Enria konkretisiert Pläne zum Abbau fauler Kredite

Chef der EZB-Bankenaufsicht wünscht sich Einbindung der europäischen Assetmanagement-Branche

Enria konkretisiert Pläne zum Abbau fauler Kredite

lee Frankfurt – Um zu verhindern, dass sich infolge der Coronakrise die faulen Kredite in den Bankbilanzen so weit auftürmen, dass diese die Kreditvergabe zurückfahren, wünscht sich die europäische Bankenaufsicht eine Art Public-Private Partnership. Wie Andrea Enria, Chef der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelten Aufsichtsbehörde für die Großbanken der Eurozone, am Dienstag auf einer “Handelsblatt”-Konferenz deutlich machte, schwebt ihm ein Verbund europäischer Assetmanager vor, die den Kreditinstituten mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union die faulen Kredite abkaufen und an darauf spezialisierte Investoren weiterverkaufen. Damit konkretisierte er die aus seiner Sicht wünschenswerte gemeinsame europäische Initiative, die er Ende Oktober angedeutet hatte.Schon vor dem Ausbruch der Pandemie in Europa war der Anteil fauler Kredite insbesondere bei vielen südeuropäischen Instituten hoch. Angesichts des massiven volkswirtschaftlichen Schadens infolge der Coronakrise steht in den kommenden Monaten ein massiver Anstieg an. Laut Redetext warnte Enria davor, dass sich mit Blick auf die Kreditqualität die Geschichte nicht wiederholen dürfe: “Zwölf Jahre nach der Lehman-Pleite und neun Jahre nachdem in der griechischen Staatsschuldenkrise erstmals der Privatsektor in Mitleidenschaft gezogen wurde, liegt die Kreditqualität der europäischen Banken noch immer unter dem Niveau vor der Krise von 2008.”Zwar hätten Aufseher und Regulatoren die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um die Banken dabei zu unterstützen, ihre faulen Kredite aktiver zu managen und schneller abzuschreiben. “Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Assetmanager eine deutlich schnellere Bereinigung der Bankbilanzen ermöglichen, wodurch sie die Institute sehr effektiv dabei unterstützen, ihre Kreditvergabefähigkeit wiederzuerlangen”, unterstrich Enria.Um eine Kreditklemme in der Eurozone zu verhindern, will Enria diese Fähigkeit der Assetmanagementbranche auf supranationaler Ebene einbinden. Ein Verbund von Vermögensverwaltern soll demnach mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (EU) den Banken faule Kredite abkaufen und sie am Markt weiterverkaufen, wobei der Preisfindungsprozess auf europäischer Ebene geregelt werden soll – auch um das Geschäft für die Vermögensverwalter attraktiv zu machen. “Eine von einer europäischen Körperschaft bereitgestellte oder garantierte Finanzierung würde es jedem nationalen Vermögensverwalter erlauben, von der Kreditwürdigkeit der EU zu profitieren und einen besseren Marktzugang zu genießen”, erläuterte Enria.Angesichts der großen nationalen Unterschiede in den Bankbilanzen – in Deutschland etwa bewegte sich der Anteil der faulen Kredite in den Bankbilanzen vor dem Ausbruch auf historischen Tiefstständen – dürfte Enrias Vorschlag die Furcht vor einer Vergemeinschaftung von Schulden anfachen. Um diesem Reflex vorzubauen, schlug Enria vor, nur Instituten den Zugang zum Abwicklungsnetzwerk zu gewähren, die entweder ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen könnten oder aber einen bindenden Restrukturierungsplan. Zudem könne die Vergemeinschaftung etwaiger Kreditverluste begrenzt oder ganz ausgeschlossen werden. Diese müssten dann auf das jeweilige Herkunftsland des Instituts verteilt werden.