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Düstere Immobilien­stimmung

Im Immobiliensektor wird Trübsal geblasen. Weltweit sackt nach Berechnung des Sachverständigenverbands RICS die Stimmung unter die Nulllinie ab, allen voran in Deutschland ist die Skepsis groß. Dabei sind gerade im Immobilienbereich die Herausforderungen durch den Klimawandel immens.

Düstere Immobilien­stimmung

sto Frankfurt

Die Stimmung im Immobiliensektor sackt weltweit deutlich ab, in Deutschland sieht es besonders düster aus. Dies zeigt der Global Commercial Property Sentiment Index (CPSI) des britischen Berufsverbands der Immobiliensachverständigen und -experten RICS (Royal Institution of Chartered Surveyors). Für das dritte Quartal veröffentlichte der Verband gestern einen Wert von global −11 nach −6 im Vorquartal, für Deutschland verschlechterte sich der Wert sogar von −20 auf −28. Der globale Wert liegt indes über dem Tiefstwert, der während der Pandemie im zweiten Quartal 2020 mit −46 erreicht wurde.

Sowohl auf der Mieter- als auch auf der Investorenseite sei die Stimmung gleichermaßen schlecht. „Der Stillstand ist in fast allen Immobilienmärkten angekommen, und positive Aussichten sind rar“, fasste gestern die Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland, Susanne Eickermann-Riepe, die Ergebnisse zusammen. Derzeit sei am Horizont nichts Positives erkennbar, was für 2023 nichts Gutes verheiße. „Die Investoren üben sich in Zurückhaltung und warten aufgrund der Unsicherheiten ab oder suchen alternative Anlageoptionen. Auch die Nutzer haben einen Gang zurückgeschaltet und sind wieder pessimistischer geworden.“ Dabei seien die Herausforderungen durch den Klimawandel enorm, gerade im Immobiliensektor. Aber wie die Weltklimakonferenz in Ägypten gezeigt habe, bleibe es mehr bei Absichtserklärungen, während zu­gleich das Kapital fehle.

Nur Naher Osten über null

Alle Regionen weltweit seien unter die Nulllinie abgesackt, hieß es weiter. Lediglich im Nahen Osten gebe es noch positive Werte, die sich zuletzt sogar auf +10 verbesserten. In Großbritannien habe es dagegen eine deutliche Trendwende von +6 auf –16 gegeben.

Global sei positiv festzuhalten, dass die Nachfrage nach Industrieflächen weiterhin als solide bezeichnet werden könne, wenn sie auch auf etwas bescheidenerem Niveau zu­nehme als zuvor. Im Bürosegment rechnet die Hälfte der Befragten mit einem Rückgang des Bestands von bis zu einem Zehntel im kommenden Jahr. Hier spielt insbesondere das verstärkte mobile Arbeiten seit der Pandemie eine Hauptrolle.

Ziemlich problematisch sieht die Situation der Projektentwickler aus. Der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung der Kreditkonditionen konstatierten, stieg auf 56 %. Besonders in Europa war die Verschlechterung am stärksten ausgeprägt, wo rund drei Viertel der Befragten diese Ansicht vertraten. Besonders auffällig waren die Ergebnisse aus Deutschland mit 91 %.

Nach Ansicht von RICS steigt global das Bewertungsrisiko. Denn weltweit schätzen mehr als die Hälfte der Befragten ihren lokalen Immobilienmarkt als teuer oder zu teuer ein. Am obersten Ende steht hier unter anderem Deutschland mit 84 % nach Japan und Schweiz mit je 88 % sowie Österreich und Fußball-WM-Ausrichtungsland Katar mit je 86 %.

Mit Blick insbesondere auf Europa sind mehr als die Hälfte der Ansicht, dass der Markt in die Abschwungphase des Immobilienzyklus ge­rutscht ist. Drei Monate zuvor hatte nur ein Viertel diese Ansicht vertreten. In Deutschland lag dieser Wert zuletzt sogar bei 71 %.

Die schlechte Stimmung in den meisten europäischen Märkten wird begleitet von einer Verschlechterung der Kreditkonditionen und einer sinkenden Anlegernachfrage. Wie RICS Deutschland bei einer Online-Pressekonferenz hervorhob, erreichte der Nettosaldo von −79 % für Kreditkonditionen den schwächsten Wert seit Beginn der eigenen Erhebung im Jahr 2014. Dies ist angesichts der schnellen Zinserhöhungen durch die Notenbanken nicht überraschend, zumal es über Jahre hinweg durch die Zinssenkungen bei den Krediten immer günstigere Konditionen gegeben hatte.

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