AKTIEN

Erfolgreich über 30 Jahre

Der Dax wird 30. Seit Ende 1987 hat er von 1 000 auf 13 000 Punkte zugelegt. Der Performanceindex zeigt: Trotz aller Aufs und Abs lohnt es sich, langfristig in deutsche Aktien zu investieren. Von Werner Rüppel Die Deutsche Börse war gut...

Erfolgreich über 30 Jahre

Der Dax wird 30. Seit Ende 1987 hat er von 1 000 auf 13 000 Punkte zugelegt. Der Performanceindex zeigt: Trotz aller Aufs und Abs lohnt es sich, langfristig in deutsche Aktien zu investieren.Von Werner RüppelDie Deutsche Börse war gut vorbereitet. Als der Dax im März 1998 zum ersten Mal die Marke von 5 000 Indexpunkten erreichte, wurde zur Feier des Tages eine große Geburtstagstorte auf das Frankfurter Börsenparkett gerollt. Zum Tragen war die Torte zu groß, ein entsprechender Tisch musste herhalten. Doch was machte der Dax: Er rutschte gleich wieder unter die 5 000 Zähler ab. Also wurde die Torte wieder weggebracht. Viele hatten sich bereits auf ein leckeres Stück gefreut. Doch zum Glück zog der Dax kurz danach wieder an und die Torte konnte am Parkett verspeist werden.Jetzt könnte die Deutsche Börse bald wieder eine Torte spendieren. Denn ihr Deutscher Aktienindex, kurz Dax, wird 30 Jahre alt. Der 30 Titel umfassende deutsche Leitindex, der den Index der Börsen-Zeitung fortsetzt und der von der Börsen-Zeitung mit entwickelt wurde, startete am 1. Juli 1988. Auf 1 000 Punkte wurde der Aktienindex bereits per 31. Dezember 1987 normiert.30 Jahre Dax veranschaulichen: Die Anlage in deutschen Standardaktien lohnt langfristig. Es gibt Aufs und Abs, gewiss. Doch ist das deutsche Börsenbarometer über drei Jahrzehnte auf etwa 13 000 Punkte geklettert und hat sich damit verdreizehnfacht. Dies entspricht übrigens einer Performance von 8,93 % im Jahr. Hinzu kommt, dass begründete Aussichten bestehen, dass sich der Dax-Anstieg weiter fortsetzt.Doch warum ist der Dax so bekannt und erfolgreich? Zum einen wurde mit dem die größten 30 deutschen Titel umfassenden Leitindex ein überzeugendes Börsenbarometer geschaffen, das derzeit laut Deutscher Börse, welcher der Dax gehört, rund 75 % des gesamten Grundkapitals inländischer börsennotierter Aktiengesellschaften und etwa 85 % der in deutschen Beteiligungspapieren getätigten Börsenumsätze repräsentiert. Der Dax wurde auch so konstruiert, dass er gut als Basis für die Terminmärkte, sprich Futures und Optionen taugt.Seine Popularität ist aber zum anderen nicht zuletzt den Medien zuzuschreiben, wobei die große Dax-Tafel am Börsenparkett geholfen hat, die Tendenz des Aktienbarometers zu visualisieren. Dabei haben nicht nur private Finanzsender den Dax ins Wohnzimmer gebracht, sondern auch öffentlich-rechtliche, seitdem insbesondere das Erste direkt vor der Tagesschau über das tägliche Börsengeschehen berichtet. Performancetreiber Dividenden”Aktien sind langfristig die ertragreichste Assetklasse”, stellt Top-Investor David F. Swensen fest, der den Yale-Stiftungsfonds lenkt. Dies zeigt auch die Dax-Bilanz über 30 Jahre. Dabei profitiert das deutsche Börsenbarometer von seiner Konstruktion als Performanceindex. Der Dax wird also so berechnet, dass die Dividendenzuflüsse der einzelnen Indexmitglieder reinvestiert werden. Und was Dividenden und Bezugsrechte bei Kapitalerhöhungen über die Jahre ausmachen, ist immens. So liegt der Kurs-Dax, der allein die Kurse der Dax-Werte abbildet und der ebenfalls Ende 1987 mit 1 000 Punkten startete, aktuell gerade bei knapp 6 200 Zählern. Dies ist weniger als die Hälfte des Stands des Performance-Dax. Oder andersherum: Die Dividenden nebst ihrer Wiederanlage machen mehr als die Hälfe der langfristigen Wertentwicklung des Dax aus. Lange AnstiegsphasenFür Anleger lohnt es, sich die langfristige Entwicklung des Dax und der im Index vertretenen Titel näher anzuschauen. Denn