Genossenschaftsbanken

DZ Bank schlägt sich besser als erwartet

Bei der DZ Bank fällt das Ergebnis für das vergangene Jahr mit 1,8 Mrd. Euro nach dem Rekordjahr 2021 mit einem Gewinn von 3,1 Mrd. Euro drastisch ab. Doch der Dämpfer war sanfter als zunächst erwartet.

DZ Bank schlägt sich besser als erwartet

Trotz Belastungen durch sich verändernde Bilanzierungsregeln, eines schwächeren Fondsgeschäfts, höherer Risikovorsorge und Abschreibungen auf Anleihen hat das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank einen höheren Gewinn erzielt, als infolge des Kriegs in der Ukraine zunächst erwartet worden war. Im Vergleich zum Ausnahmejahr 2021 mit dem Spitzenwert von 3,1 Mrd. Euro ging das Ergebnis vor Steuern auf 1,8 Mrd. Euro zurück. „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, das jenseits unserer Erwartungen liegt“, sagte Co-Vorstandsvorsitzender Cornelius Riese am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz.

Ursächlich für den Rückgang war vor allem ein Verlust bei der Assekuranztochter R+V, die durch die vorgeschriebene, zeitversetzte Änderung in der Rechnungslegung einen Verlust von 268 Mill. Euro auswies, nachdem es zuvor ein Gewinn von 772 Mill. Euro gewesen war. Die Bilanzierungsumstellung bei Versicherern muss bei entsprechenden Bankentöchtern zeitversetzt erfolgen: 2022 zunächst auf der Aktiv- (IFRS 9) und dieses Jahr auf der Passivseite (IFRS 17). Somit schlugen Belastungen im Kapitalanlageergebnis, das von 5,3 auf −3,4 Mrd. Euro einbrach, ungebremst durch. Dadurch kam auch die harte Kernkapitalquote des Bankkonzerns unter die Räder, die von 15,3 auf 13,7 % zurückging. Ohne die Belastung durch die Tochter hätte die Quote bei 14,5 % gelegen. Riese betonte, dass der Fehlbetrag bei der R+V als technischer Verlust zu betrachten sei. Das Ergebnis sei durch diese Besonderheit um 400 Mill. Euro zu niedrig angesetzt. Ab diesem Jahr werde sich das Ergebnis wieder drehen. Das Kerngeschäft der R+V lag 2022 mit gebuchten Bruttobeiträgen über 18,7 Mrd. Euro leicht unter dem Vorjahr mit 19,2 Mrd. Euro.

Die Fondstochter Union Investment konnte aufgrund der schlechteren Börsensituation den Rekordwert des Vorjahres von 1,2 Mrd. Euro nicht halten, aber immerhin mit 695 Mill. Euro noch den zweithöchsten Gewinn erreichen (vgl BZ vom 16. Februar). „Als Kapitalsammelstelle atmet unser Ergebnis in besonderem Maße mit der Entwicklung an den Kapitalmärkten“, so Riese. Auch eine steigende Risikovorsorge wirkte sich belastend aus, die nach den ex­trem niedrigen Niveaus der Vorjahre aber immer noch auf moderatem Niveau blieb. Nach Nettoauflösungen von 120 Mill. Euro gab es nunmehr Zuführungen von 304 Mill. Euro. Als normales Niveau gelten bei der DZ Bank 450 bis 500 Mill. Euro Rückstellungen für faule Kredite.

Bei der Immobilienfinanzierungstochter DZ Hyp ging das Ergebnis von 588 auf 455 Mill. Euro zurück wegen negativer Bewertungseffekte im Staatsanleihenportfolio. Wie Co-Chef Uwe Fröhlich ausführte, hat der Hamburger Spezialist für die gewerbliche Immobilienfinanzierung derweil die Engagements in Italien, Spanien und Portugal halbiert. „Das nimmt künftig die Volatilität heraus.“ Das Neugeschäft blieb angesichts der gestiegenen Zinsen insbesondere durch eine Zurückhaltung der Privatkunden mit 9,7 Mrd. Euro um 15 % hinter dem Vorjahr zurück. Beim Ratenkreditspezialist TeamBank sorgte insbesondere die Normalisierung der Risikovorsorge für einen Gewinnrückgang von 151 auf 134 Mill. Euro (vgl. BZ vom 20. Februar).

