Draghi fordert mehr Macht für Makro-Aufseher
ms Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi hat stärkere Eingriffsmöglichkeiten der Finanzaufseher bei Risiken im Schattenbankensektor gefordert. “Die politischen Entscheidungsträger benötigen einen umfassenden makroprudenziellen Werkzeugkasten, um zu handeln, falls sich bestehende Risiken außerhalb des Bankensektors verlagern oder neue Risiken entstehen”, sagte Draghi gestern zum Auftakt der dritten Jahreskonferenz des EU-Systemrisikorats ESRB in Frankfurt. Im Blick hat Draghi aber explizit auch Versicherer.Draghi, der zugleich Chef des ESRB ist, lobte zwar, dass die makroprudenzielle Aufsicht, die statt einzelner Institute das Finanzsystem als Ganzes im Blick haben soll, in den vergangenen Jahren gestärkt worden sei. Die Instrumente seien aber primär auf den Bankensektor gerichtet. Der Nichtbankensektor mache jedoch inzwischen fast 40 % des EU-Finanzsystems aus. In dem Bereich seien die Möglichkeiten zum Angehen von Gefahren durch einen “unvollständigen Werkzeugkasten” eingeschränkt.Wenngleich nicht ganz neu, hat die makroprudenzielle Aufsicht als Lehre der Weltfinanzkrise eine immer größere Bedeutung erhalten. Zugleich gibt es Bedenken, wie durchschlagskräftig sie ist. Das gilt umso mehr nach vielen Jahren ultralockerer Geldpolitik weltweit, die tendenziell zu Finanzrisiken führt.Draghi sagte, die zusätzlichen Instrumente sollten sich beispielsweise mit Liquiditätsrisiken beschäftigen. Zudem gehe es um Gefahren, die mit der Nutzung von Fremdkapital bei manchen Investmentfonds auftauchen könnten. “Auch den Fondsmanagern muss eine breitere Palette von Instrumenten an die Hand gegeben werden, um solche Risiken besser managen zu können”, sagte er. Draghi sagte, dass es auch neue Instrumente für den Versicherungsbereich geben müsse. Darüber diskutiere der ESRB-Verwaltungsrat bereits.Der Notenbanker betonte zudem die Notwendigkeit von Daten hoher Qualität. Im Bereich der Immobilienmärkte gebe es da beispielsweise Mängel: “Der Fortschritt ist langsamer als gewünscht”, sagte Draghi.