Eidgenossen unter Performance-Druck
dz Zürich – Banking ist in diesen Zeiten kein besonders lukratives Geschäft. Das belegt auch die jüngste Untersuchung des Zürcher Beratungsunternehmens IFBC zur Wertschaffung von Schweizer Retail- und Privatbanken. Im Jahr 2012 haben lediglich 13 von 63 untersuchten Schweizer Banken ihre Eigenkapitalkosten verdient. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Zustand der Banken immerhin nicht weiter verschlechtert. Druck auf der KostenseiteAugenfällig ist dennoch die gegenüber früheren Jahren stark geschwächte Rentabilität der Privatbanken. 2012 haben lediglich 4 von 22 untersuchten Instituten ihre Eigenkapitalkosten verdient. Der Druck auf der Kostenseite als Folge verschärfter Compliance-, Eigenmittel- und Liquiditätsauflagen (Fatca, Basel III) war unverändert hoch.Gleichzeitig führten die Diskussionen um den bevorstehenden automatischen Informationsaustausch mit Europa zu weiteren Abflüssen von Kundengeldern. Der Neugeldzufluss der Banken war im Berichtszeitraum im Durchschnitt negativ, das heißt, es flossen Gelder ab. Teilweise kompensiert wurde der Effekt aber durch den marktbedingten Anstieg der Vermögenswerte. Die Deutsche Bank (Suisse) gehört gemäß der Studie zu jenen Instituten mit dem schlechtesten Economic Profit (Eigenkapitalrendite minus Kosten des Eigenkapitals). Abschreibungen auf eigene IT-Programme hätten den Wert des deutschen Instituts besonders belastet, heißt es in der Studie.Positive Werte erwirtschafteten die liechtensteinische LGT-Gruppe, die Genfer Union Bancaire Privée, die HSBC Private Bank (Suisse) sowie die griechisch beherrschte EFG International. Gegenüber dem Vorjahr konnten aber immerhin zwei Drittel der betrachteten Banken ihren ökonomischen Gewinn verbessern. Die in absoluten Zahlen größte Verbesserung gelang EFG International (414 Mill. sfr), nachdem das Unternehmen im Jahr 2011 noch hohe Wertberichtigungen hatte vornehmen müssen. Das Ertragswachstum war insgesamt bei 55 % aller Banken positiv, und die Kosteneffizienz verbesserte sich bei 60 % der Institute.Der Bruttogewinn pro Privatbank-Mitarbeiter erreichte 2012 einen mittleren Wert (Median) von 109 000 sfr. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 90 000 sfr. Die Verbesserung kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich die Effizienz und Profitabilität der Schweizer Privatbanken über die Zeit der Finanzkrise hinweg laufend und stark verschlechtert hat. 2007 lag der mittlere Bruttogewinn pro Kopf noch bei 314 000 sfr. Die Entwicklung des Kosten-Ertrag-Verhältnisses spiegelt die abnehmende Produktivität. Die Cost-Income-Ratio hat sich im Verlauf der vergangenen sechs Jahre von 57,4 % auf 79,9 % verschlechtert.Vor diesem Hintergrund ist es wenig erstaunlich, dass auch die Anleger starke Vorbehalte gegenüber Privatbank-Aktien zeigen. Die Studie untersuchte die Bewertung von neun börsennotierten Instituten. Zwar bewegte sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis dieser Titel im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 13,1 nur unwesentlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 13,8. Doch vergleicht man den Börsenwert der Banken mit dem Wert des vorgehaltenen Eigenkapitals, ergibt sich eine historisch niedrige Bewertung dieser Unternehmen. Sinkende MarktbewertungenIm Mittel der neun Banken billigte der Markt im Jahr 2012 für 100 sfr lediglich einen Börsenwert von 66 sfr zu (siehe Grafik). Im langfristigen historischen Vergleich liegt der Marktwert der Banken um 40 % über dem Buchwert. Die mittlere Marktbewertung der untersuchten Retailbanken bewegte sich 2012 um rund 10 % über dem Buchwert.