Elektrorevolution für die Immobilie
Die Bedeutung von Klimaschutz ist massiv gestiegen. Ob in Davos beim Weltwirtschaftsgipfel, in Brüssel mit dem European Green Deal oder auf den Straßen mit Fridays for Future – der Klimawandel und seine Folgen bestimmen die öffentliche Debatte. Längst müssen sich Unternehmen kritische Fragen zu Projekten gefallen lassen, zahlen sie nicht auf selbstverordnete Nachhaltigkeitsziele ein. Schließlich wurde das Thema auch bei institutionellen Investoren durch Larry Fink ganz nach oben auf die Agenda gehievt, der medienwirksam erklärte, dass der Klimawandel einen entscheidenden Faktor für den langfristigen Erfolg von Unternehmen darstellt. Unterschiedliche AnsätzeInmitten dieser Debatte stehen vor allem drei Verursacher von CO2-Emissionen im Fokus, sowohl national als auch international: Verkehr, Produktion und Immobilien. Um den Aus-stoß von Kohlendioxid in diesen Bereichen zu reduzieren, gibt es unterschiedliche Ansätze. Etwa den Ausbau von Elektromobilität und öffentlicher Verkehrsmittel, grüne Technologien oder ein Emissionshandelssystem für Kohlendioxid. Auch der Immobiliensektor, der hierzulande immerhin 30 % der CO2-Emissionen verursacht, beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit Lösungen – von energetischer Gebäudesanierung bis zu verschärften Neubaustandards.Mit Blick auf die Wohnungswirtschaft stellt sich jedoch zunehmend die soziale Frage: Bei stark gestiegenen Mieten und Wohnungsknappheit in Metropolregionen ziehen Dämmvorhaben im Bestand für Mieter häufig Kosten nach sich, die für das Gros der Bewohner immer unerschwinglicher werden. Vor diesem Hintergrund rücken Alternativen zur Wärmedämmung in den Fokus: Als kostengünstige Lösung gewinnt unter Energie- und Politikexperten das sogenannte “Power-to-Heat”, also Heizen beziehungsweise Wärme aus überschüssigem Strom an Bedeutung.Dies ist im Kern auf zwei Überlegungen zurückzuführen: Zum einen ist die technische Installation beispielsweise mit dem Einbau von Wassertanks zur Wärmespeicherung vergleichsweise einfach und kostengünstig. Zum anderen wird mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien die Frage nach der Speicherung des überschüssigen Stroms, der bereits aktuell in Milliardenhöhe ins Ausland exportiert wird, für die Zukunft des Landes essenziell werden.Wenn man zudem bedenkt, dass Elektromobilität künftig eine viel zentralere und flächendeckendere Rolle in Deutschland spielen soll, führt an Energiespeichermöglichkeiten in den Gebäuden kein Weg vorbei. Dies wird vor allem Batteriespeicher erfordern – mit Strom ließe sich dann sowohl heizen als auch kühlen und das Auto aufladen.Bei solchen Überlegungen werden auch Gewerbeimmobilien stärker in den Fokus rücken. Sie eignen sich besonders für Batteriespeicherlösungen. Auf der einen Seite bieten sie durch ihre Größe genügend Platz für diese umweltschonende Methode, auf der anderen Seite wird hier grundsätzlich sehr viel Strom verbraucht: 15 Millionen Deutsche arbeiten täglich in Büros. Der dadurch entstehende Stromverbrauch, gerade durch dauerhafte Beleuchtung und enorme Rechenleistungen, ist dementsprechend hoch. Ein gewerblich genutztes Gebäude mit Strom zu betreiben, bietet sich also genau deswegen an. Zumal so auch die Möglichkeit für die Mitarbeiter besteht, ihre Elektroautos bei der Arbeit zu laden. Nicht nur jetzt sinnvollDas Besondere an dieser Lösung ist, dass sie nicht nur gegenwärtig Sinn macht. Gebäude haben eine lange Nutzungsdauer. Um sie adäquat über einen langen Zeitraum nutzen zu können, müssen sie nicht nur aktuellen Standards entsprechen, sondern sie müssen auch dann noch funktional sein, wenn Regelungen verschärft werden oder es weitere Reformen in Richtung Klimaschutz gibt. Zukunftsthemen müssen also wahrgenommen und bedacht werden, damit eine Immobilie auch noch in 10, 20 oder 40 Jahren für Mieter und Investoren attraktiv ist. Daher ist es gerade bei Gewerbeimmobilien wichtig vorauszuplanen. Auf neue Technologien setzenWer beispielsweise heute noch Ölheizungen einbaut, ignoriert, dass die Welt dabei ist, klimaschonendere Wege zu begehen. Schon heute ist es sinnvoll, auf neue und nachhaltige Technologien zu setzen. Auf diese Weise ist nicht nur der Umwelt geholfen, der Wert einer Immobilie bleibt zudem länger bestehen. Dies ist nicht nur für Mieter relevant, die in modernen Wohnungen leben und arbeiten wollen, sondern auch für Investoren. Eine Immobilie, die nicht nur heute, sondern auch morgen Werte sichert, eignet sich daher vor allem als langfristige Investition.Die Elektrorevolution wird also nicht nur im Automobilsektor oder der Industrie, sondern ebenfalls im Immobilienbereich stattfinden. Strom ist eine Ressource, die bereits vorhanden ist und genutzt werden sollte, um die Klimaziele zu unterstützen und einen flächendeckenden Wandel in Richtung nachhaltige Gebäudetechnik zu ermöglichen. Hier sind nicht nur die Eigentümer, sondern vor allem auch die Immobilienentwickler und Investoren gefragt, um die Klimapolitik in Zukunft mit einfachen und nachhaltigen Lösungen zu gestalten. Frank Talmon lArmée, CEO der Semodu AG