Dagegen profitierten die Kernbank, die DZ Bank Verbund- und Geschäftsbank, und die Bauspartochter Schwäbisch Hall von der Zinswende. Das Ergebnis der Kernbank verdoppelte sich fast auf 904 (i. V. 465) Mill. Euro. Neben einer guten operativen Entwicklung spielten aber auch Bewertungseffekte von Eigenemissionen eine große Rolle (siehe Bericht unten). Die Bausparkasse Schwäbisch Hall meldete nach langer Durststrecke im Niedrigzinsumfeld ein deutlich anziehendes Bausparneugeschäft und ein Ergebnis von 143 (130) Mill. Euro. Das Neugeschäft im Bereich Bausparen ging von 24 auf 34,1 Mrd. Euro hoch, bei den Baufinanzierungen gab es einen leichten Rückgang von 20,2 auf 19 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 16. Februar). Riese betonte, nun sei wichtig, beim Neugeschäft vorsichtig zu sein, damit das aktuell noch moderate Kreditzinsniveau nicht in wenigen Jahren die Bauspartochter zu einem Sorgenkind mache.

In puncto Zinswende wird die DZ Bank als Dienstleister der Genossenschaftsbanken nach Darstellung Fröhlichs im Gegensatz zu den beiden klassischen Großbanken, Deutsche Bank und Commerzbank mit umfassendem Privat- und Firmenkundengeschäft, die nächsten ein bis zwei Jahre tendenziell eher durch die Zinswende belastet. Erst dann werde das genossenschaftliche Zentralinstitut richtig profitieren. Das klassische Privat- und Firmenkundengeschäft wickeln in der genossenschaftlichen Finanzgruppe die Primärbanken ab.

Nach der extremen Verschlankungskur und dem grundlegenden Umbau zu einem digitalen Mittelstands- und Gewerbefinanzierer lugte die VR Smart Finanz, die frühere VR Leasing, erstmals wieder über die Nulllinie und meldete einen Gewinn von 3 Mill. Euro nach einem Verlust von zuvor 9 Mill. Euro. Die Tochter habe sich erfreulich entwickelt und sei erfolgreich bei der Marktbearbeitung, unterstrich Fröhlich. Die Planungen seien durch die Pandemie und die vorübergehende Konzentration auf die Durchleitung der KfW-Coronakredite zwei Jahre in Verzug.

Die Tochter sei mit ihrem Know-how wichtig für die gesamte Gruppe und quasi das eigene Fintech. Neue Kundengruppen würden dadurch erreicht. Durch die Auslagerung von vielen Backoffice-Tätigkeiten wie der IT seien bereits alle denkbaren Synergien gehoben worden. Nun müsse die Tochter auf ein deutlich zweistelliges Ergebnis kommen, gab Fröhlich die Richtung vor. Damit ist klar, dass eine Verschmelzung auf die DZ Bank, wie beim abgewickelten Transportfinanzierer DVB Bank, absehbar nicht in Frage kommt.

Ob die Genossenschaftsbanken mit einer Dividende rechnen können, bleibt indes offen. Die Entscheidung darüber werde erst im zweiten Halbjahr getroffen, sagte Riese und verwies als Begründung auf die Sonderbelastung bei der R+V. Allerdings seien 360 Mill. Euro als Gewinnvortrag eingestellt, was eine Beibehaltung der Rekorddividende des Vorjahres von 20 Cent ermöglichen könnte.

Mit Blick nach vorn blieb die Bank vage. Für 2023 wird ein Ergebnis innerhalb der als normal betrachteten Ergebnisspanne von 1,5 bis 2 Mrd. Euro erwartet. Eine Indikation, ob im oberen oder unteren Bereich, blieb aus. 2023 ist das letzte Jahr mit Doppelspitze. Fröhlich geht Mitte 2024 in den Ruhestand, Riese wird dann alleiniger Vorstandschef (vgl. BZ vom 23. Februar).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.