Dissonanzen ums "Tech Quartier"

Eröffnungsfeier für Fintech-Zentrum wird verschoben - Finanzwirtschaft vermisst Unternehmertum

Dissonanzen ums "Tech Quartier"

In Hessen sorgt das geplante Frankfurter Fintech-Zentrum “Tech Quartier” für böses Blut. Der ursprünglich vorgesehene Termin für die Eröffnungsfeier im Oktober ist nicht zu halten.bn Frankfurt – Wenige Wochen vor der geplanten Eröffnung des Frankfurter Fintech-Zentrums “Tech Quartier” treten immer deutlicher Unstimmigkeiten unter den Beteiligten zutage. In der Folge ist nun der für Oktober geplante Termin der Eröffnungsfeier verschoben worden, wie in Finanzkreisen zu hören ist. Ein Sprecher des hessischen Wirtschaftsministeriums betonte am Freitag, der Betrieb starte wie geplant im kommenden Monat. Was den Termin der Eröffnung betreffe, sei man aber noch in der Abstimmung. Wann die Eröffnungsfeier terminiert werde, stehe noch nicht fest.Das seit Monaten geplante Zentrum ist ein Prestigeobjekt von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Es soll Nukleus eines “Clusters” werden, der Frankfurt zu einem führenden Standort von Start-ups mit Fokus auf digitale Finanzdienstleistungen macht. Vorerst allerdings drohen provinziell anmutende Streitereien das Vorhaben zu lähmen. Unmut wird etwa mit Blick auf die Rolle der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) laut. Sie habe das ursprünglich aus einer Idee im Privatsektor entstandene Projekt an sich gezogen und wolle sich nun mit fremden Federn schmücken. Nun spielten vermehrt politische Eitelkeiten eine Rolle. Lange DebattenSo lieferte sich ein Koordinationsgremium auf einer Sitzung im Wochenverlauf lange Debatten zu der Frage, ob die Eröffnungsveranstaltung mit der Verleihung des “FrankfurtRheinMain Business Angels Award” zusammenfallen solle oder nicht. Den Preis verleihen die Finanz-Lobby-Vereinigung Frankfurt Main Finance, die “Business Angels Frankfurt RheinMain” sowie die WM Gruppe, welche die Börsen-Zeitung herausgibt: “Da geht es darum, wer die Lorbeeren bekommt”, heißt es bei Beobachtern.Kritisiert wird auch, dass mit der Geschäftsführung des “Tech Quartiers” kein “Entrepreneur” betraut worden sei, sondern ein öffentlicher Angestellter. Es fehle an Unternehmertum. Als Geschäftsführer des “Tech Quartiers” fungiert Sebastian Schäfer, der seit 2012 den Goethe-Unibator der Universität Frankfurt leitet. Derweil sind dem Vernehmen nach noch längst nicht alle Sponsoring-Verträge unter Dach und Fach, wie dieser Tage auf einer Sitzung der Initiatoren mitgeteilt worden sei. Zu den Banken, die noch keinen Sponsoren-Vertrag unterzeichnet haben, zählt nach Angaben aus Finanzkreisen die Commerzbank, die mit dem Main Incubator und CommerzVentures eigene Initiativen gestartet hat. “Die Commerzbank begrüßt die Initiative des hessischen Wirtschaftsministeriums, den Standort Frankfurt für Fintechs zu stärken”, teilte das Institut am Freitag auf Anfrage mit. Die Deutsche Börse, die als Platin-Sponsor 100 000 Euro zahlt, äußerte sich nicht.Die Betreibergesellschaft des “Tech Quartiers” steht unter Federführung der WIBank. Im Frankfurter Hochhaus Pollux hat sie für 7,5 Jahre Räume gemietet, die für Arbeitsräume von Fintechs, ein “Tech Lab”, Veranstaltungen, Konferenzen sowie Schulungen vorgesehen sind.Einer der Hauptsponsoren der “Fintech Community GmbH” ist die im selben Gebäude präsente ING-DiBa. Eine ganze Reihe weiterer am Main ansässiger Banken und Finanzdienstleister habe finanzielle Zusagen gemacht, hieß es Mitte August, als Hessens Wirtschaftsministerium zu einer Besichtigung der Baustelle geladen hatte. Da die Nachfrage von Fintechs und Konzernen, die in Start-ups investieren, nach Flächen im Pollux ziemlich hoch ausfalle, könnte die Betreibergesellschaft nicht nur wie geplant zwei Etagen, sondern auch eine dritte Etage beziehen, hieß es.Erste Dissonanzen waren indes schon im Juni zu vernehmen gewesen. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Phalanx aus Stadt und Land mit der WIBank und der Goethe-Universität die unternehmerische Komponente vernachlässige, wurde damals in Finanzkreisen moniert.