung weder einen mehrköpfigen Banken-Club noch einen Debt-Fund-Club zusammenstellen, noch den liquiden Kapitalmarkt anzapfen. Und Private Equity ist für die Debt Funds weiterhin die mit Abstand wichtigste Kundengruppe.
So hängt das Direct-Lending-Geschäft noch immer stark am M&A-Markt. Laut Reorg Research hatten im vergangenen Jahr von den insgesamt 680 Direct-Lending-Transaktionen in Europa 491 einen M&A-Bezug. Das sind fast drei Viertel aller Transaktionen, die entweder Buy-outs oder Add-ons finanzierten – also größere Firmenübernahmen durch einen Private-Equity-Investor oder kleinere Zukäufe für bereits bestehende Portfoliounternehmen des Investors. 14,3% aller Transaktionen waren Refinanzierungen bestehender Kredite und nur etwas mehr als jeder zehnte Kredit war eine Wachstumsfinanzierung.
Debt Funds werden vorsichtiger
In der klassischen Unternehmensfinanzierung tun sich Debt Funds aufgrund ihrer höheren Preise gegenüber Banken weiterhin schwer. Da Debt Funds verglichen mit Banken in der Regel dazu bereit sind, in Relation zum Ebitda höhere Verschuldungsgrade (Leverage-Multiple) einzugehen, haben die darauf angewiesenen Private-Equity-Investoren dafür auch eine höhere Zahlungsbereitschaft. Doch auch Debt Funds sind vorsichtiger geworden. Reorg Research zufolge ist das durchschnittliche Leverage-Multiple von 5,2 im ersten Quartal 2023 zum Jahresende auf das 4,8-Fache des Ebitda gesunken.
Auch beim Blick auf die Lieblingsbranchen von Debt Funds zeigt sich die Nähe zu Private Equity. So spielte sich dem Research zufolge im vergangenen Jahr mehr als jede fünfte Transaktion in Europa in der Softwarebranche ab. Private Equity fliegt derzeit regelrecht auf Software: „Von 3.000 Software-Deals im Jahr 2023 waren 1.500 Private-Equity-Deals“, schreiben die Banker der Bostoner Tech-Investmentboutique AGC Partners in ihrem Jahresreport. Auf Platz 2 und 3 folgen die Branchen Business Services mit 122 Transaktionen (17,9%) und Healthcare/Life Sciences mit 116 Transaktionen (17%).
Gemessen an der Transaktionszahl war 2023 Ares mit 63 Deals und einem Marktanteil von 7,2% der aktivste Direct Lender. Mit einigem Abstand folgen Euroazeo (37 Deals), Barings (35) und Tikehau (34).