ALTERNATIVES INVESTMENT

Einmal Himmel und zurück

Die Schwankungen bei Kryptowährungen wie Bitcoin sind extrem. Auf Jahresfrist bleibt gleichwohl ein hoher Buchgewinn. Spekulationen in dem Sektor sind wohl auch eine Glaubensfrage. Von Björn Godenrath Einmal Himmel und zurück: Nachdem die...

Einmal Himmel und zurück

Die Schwankungen bei Kryptowährungen wie Bitcoin sind extrem. Auf Jahresfrist bleibt gleichwohl ein hoher Buchgewinn. Spekulationen in dem Sektor sind wohl auch eine Glaubensfrage.Von Björn GodenrathEinmal Himmel und zurück: Nachdem die Bitcoin-Kursnotiz an den wichtigsten Handelsplätzen im vergangenen November rasant über 15 000 Dollar geklettert war und Mitte Dezember sogar die Marke von 20 000 Dollar durchbrochen hatte, folgte dann der rasante Absturz auf Notizen unter 15 000 Dollar. Um diese Marke herum pendelte die Notiz einige Zeit, bis nach einem kurzen Zwischenhoch bei 16 000 Dollar die Notiz immer weiter abkippte auf 6 800 Dollar. Das hört sich natürlich furchtbar an – allerdings wurden vor gut einem Jahr erst Kurse von oberhalb 900 Dollar je Bitcoin markiert. Wer schon länger investiert ist, sitzt also auf schönen Buchgewinnen.Ein Umstand, der von der HODL-Fraktion unter den Bitcoin-Enthusiasten auch gebührlich gefeiert wird. Das auf einen Tippfehler zurückgehende HODL (gemeint war natürlich HOLD Bitcoin) ist das Synonym für den unerschütterlichen Glauben an die transformative Kraft von Kryptowährungen mit dem Pionier Bitcoin an der Spitze. Dabei geht es nicht nur um Bitcoin als Alternative zum hergebrachten Geldsystem, sondern um einen holistisch alternativen Lifestyle, der freiheitliche Werte zelebriert und sich staatlicher Gängelei entziehen will. Dafür steht das Ökosystem der Kryptowährungen und befindet sich damit natürlich im Konflikt mit der durch den Regulator und die Notenbanken verkörperten Obrigkeit. ICOs sind GeldbeschaffungDiese Ängste vor drohenden Verboten lasteten auf dem Bitcoin-Kurs, bis in der ersten Februar-Woche der US-Aufseher CFTC (Commodity Futures Trading Commission) eine grundsätzlich freundliche Krypto-Regulierung signalisierte. Man wolle der Innovationskraft der Blockchain-Branche nicht im Wege stehen, so CFTC-Boss Chris Giancarlo. Gleichzeitig signalisierte er aber, dass man gegen betrügerische Aktivitäten vorgehen werde und dass es sich bei Initial Coin Offerings (ICOs) in der Regel um Geldbeschaffung analog zu einer Wertpapieremission handele – und wer das nicht beachte, bekomme aufsichtliche Konsequenzen zu spüren.Zuckerbrot und Peitsche – das Echo auf Giancarlos Vortrag in der Krypto-Szene war trotzdem euphorisch – einige Spaßvögel wollten den CFTC-Boss mit Bitcoin beschenken, was der als Amtsträger aber dankend ablehnen musste. Dem Bitcoin-Kurs half der freundliche Regulierer jedenfalls auf die Sprünge, es ging wieder hoch auf 9 300 Dollar, Ende Februar wurde sogar wieder die Marke von 11 000 Dollar genommen. Bullen mit hohen KurszielenAber wie ist nun die kurz- und mittelfristige Perspektive für Anleger, die sich von der Volatilität nicht abschrecken lassen? In den US-Medien dominieren nun wieder die Krypto-Bullen und rufen Kursziele von 50 000 Dollar für Ende 2018 aus. Auf diese Hausse dürfte dann ein Krypto-Winter folgen, prophezeit Jamie Burke, CEO von Europas erstem Blockchain-Inkubator Outlier Ventures. Er vermutet, der Markt werde dann mehr Fundamentaldaten in den Fokus rücken, sprich den Wert eines Coin stärker hinterfragen. Bei Bitcoin würde dieser im Zahlungsverkehr liegen, andere sind als Utility Coin an Blockchain-Anwendungen in noch entstehenden Ökosystemen gebunden.Thomas Glucksmann von der Handelsplattform Gatecoin geht davon aus, dass mit Klärung regulatorischer Fragen zunehmend institutionelles Kapital in Kryptowährungen geht und dass sich technologische Fortschritte zur Skalierung von Blockchains wie das Lightning Network grundsätzlich stützend auswirken werden. Risiken durch RestriktionenWas bleibt, sind exogene Risiken, die kursbestimmend sein können. Beim G20-Treffen in der zweiten Märzwoche könnten Restriktionen ausgesprochen werden, insbesondere für den unregulierten Handel an Kryptobörsen. In Japan und Korea sind die Aufseher schon dabei, den Betreibern solcher Handelsplattformen auf den Zahn zu fühlen. Keine KorrelationDiese Kryptobörsen sind aber nur etwas für Investoren, die selbst über eine solche Wallet verfügen, in die sie Euro oder Dollar zum Erwerb von Bitcoin, Ethereum & Co eingezahlt haben. Wer das als Voodoo betrachtet und als gewöhnlicher Anleger ein wenig Spielgeld für spekulative Zwecke einsetzen will, der kann in kapitalmarktgängige Produkte investieren, wie sie die beiden US-Börsen CME und CBOE mit ihren Futures auf Bitcoin anbieten. Mit den Futures können Investoren auf steigende oder fallende Bitcoin-Kurse wetten. Interessant kann ein Engagement in Kryptowährungen auch sein, weil das Segment keine oder kaum Korrelation zum Aktien- und Anleihemarktmarkt besitzt, was ein Element der Risikostreuung im Portfolio darstellen kann. Um den Markt investierbar zu machen, hat der Indexspezialist MVIS mit CryptoCompare eine ganze Indexfamilie aufgelegt. Damit kann man dann zum einen in die Kursentwicklung von vielversprechenden Kryptowährungen wie Monera, Dash, Litecoin, IOTA, Ripple, NEM und ZCash investieren. Zum anderen kann bei Produkten wie dem MVIS CryptoCompare Digital Assets 100 Large-Cap Index ganz breit in den Markt mit einem gewichteten Index von mindestens 20 Kryptowährungen investiert werden. Zugang über ZertifikatSchon länger auf dem Markt ist das Bitcoin-Zertifikat von Vontobel (DE000VL3TBC7), das die Bitcoin-Kursentwicklung zum Dollar nachbildet. Das Produkt ist als ein sogenanntes Open-End-Partizipationszertifikat ohne Laufzeitbeschränkung konstruiert. Ein solches Zertifikat macht auch exotische Produkte wie eine Kryptowährung zugänglich. Die Begeber solcher Produkte werden nicht müde zu betonen, dass ein solches Investment mit erheblichen Verlustrisiken verbunden sein kann.