Börsengehandelte Kryptofonds

DWS bei Vorstoß in Krypto-Welt gespalten

Die DWS bereitet sich auf die Einführung börsengehandelter Kryptofonds vor. Doch die Fondsmanager sind mit Blick auf die Anlageklasse gespaltener Meinung.

DWS bei Vorstoß in Krypto-Welt gespalten

DWS bei Vorstoß
in Krypto-Welt gespalten

Fondsmanager haben unterschiedliche Meinungen

Bloomberg Frankfurt

Seit der Schaffung von Bitcoin, die vor fast 15 Jahren die Ära der Kryptowährungen einläutete, hat vielleicht keine andere Anlageklasse so viele Diskussionen über ihren inhärenten Wert ausgelöst. Da große Finanzunternehmen damit beginnen, Produkte mit digitalen Vermögenswerten für die breite Masse zu entwickeln, gewinnt diese Debatte an Bedeutung.

Die Deutsche-Bank-Fondssparte DWS, die sich auf die Einführung von börsengehandelten Kryptofonds vorbereitet, ist ein typisches Beispiel dafür. “Eine Gruppe von Leuten in meinem Team sagt, vergesst es, der Wert von Kryptowährungen ist gleich null, es steckt nichts dahinter”, sagte Björn Jesch, Global Chief Investment Officer der DWS, in einem Interview. “Und es gibt diese andere Gruppe von Leuten, die sagen, wenigstens gibt es einen Preis von 35.000 Dollar für Bitcoin. Jemand zahlt 35.000 Dollar.”

Banken stehen vor Krypto-Balanceakt

Die unterschiedlichen Ansichten der DWS-Fondsmanager verdeutlichen den heiklen Balanceakt, vor dem die Giganten der globalen Finanzwelt stehen, während Bitcoin einen rasanten Aufschwung erlebt. Dieser wird vom Optimismus getrieben, dass die US-Regulierungsbehörden bald Krypto-ETFs zulassen werden. Blackrock und Fidelity gehören zu den Unternehmen, die die Auflegung solcher Produkte beantragt haben.

Auf der einen Seite stehen diejenigen, die sich in das Lager von Personen wie Charlie Munger von Berkshire Hathaway schlagen, der Kryptowährungen im November vergangenen Jahres als “teils Betrug, teils Wahnvorstellung” bezeichnete. Sie verweisen auf die Tendenz von Kryptowährungen, Spekulanten durch wiederholte Ausbrüche extremer Volatilität zu frustrieren, und auf ihre häufige Verwendung für Geldwäsche.

Hinzu kommt die Neigung der Branche, sich selbst zu schaden. Sam Bankman-Fried, der bis vor einem Jahr von vielen als der John Pierpont Morgan der Kryptowirtschaft angesehen wurde, steht derzeit wegen mehrfachen Betrugs vor Gericht, der zu jahrzehntelangen Haftstrafen führen könnte. Er hat auf nicht schuldig plädiert.

DWS kooperiert mit Galaxy Digital Holdings

Dagegen steht zum Teil die Angst der Krypto-Enthusiasten, etwas zu verpassen. Selbst nach dem verheerenden “Krypto-Winter”, der Ende 2021 begann, haben digitale Token eine Marktkapitalisierung von insgesamt etwa 1,3 Bill. Dollar. Der Wert von Bitcoin hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt und übertrifft damit deutlich die Entwicklung von Aktien.

Die DWS unterzeichnete im April eine Vereinbarung mit dem Krypto-Fondsmanager Galaxy Digital Holdings zur Entwicklung einer Reihe von ETFs für den europäischen Markt. Die Auflegung in den kommenden Monaten wird auf der Dynamik aufbauen, die von der allgemeinen Krypto-ETF-Manie ausgeht, die den Bitcoin auf den höchsten Stand seit Mai 2022 getragen hat

Neben der Entwicklung von Krypto-ETFs für Privatanleger hat der DWS Fintech Fund ein erweitertes Mandat zum Kauf von Kryptowährungen. Die DWS, die sich mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bank befindet, verwaltet derzeit ein Vermögen von rund 860 Mrd. Euro.

Grayscale erringt wichtigen Sieg

Der Vorstoß von Grayscale, seinen Bitcoin-Trust in einen ETF umzuwandeln, hat im August einen wichtigen Sieg errungen, als ein Gericht die anfänglichen Einwände der US-Börsenaufsicht SEC überstimmte. Laut dem Vermögensverwalter Coinshares verzeichneten Krypto-Investmentprodukte wie Bitcoin-Futures-ETFs in der vergangenen Woche die größten wöchentlichen Zuflüsse seit Juli 2022.

Für viele Skeptiker werden Kryptowährungen jedoch ein spekulatives Randphänomen bleiben, obgleich ETFs den Zugang zu ihnen erleichtern. “Das Schwierigste ist, eine Prognose für digitale Währungen zu erstellen”, sagte Jesch. “Man hat nicht so viel Historie. Sie haben keine Sicherheiten, keine Wirtschaft, keine Zentralbank. Man könnte natürlich argumentieren, dass der Wert morgen vielleicht bei null liegt, vielleicht aber auch nicht, vielleicht liegt er bei 40.000 Dollar.”