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Druck auf insolventen Krypto-Händler FTX nimmt zu

Die Lage des Kryptohändlers FTX spitzt sich weiter zu, so dass eine Restrukturierung immer unwahrscheinlicher werden könnte. Die Behörden der Bahamas haben Ermittlungen aufgenommen. Es werde untersucht, ob kriminelles Fehlverhalten vorliege.

Druck auf insolventen Krypto-Händler FTX nimmt zu

bg Frankfurt

Bei dem in den Gläubigerschutz geflüchteten Kryptohändler FTX spitzt sich die Situation weiter zu, so dass die Chancen für eine Restrukturierung sinken. Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge hatte FTX zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung nur 900 Mill. Dollar liquide Assets auf der Bilanz, denen aber Verpflichtungen von 9 Mrd. Dollar gegenüberstanden.

Zudem rücken die Behörden der Bahamas, wo die FTX-Zentrale registriert ist, Firmenchef Sam Bankman-Fried auf die Pelle. Die dortige Polizei hatte am Sonntag Ermittlungen aufgenommen. Ein Team von Finanzermittlern untersuche in enger Zusammenarbeit mit der Wertpapieraufsicht des Inselstaates, ob kriminelles Fehlverhalten vorliege, wurde mitgeteilt.

Auf den Bahamas sind das internationale Geschäft von FTX sowie der zurückgetretene Chef Bankman-Fried ansässig. Die Wertpapieraufsicht hatte zuvor angegeben, das Unternehmen stehe unter Verdacht, unter anderem Kundengelder veruntreut zu haben.

Clawbacks angekündigt

Die Wertpapieraufsicht der Bahamas hatte über das Wochenende „bestimmte Vermögenswerte“ von FTX eingefroren und einen Insolvenzverwalter für die Abwicklung beantragt. Es ist davon auszugehen, dass die Behörden den Pass von Bankman-Fried einbehalten könnten, um seine Präsenz für mögliche Verfahren sicherzustellen. Die Behörden hatten zudem mitgeteilt, dass sie am Samstag von der FTX-Plattform abgezogene Gelder lokaler Anleger zurückholen könnten (Clawback), da die Aufsicht so etwas nicht genehmigt hatte. Mit Eintritt in das Chapter-11-Verfahren sind eigentlich keine Auszahlungen über FTX mehr möglich, außer sie werden vom Insolvenzgericht freigegeben.

Zudem wurde FTX Opfer eines Hacks: Der Justiziar der US-Tochter von FTX, Ryne Miller, teilte am Samstag mit, es habe „nicht autorisierte Transaktionen“ gegeben. Die britische Analysefirma Elliptic äußerte die Vermutung, dass am Freitagabend Kryptowerte im Umfang von 473 Mill. Dollar von FTX gestohlen worden seien. Das verschachtelte FTX-Reich befindet sich teilweise schon in Auflösung, da sich Geschäftspartner zurückziehen. So gab Visa Montagfrüh bekannt, dass die Geschäftsbeziehung zu FTX bei Kreditkarten beendet sei. Setzt sich das fort, ist ein Geschäftsbetrieb der Plattform kaum noch möglich und es droht die Abwicklung, bei der die Gläubiger sehr wenig erhalten dürften. Einzig ein kräftiger Haircut von mindestens 80 % könnte einen Neustart ermöglichen. Dies könnte mit der Ausgabe von Besserungsscheinen im Form von IOU-Token abgefedert werden, die zur Auszahlung kommen, wenn FTX wieder Überschüsse erzielt – 2021 wurden bei Erlösen von 1 Mrd. Dollar 250 Mill. Dollar verdient. Bei Bitfinex hatte das funktioniert, Jahre, nachdem die Plattform Opfer eines Hacks war.

Wie über das Wochenende be­kannt wurde, hatte auch die ESMA ein Auge auf FTX geworfen. Bei dem über eine zypriotische Lizenz betriebenen europäischen Geschäft wurde die Beseitigung von Mängeln angemahnt. Darüber hinaus wurde offenbar nichts weiter unternommen. Für die Aufseher ist es zwar schwer, dem international verästelten Geschäft Vorgaben zu machen – aber insgesamt sehen sie schlecht aus, da FTX nicht die erste Krypto-Pleite ist.

BaFin-Intervention

Einzig die BaFin ist auffällig proaktiv und belegt Kryptobetreiber mit zusätzlichen Vorgaben, wenn sie Finanzprodukte in Deutschland vertreiben wollen. So hatte FTX über den lokalen Partner CM Equity Aktien-Token in Deutschland handeln wollen, was ihr aber von der BaFin untersagt wurde, da es sich nach Ansicht der Behörde um pro­spektpflichtiges Geschäft handelt.

In der Kryptobranche sind nun alle bemüht, die Auswirkungen des FTX-Desasters auf sich selbst zu managen. Handelsplätze haben damit begonnen, ihre auf der Plattform verwahrten Tokenbestände mittels „proof of reserves“ zu dokumentieren. Solche Daten werden schon von Spezialisten wie Nansen veröffentlicht. Binance-Chef Changpeng Zhao kündigte Montagfrüh an, dass man mit anderen zusammen einen „industry recovery fund“ auf die Beine stellen wolle, um die negativen Kaskadeneffekte des FTX-Zusammenbruchs zu reduzieren. Dafür müssten Cash-Reserven in ein gemeinsames Vehikel eingezahlt werden. Binance verfügt über hohe Reserven, hat aber ein Interesse daran, die Branche als Ganzes zu ­stützen.

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