Fondsgeschäft

Engels folgt auf Wilhelm bei Union Investment

Der langjährige Portfoliomanagement-Vorstand von Union Investment, Jens Wilhelm, verlässt das Unternehmen. Frank Engels, der gerade erst zur Rivalin DWS gewechselt war, rückt nach. Der Vorstand ist damit nahezu runderneuert.

Engels folgt auf Wilhelm bei Union Investment

Von Jan Schrader, Frankfurt

Der Portfoliomanagementchef von Union Investment geht: Jens Wilhelm (55), der seit 2008 dem Vorstand angehört, verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, wie die Gesellschaft der Kreditgenossenschaften am Montag mitteilte. In seine Fußstapfen tritt Frank Engels (53), der nach nur sechs Monaten als Global Head of Fixed Income der DWS zum Unternehmen zurückkehrt. Der promovierte Volkswirt übernimmt die Rolle nach Beschluss des Aufsichtsrats ab Anfang Juli und damit ein halbes Jahr früher, ehe Wilhelms Vertrag formal ausläuft. Künftig betreut Engels ein Anlage­volumen von etwa 380 Mrd. Euro.

Wilhelm stieg 2002 als Leiter des Aktienfondsmanagements ein. Seit 2016 gehört er der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex an. Der Manager werde sich künftig „neuen Schwerpunkten“ widmen – welche das sind, war nicht zu erfahren. Der zeitweilige Weggang von Engels zur DWS wiederum dürfte für Union Investment – und für Wilhelm als Chief Investment Officer und als Vorstand für Portfoliomanagement – schmerzhaft gewesen sein, ähnlich wie 2019 der Wechsel des ESG-Managers Ingo Speich zur DekaBank. Einen Schatten wirft das Verfahren gegen einen ehemaligen Fondsmanager, der seine damalige Rolle bei Union Investment mutmaßlich auf eigene Faust für private Insidergeschäfte missbraucht hatte.

Zweite Rückkehr

Engels habe das Angebot kaum ablehnen können, deutet die DWS an. Zwar bedauere das Haus seinen Fortgang. „Gleichzeitig können wir seinen Entschluss, diese einmalige Gelegenheit, in den Vorstand eines deutschen Vermögensverwalters einzuziehen, nachvollziehen“, sagt der globale Investmentchef Stefan Kreuzkamp. Die DWS wünsche ihm alles Gute. Auch Engels spricht von einer „einmaligen Gelegenheit“. Sie sei der „einzig mögliche Grund“ gewesen, die DWS zu verlassen.

Für Engels ist es die zweite Rückkehr zu Union Investment: Nach Tätigkeit im Portfoliomanagement von 2008 bis 2010 arbeitete er zeitweilig bei Barclays Capital, ehe er 2012 als Leiter des Rentenfonds­managements wieder bei den Kreditgenossen einstieg. Seit 2014 war er Geschäftsführer der Konzerneinheit Privatfonds, Ende 2017 wurde er Segmentleiter für das Wertpapier-Portfoliomanagement. Auch führte er das Investmentkomitee an.

Die Zuständigkeit für Immobilien, die seit 2011 bei Wilhelm liegt, muss neu zugeschnitten werden. Ein möglicher Kandidat ist André Haagmann, der gerade erst in den Vorstand aufrückte und dort die Verantwortung für institutionelle Kunden und Investmentanalyse übernahm. 

Die Immobilientochter Union Investment Real Estate fiel zuletzt im Zusammenhang mit dem Wohnbaukonzern Adler auf, der wegen des Vorwurfs einer unsauberen Bilanzierung unter Druck steht: Der Chef der Union-Investment-Tochter, Michael Bütter, trat vor wenigen Wochen vom Prüfausschuss der Adler Group zurück. Der Rückzug wurde mit möglichen Interessenkonflikten begründet, weil er zusätzliche Aufgaben in der regulierten Immobiliensparte von Union Investment übernommen habe (vgl. BZ vom 12. Januar).

Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke, seit 2004 im Vorstand und seit 2010 an der Spitze, wird künftig das mit Abstand dienstälteste Vorstandsmitglied sein. Neben Haagmann trat Anfang März auch Sonja Albers ein, die etwa Recht und Personal verantwortet. Alexander Lichtenberg, Vorstand für Infrastruktur und IT, ist seit Anfang 2020 dabei. Das IT-Ressort hatte er  damals wiederum von Wilhelm übernommen. Alexander Schindler, seit 2004 im Vorstand, verabschiedet sich Ende März in den Ruhestand.

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