daraus können sie vieles lernen und für künftige Investitionsentscheidungen verwenden.So hat der Dax über die Jahre die wirtschaftliche und politische Entwicklung deutlich widergespiegelt. Geht es der Wirtschaft gut, steigt auch der Dax, außer wenn die Notenbank beginnt stark abzubremsen. Wenn vieles passt, sind lange ausgeprägte Anstiegsphasen durchaus möglich.Langfristig hat sich zwar die Anlage im Dax gelohnt. Doch können Krisen zwischenzeitlich zu massiven Einbrüchen führen. So geschehen zum Beispiel durch das Platzen der Dotcom-Blase, als der Dax von 8 000 Punkten im März 2000 bis auf 2 300 Zähler im März 2003 durchgereicht wurde und damit in der Spitze mehr als 70 % an Wert verlor. Auch infolge der Bankenkrise verlor der Dax von Ende 2007 bis März 2009 mehr als 50 % an Wert.Auch nach massiven Kursverlusten von mehr als 30 oder 40 % im Dax sollten Investoren sich nicht von der allgemeinen Ausverkaufsstimmung anstecken lassen, sondern nüchtern überprüfen, ob ein Engagement nicht gerade jetzt chancenreich sein dürfte.Besonders zu starke Emotionen haben beim Dax mitunter in die Irre geführt. So haben sich etliche Investoren vom Börsenboom zur Jahrtausendwende anstecken lassen und bisweilen trotz bereits hoher Bewertungen blind gekauft. Ein Beispiel für allzu emotionale Entscheidungen stellt auch die T-Aktie dar. Dort sorgte der als Werbebotschafter eingesetzte Schauspieler Manfred Krug mit dafür, dass die Aktie beim zweiten Börsengang zu 39,50 Euro und beim dritten Börsengang zu 66,50 Euro je Aktie verkauft werden konnte. Der anschließende Absturz des Titels auf unter 10 Euro ist bekannt.Einzelne Titel im Dax haben über viele Jahre überzeugt, während andere schwer enttäuschten. So erzielten in den vergangenen zehn Jahren Fresenius und Adidas Gewinne von mehr als 300 %, während Deutsche Bank und Commerzbank Verluste von 71 % bzw. 92 % aufwiesen. Auch SAP, der Reichmacher der neunziger Jahre, verzeichnete ein Plus von 223 %. Erfolgreiche IndexfondsIm Vergleich zu einem Engagement in Einzelwerten hat der Dax den Vorteil, dass er ein geringeres Risiko aufweist und automatisch schwache Titel ausgetauscht werden. Manchen aktiven Fondsmanagern gelingt es zwar auf Dauer, den Dax zu schlagen, doch bleiben die meisten aktiven Fonds hinter der Performance von Dax-ETF zurück.Vor diesem Hintergrund sind Indexfonds auf den Dax zumindest langfristig keine schlechte Wahl. Denn die Dax-Produkte weisen extrem niedrige laufende Kosten auf (siehe Tabelle). Noch erfolgreicher waren in den vergangenen Jahren ETF auf den kleinen Bruder des Dax, den Mid-Cap-Index MDax. Doch bleibt abzuwarten, ob sich die Outperformance des inzwischen im Vergleich zum Dax höher bewerteten MDax fortsetzt.Wie stehen nun die Chancen für den Dax im kommenden Jahr? Alles in allem sind höhere Notierungen gut möglich. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 bis 14 auf Basis der für 2018 erwarteten Gewinne mag der Dax nicht mehr billig sein, doch ist er angesichts des anhaltenden Niedrigzinsniveaus keineswegs teuer. “Die deutsche Wirtschaft läuft sehr gut, die Unternehmensgewinne steigen und auch die Bewertungen am Aktienmarkt können weiter nach oben gehen”, meint Tim Albrecht von der Deutschen Asset Management. Nicht nur Albrecht, auch die Marktanalysten der DZ Bank und der Landesbank Baden-Württemberg prognostizieren nicht zuletzt aufgrund der steigenden Gewinne der im Dax vertretenen Titel einen Stand von 14 000 Punkten im kommenden Jahr. Andere Stimmen wie die Helaba sind indes skeptischer und erwarten, dass es nicht weiter aufwärts geht.Über die Dax-Entwicklung 2018 mögen die Meinungen auseinandergehen. Auf lange Sicht dürfte der bald 30 Jahre alte Dax aber weiter zulegen. Ganz egal, ob die Deutsche Börse zum runden Geburtstag dann eine Torte spendiert oder nicht.