EMMI wettet auf die Euribor-Zulassung

Generalsekretär Schirmann: Wir stehen in gutem Kontakt mit der Aufsicht - Monte dei Paschi di Siena verlässt Benchmark-Panel

EMMI wettet auf die Euribor-Zulassung

Das für die Reform des Euribor verantwortliche European Money Markets Institute (EMMI) vertraut auf eine Zulassung seiner hybriden Berechnungsmethode durch die Aufsicht. Einen Plan B gibt es offenbar nicht. Mit Monte dei Paschi di Siena hat derweil eine weitere Bank ihre Euribor-Meldungen eingestellt.Von Dietegen Müller und Bernd Neubacher, FrankfurtDie für die Reform des Euribor verantwortliche Instanz, das Brüsseler European Money Markets Institute (EMMI), vertraut auf eine Zulassung ihrer hybriden Kalkulationsmethode für diese Zins-Benchmark durch die Aufsicht, die belgische Financial Services and Markets Authority (FSMA). Dies hat EMMI-Generalsekretär Jean-Louis Schirmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung deutlich gemacht. “Wir stehen in einem guten Kontakt mit der FSMA und haben ein gutes Einvernehmen. Deshalb sind wir sehr zuversichtlich, dass wir uns auf einem guten Weg befinden. Ich glaube, man hätte es uns zu diesem Zeitpunkt bereits wissen lassen, falls es größere Bedenken geben sollte”, sagt Schirmann. Kurzfristig eine Alternative aus dem Boden zu stampfen, wäre wohl auch nicht mehr möglich, lässt Schirmann durchblicken.Das EMMI zeichnet verantwortlich für die Reform des Euribor, welche die EU nach dem Skandal um Zins-Manipulationen in ihrer Benchmark-Verordnung, wie mit Blick auf den Übernachtsatz Eonia, bis Ende dieses Jahres eingefordert hat. Im Fall des Eonia hat eine von der EZB initiierte Arbeitsgruppe aus Vertretern privater Banken den künftigen Satz Ester als neue Benchmark empfohlen. Ester basiert auf den Meldungen der Banken für die Geldmarktstatistik der Europäischen Zentralbank (EZB), die Notenbank will Ester spätestens ab Oktober publizieren.Was den Euribor angeht, will EMMI die Benchmark durch eine neue Kalkulationsmethode retten, die möglichst auf reale Transaktionen zurückgeht. Dass der Satz mangels Liquidität im Markt zunehmend anhand von Schätzungen der Banken berechnet worden war, hatte seine Manipulation vor dem Zinsskandal erleichtert.Ein Erfolg der Euribor-Reform hat für den Markt große Bedeutung. Am Satz für längere dauernde Ausreichungen hängen Derivatekontrakte im Volumen von knapp 110 Bill. Euro sowie weite Teile etwa des spanischen Hypothekenmarktes. Das EMMI kämpft schon seit längerem nicht nur mit nachlassender Liquidität im Euribor-Markt, sondern auch mit einer Abwanderung von Banken aus dem Kreis derer, die für die Euribor-Kalkulation Input liefern. Erst zu Beginn dieses Monats hat sich Monte dei Paschi di Siena aus dem Euribor-Panel zurückgezogen, so dass nur mehr 19 Banken Daten liefern, darunter die deutschen Häuser Deutsche Bank und DZ Bank. Wo EMMI zur Kalkulation des Euribor Transaktionsdaten fehlen, will das Institut künftig als zweite Wahl Daten auf vergleichbare Transaktionen stützen und in dritter Linie auch Schätzungen heranziehen, was Manipulationen wieder erleichtern würde. “Wir wollen sie gegen Ende des ersten oder zu Beginn des zweiten Quartals zur Genehmigung einreichen”, erklärt Schirmann über die neue Berechnungsmethode. Im Moment werte EMMI noch das Feedback von Marktteilnehmern zu ihrer Konsultation der hybriden Berechnungsmethode aus.Legislative Bestrebungen, die Frist für die Benchmark-Reform um zwei Jahre auf Ende 2021 zu verschieben, lassen den EMMI-Generalsekretär kalt. “Unabhängig von Bemühungen um eine Verlängerung um zwei Jahre halten wir an unserem Zeitplan fest und wollen die Reform bis Ende dieses Jahres vollenden”, sagt er. Der Markt wolle Sicherheit, was die Zukunft der Benchmark-Sätze angeht. Im April bereits sollen Banken die neue Methodik allmählich einführen, um nach grünem Licht der FSMA zur hybriden Kalkulation zu wechseln, wie Schirmann berichtet. In der heiklen Frage nach einer Ausweichlösung für die neue Benchmark, wie sie die entsprechende EU-Verordnung vorschreibt, verweist er auf die Bemühungen der von der EZB initiierten Arbeitsgruppe.Vor wenigen Wochen hat dieses Gremium eine Methodik zur Konsultation gestellt, wie eine auf dem künftigen Übernachtsatz Ester basierende Zinsstrukturkurve als Rückfalloption für auf den Euribor lautende Kontrakte dienen könnte. In Leitlinien, welche die Arbeitsgruppe am gestrigen Montag vorgelegt hat, legt sie es Marktteilnehmern ans Herz, den bislang auf vorläufiger Basis berechneten Ester oder die entsprechende Kurve schon jetzt als Rückfalloption in neue Kontrakte für in Euro denominierte Kassa-Produkte aufzunehmen. Damit Ester den EU-Anforderungen genügt, muss allerdings auch für diesen Satz eine Rückfalloption her. Die zu entwickeln, sei einer der nächsten Aufgaben der Arbeitsgruppe, hieß es dort zuletzt.