Eigenkapitaloptimierung mit Hindernissen

PPI propagiert einen Weg zu einem "positiven SREP-Score" - Das ist einfacher gesagt als getan

Eigenkapitaloptimierung mit Hindernissen

Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie aufsichtliche Überprüfung und Bewertung bietet Banken Potenzial zur Eigenkapitaloptimierung. Diese Meinung vertritt das Beratungshaus PPI. Das Ergebnis des Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) von EZB und nationalen Aufsichtsbehörden wirke sich direkt auf die Kapitalanforderung einer Bank aus, wird argumentiert. Es liege “im ureigenen Interesse eines Kreditinstituts, einen positiven SREP-Score zu erzielen”. Den SREP führte die europäische Bankenaufsicht vor drei Jahren ein. Unter die Lupe nehmen die Aufseher dabei das Geschäftsmodell der Kreditinstitute, deren interne Governance, die Kapitalrisiken sowie Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken. Aus dieser Bewertung ergibt sich ein individueller Aufschlag auf die harte Kapitalanforderung der Häuser sowie eine darüber hinausgehende “Kapital-Empfehlung”.PPI schlägt Banken vor, zunächst ihr Geschäftsmodell auf das Umfeld des Instituts sowie qualitative und quantitative Aspekte abzuklopfen und zudem regelmäßig und “anlassbezogen” wesentliche Risiken zu identifizieren. Dann sollten sie mit Blick aufs Risiko Schlüsselindikatoren auswählen und entsprechende Frühwarnindikatoren definieren.Zuletzt seien die Daten zu aggregieren, mit der Möglichkeit, im Bestand tief zu bohren. “So wird die Datenherkunft transparent”, meint PPI. Dieses “Risiko-Cockpit” ermögliche im Zusammenspiel mit einem Gesamtbanksteuerungssystem ein integriertes Management von Geschäfts- und Risikokennzahlen inklusive Simulationsrechnungen. Ähnlich wie bei einem Werttreiberbaum könnten Risikotreiber dann isoliert betrachtet werden, meint PPI. Mit Hilfe der Schlüsselindikatoren ließen sich schnell Schwächen in den Prozessen und im Produktangebot erkennen und risikomindernde Maßnahmen ergreifen. Voraussetzung sei freilich eine hohe Datenqualität. Daher erhöhe der Einsatz des “Risiko-Cockpits” den Druck, die Datenqualität zu verbessern, schreiben die Berater von PPI. Heißes EisenMit dem Versprechen einer Optimierung der individuellen Kapitalanforderung der Aufseher fasst PPI ein heißes Eisen an. Denn lange Zeit hatte die Aufsicht hinter dem Berg gehalten mit Informationen darüber, wie sich die von ihr ermittelten SREP-Quoten zusammensetzen. So dauerte es nach Einführung des Single Supervisory Mechanism (SSM) drei Jahre, bis die EZB Instituten erste Einblicke gab in die Gruppe der Wettbewerber, mit welchen sie verglichen werden (vgl. BZ vom 26.8.2017).Zuvor hatten die EZB-Aufseher die Großbanken absichtlich im Unklaren über ihre jeweilige Peergroup gelassen, um zu verhindern, dass die Institute entsprechende Informationen zur Arbitrage nutzen: In der EZB ging die Sorge um, Banken würden sicherstellen, dass sie im Vergleich mit ihrer Peergroup gut aussehen, nur um ein gutes SREP-Ergebnis zu erzielen, andernorts aber umso freudiger Risiken einzugehen. Vor diesem Hintergrund darf man bezweifeln, ob sich mit dem von den PPI-Beratern empfohlenen Modell eines “Risiko-Cockpits” SREP-Quoten tatsächlich optimieren lassen. Würde dies ruchbar, dürfte die EZB ihre Transparenz rasch wieder einschränken.