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Einlagenflut treibt Potsdamer Sparkasse um

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) hat ihr Kundengeschäft im vergangenen Jahr zwar erheblich ausgeweitet, doch erzielten die Potsdamer ein Betriebsergebnis vor Bewertung, das mit gut 152 Mill. Euro um fast 6% unter dem Vorjahreswert liegt....

Einlagenflut treibt Potsdamer Sparkasse um

fir Frankfurt

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) hat ihr Kundengeschäft im vergangenen Jahr zwar erheblich ausgeweitet, doch erzielten die Potsdamer ein Betriebsergebnis vor Bewertung, das mit gut 152 Mill. Euro um fast 6% unter dem Vorjahreswert liegt. Dennoch zeigte sich ihr Vorstandsvorsitzender Andreas Schulz am Mittwoch bei der Vorstellung der Zahlen angesichts eines von der Pandemie sowie der anhaltenden Negativzinsphase und von Regulierungskosten geprägten Jahres zufrieden mit dem Ergebnis. „Wir haben uns ordentlich geschlagen“, kommentierte er es im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Für 2021 erwartet er vor allem infolge eines weiter rückläufigen Zinsüberschusses ein deutlich niedrigeres Betriebsergebnis: „Vorsichtig gesagt 130 Mill. Euro plus X.“ Eine Änderung des Zinsumfelds erwartet er zumindest in den nächsten Jahren nicht.

Die MBS hat wie alle Sparkassen im industriearmen Osten einen hohen Einlagenüberhang, der sich im vergangenen Jahr nochmals wegen eines rekordhohen Zuflusses an Einlagen auf gut 6 Mrd. Euro ausgeweitet hat. Kunden legten trotz Nullzins zusätzlich 1,3 Mrd. Euro an, wodurch sich das Einlagenvolumen zum Jahresende auf 13,1 Mrd. Euro belief, das waren 11% mehr als 2019. „Krisenbedingt hielten die Menschen ihr Geld zusammen“, heißt es. Die eigentlich erfreulichen Zuwächse stellen die Sparkasse allerdings vor das Problem, das Geld rentierlich anzulegen, ohne zu sehr ins Risiko zu gehen, zumal höher verzinste Eigenanlagen im auf annähernd 6 Mrd. Euro angewachsenen Depot A nach und nach auslaufen. Überschussliquidität kostet Strafzinsen, wird es bei der Notenbank geparkt. „Wir haben einen gewaltigen Anlagedruck“, sagt Schulz.

Mehr Provisionen erhofft

Die Ausweitung des Kreditgeschäfts hat 2020 zwar geholfen, den Rückgang im Zinsüberschuss zu begrenzen, konnte ihn aber ebenso wenig kompensieren wie das Wachstum auf Provisionsseite. „Beim Provisionsüberschuss hätten wir gerne noch mehr zugelegt, aber es fehlten uns Lockdown-bedingt gut 2 Mill. Euro.“ Zugute kamen der MBS starke Zuwächse im Wertpapiergeschäft und in der Immobilienvermittlung. Höhere Girokontogebühren seien vorerst kein Thema, berichtete Schulz, könnten allerdings in ein, zwei Jahren wieder auf der Agenda stehen. Verwahrentgelte im Firmenkundengeschäft erhebt die Sparkasse bereits, und seit Jahresbeginn werden auch neue Retailkunden ab einem Freibetrag von 50000 Euro belangt. Bestandskunden seien nicht betroffen.

Insgesamt stieg im vergangenen Jahr das Kreditvolumen (inklusive Schuldscheindarlehen) auf knapp 7 Mrd. Euro – angetrieben sowohl vom Geschäft mit Firmenkunden als auch mit Privatleuten, die ihren Traum vom Eigenheim verwirklichten. Die MBS profitiert davon, dass es viele Menschen aus der Bundeshauptstadt ins MBS-Geschäftsgebiet zieht, das Berlin im Norden, Westen und Süden umschließt und eine Fläche von rund 11000 Quadratkilometern umfasst, ein Drittel des Bundeslandes Brandenburg.

Die verstärkte Kreditvergabe an Unternehmen und Selbständige sei nur zu höchstens 10% darauf zurückzuführen, dass in der Pandemie verstärkter Liquiditätsbedarf herrschte, heißt es. Einzelwertberichtigungen fielen Schulz zufolge im vergangenen Jahr in Höhe von 1 Mill. Euro an. Für dieses Jahr sei mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen zu rechnen, die MBS sei jedoch auf etwaige Kreditausfälle vorbereitet.

Die Cost-Income-Ratio liegt bei 51%, das Betriebsergebnis vor Bewertung beträgt noch 1,04% der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) nach 1,17% im Jahr zuvor. Damit nimmt die DBS bundesweit im Sparkassensektor einen Spitzenplatz ein. Sie liegt weit vor der Aachener Sparkasse, einem der rentabelsten Häuser, bei dem das Betriebsergebnis vor Bewertung 2020 auf 0,87 (i.V. 1,03)% der DBS zurückging. Im Durchschnitt aller Sparkassen betrug der Wert im Jahr 2019 0,76%.

MBS
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss227,3234,7
Provisionsüberschuss81,478,8
Aufwand162,4157,7
Betriebsergebnis vor Bewertung 152,4 161,8
Bewertungsergebnis Kredit- und Wertpapier-geschäft  –3,3  –10,4
Ergebnis vor Steuern61,061,4
Cost-Income-Ratio (%)5149
Mitarbeiter (31.12.)15411536
Börsen-Zeitung