Dombret: Basel III nicht ohne USA

Aufsicht will Kapitalregeln nicht einseitig einführen - Im Mittel 5 Prozent Anstieg für deutsche Banken

Dombret: Basel III nicht ohne USA

Berechnungen der Bundesbank zeigen, dass die Auswirkungen der Basel-III-Finalisierung für deutsche Banken im Korridor der Toleranz liegen. Man wolle keiner Regelung zustimmen, welche die Risikosensitivität komplett aus dem regulatorischen Kanon eliminieren würde, versprechen Dombret und BaFin-Chef Felix Hufeld.bg Frankfurt – Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret hat in seinem Eröffnungsvortrag zum Symposium “Bankenaufsicht im Dialog” erstmals Zahlen genannt, wie sich die Finalisierung von Basel III auf deutsche Institute auswirkt. Im Ergebnis sei für die meisten teilnehmenden Institute kein wesentlicher Anstieg der risikogewichteten Aktiva und damit der Eigenkapitalanforderungen zu sehen. “Konkret bedeutet das für Deutschland für viele Banken geringe Anstiege von im Mittel unter 5 %. Mitunter sehen wir sogar einen Rückgang der Kapitalanforderungen.” Für diese Zahlen hat die Bundesbank aktuelle Daten des Baseler Ausschusses herangezogen und um eigene Berechnungen ergänzt, diese Szenarien bildeten damit den aktuellen Verhandlungsstand ab, so Dombret. Allerdings seien einzelne Institute durchaus stärker von den Vorschlägen aus Basel betroffen, auf diese “outlier banks” könnten erhöhte Eigenkapitalanforderungen von bis zu 20 % zukommen – ein Punkt, den BaFin-Chef Felix Hufeld auch in seiner Rede aufgriff (siehe unten stehender Text). Diese Inflation der Risikoaktiva liege vor allem am angedachten Output Floor als neuer Untergrenze für die Kalibrierung von risikogewichteten Aktiva in den internen Modellen der Banken, führte Dombret weiter aus. Dieser Floor sei für die Mehrheit der großen deutschen Banken bindend, allerdings in einem sehr unterschiedlichen Ausmaß. Dies bedeute aber auch, dass gerade die Sparkassen und Genossenschaftsinstitute, die in erster Linie den Standardansatz verwenden, kaum betroffen seien und teilweise von Basel III sogar profitieren würden, sagt Dombret.Mit der verschärften Anwendung von Output Floors als Untergrenze wollen die Regulatoren übermäßige Schwankungen bei der individuellen Berechnung der risikogewichteten Aktiva begrenzen. Diese Floors sind allerdings zum Zankapfel zwischen Europäern und Amerikanern in den derzeit auf Eis liegenden Basel-Verhandlungen geworden, da vor allem die deutsche Seite bei zu hohen Floors eine Eliminierung des Prinzips der Risikosensitivität befürchtet.Dombret griff diesen Punkt auf. Man habe im Baseler Ausschuss einen ausgewogenen Kompromiss auf den Tisch gelegt und ihm sei es wichtig, “dass wir bei aller Begrenzung der internen Modelle die Risikosensitivität weiterhin im Blick behalten”. Denn eine zu hohe Hürde setze schlicht falsche Anreize. Die Modellberechnungen seien aus guten Gründen so angelegt, dass höhere Risiken mehr Kapital erforderten und geringere Risiken weniger. “Würde dieser einfache Grundsatz durch eine zu hohe Untergrenze ausgehebelt, ginge das zulasten der Risikosensitivität. Damit würden die Anreize für eine risikoorientierte Steuerung im Bankgeschäft abnehmen.” In Deutschland verwenden weniger als 50 von knapp 1 900 beaufsichtigten Banken interne Modelle.In den Verhandlungen werde die Bundesbank deshalb weiterhin dafür einstehen, dass kein zu hoher Output Floor eingeführt werde. “Ein zu hoher Output Floor ist mit uns schlicht nicht zu machen.” Was den Zeitplan für die Fortsetzung der Verhandlungen angeht, wollte Dombret sich nicht festlegen, weil sich mit den USA gerade ein wichtiger Verhandlungspartner neu formiere. “Sollten die USA Basel III nicht einführen, werden wir in Europa die neuen Regeln sicherlich nicht einseitig einführen. Diese Lektion aus Basel II haben wir gelernt.”Dombret machte außerdem klar, dass er sich als deutscher Vertreter im Baseler Ausschuss für ausreichende Übergangsregelungen einsetzen werde – ein Punkt, den Deutsche-Bank-Vorstand Marcus Schenk in seinem Vortrag betonte (siehe unten stehender Artikel). Dombrets Auffassung nach habe man ein gutes Ergebnis bei den Baseler Verhandlungen dann erreicht, “wenn es die übermäßigen Schwankungen bei der Berechnung der risikogewichteten Aktiva reduziert, ohne dabei den Grundsatz der Risikosensitivität aufzugeben”.