Dombret unterstützt kleine Banken

Verhältnismäßigkeit der Regulierung angemahnt

Dombret unterstützt kleine Banken

jh München – Einmal unterbricht Applaus den Vortrag von Andreas Dombret. Mit einem Satz spricht das Vorstandsmitglied der Bundesbank etlichen Teilnehmern des Bayerischen Bankentages aus der Seele: “Ich finde, mehr Verhältnismäßigkeit zwischen kleinen und großen Banken könnte durchaus angebracht sein.” Es geht um die Regulierung, neben dem Zinstief seit vielen Monaten das Aufregerthema im Bankensektor.Generell hält Dombret fest, die Kosten der Regulierung schienen ein angemessener Preis für die zusätzliche Stabilität der Finanzwirtschaft zu sein. Dann folgt sein Aber: “Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass kleinere Banken mit risikoarmem Geschäft nicht so intensiv reguliert und beaufsichtigt werden wie größere, die riskantere Geschäfte betreiben.” Man müsse sich die Frage stellen, ob die Regulierungsreform seit 2008 nicht zu sehr auf große, international tätige Banken ausgerichtet sei.In dieselbe Kerbe hieb zuvor Theodor Weimer, Präsident des Bayerischen Bankenverbands und Vorstandssprecher der HypoVereinsbank. Die Kosten der Regulierung müsse sich eine Bank leisten können, sein Haus könne das eher als kleine und mittlere Institute. Andernfalls gäbe es strukturelle Veränderungen in der Branche, sagt der Gastgeber des Bankentages und deutet eine mögliche Konsolidierung an. Wegweisender G 20-GipfelDombret, der im Bundesbankvorstand für Banken und Finanzaufsicht zuständig ist, brachte noch einen zweiten Appell nach München mit: Die Regulierungsreform sollte allmählich zum Ende kommen. Die Agenda des Baseler Ausschusses sei in großen Teilen abgearbeitet. In den nächsten Tagen werde auf dem G 20-Gipfel in der Türkei mit dem Standard zum verlustabsorbierenden Kapital (TLAC) ein wichtiger Schritt getan, um das Too-big-to-fail-Problem zu lösen. “Bevor wir also über künftige Regulierungsprojekte nachdenken, sollten wir zunächst beobachten, wie die neuen Regeln wirken”, mahnt Dombret. Keine Angst vor FintechsEr und Weimer kommen im Kreis der wenigen Frauen und zahlreichen Männer der weiß-blauen Bankenwelt natürlich auch auf die Digitalisierung zu sprechen. Beide sind sich einig, es geht um eine Herausforderung und Chance, die unbedingt angepackt werden muss. Für Druck sorgten die Fintechs, die technikbasierten Finanzdienstleister, meint Dombret. Ihr Wachstum beeindrucke: “Fintechs sammeln mittlerweile weltweit rund 1 Mrd. Dollar Kapital ein – und zwar jeden Monat.” Er glaubt nicht an einen Kampf zwischen ihnen und den traditionellen Banken. Das Geschäft lasse sich nicht in einzelne digitale Prozesse und Dienstleistungen zerlegen. Zudem hätten Banken Vorteile, die ihren Kunden alles aus einer Hand bieten könnten. Aus Dombrets Sicht sind die Fintechs kein Feindbild für die Branche, sondern im Gegenteil mögliche Partner für Kooperationen.HVB-Chef Weimer gibt sich selbstbewusst: “Banken sollte man nie unterschätzen.” Ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihre breite Kunden- und Investorenbasis seien schließlich kostbare Güter. “Es gibt keinen Grund, sich vor Fintechs zu Tode zu fürchten.”