GELDVERMÖGEN

Es geht um mehr

Manch einem wird angesichts von Globalisierung, technischem Fortschritt und Gewinnmaximierung angst und bange: Die Veränderung auf der Welt greift mit rasantem Tempo um sich und birgt neben vielen Vorteilen auch große Gefahren. Kaum einschätzbare,...

Es geht um mehr

Manch einem wird angesichts von Globalisierung, technischem Fortschritt und Gewinnmaximierung angst und bange: Die Veränderung auf der Welt greift mit rasantem Tempo um sich und birgt neben vielen Vorteilen auch große Gefahren. Kaum einschätzbare, aber potenziell gravierende Folgen für das globale Klima und die Schädigung und Zerstörung von Ökosystemen sind bekanntlich ebenso eine Folge des Wandels wie eine Verschiebung der wirtschaftlichen und politischen Gewichte. Globales Wachstum hat einen Preis – einerseits.Es gibt aber auch ein Andererseits in der Debatte, das schwer wiegt und von den Schwarzmalern gern unterschlagen wird: Der Wandel bietet Hunderten Millionen Menschen einen Ausweg aus der Armut und ebnet den Weg zu finanzieller Sicherheit. Es gibt heute 2,5 Milliarden Menschen, die nach Abzug der Schulden über ein Geldvermögen von mindestens knapp 3 000 Euro verfügen – das sind mehr als zehn mal so viele wie zur Jahrtausendwende, wie der Versicherer Allianz festhält, der die Zahlen zusammengetragen hat. Vor allem Asien, aber auch Lateinamerika und Osteuropa fallen mit einem immer höheren Anteil an den globalen Vermögen auf – ein Riesenfortschritt.Natürlich stimmt der Befund, dass die Vermögen weiterhin extrem ungleich verteilt sind und die Kluft in vielen Ländern zunimmt, gerade in den USA. Bitter ist auch, dass der afrikanische Kontinent noch immer in der globalen Statistik fehlt. Doch eine rasant wachsende globale Mittelschicht, die zunehmend etwas zurücklegen kann, prägt das Gesamtbild. Während die absolute Armut zurückgeht, wird ein moderater Wohlstand allmählich zur Norm, und das binnen kurzer Zeit. Es lohnt sich, im Streit über das Für und Wider von Wachstum und Globalisierung sich diesen Fortschritt vor Augen zu führen. Die aktuelle Lage lässt Raum für Optimisten, es gibt neben dem Einerseits ein großes Andererseits.Vor diesem Hintergrund wäre eine enge Kooperation von Staaten naheliegend, um die Vorteile dieser Entwicklung durch Förderung von Marktwirtschaft und Freiheit zu festigen, verbunden mit einem Kraftakt, um die noch immer gravierende absolute Armut zurückzudrängen und um Umweltzerstörung und Klimakollaps zu verhindern. Selten war Zusammenhalt der Staatengemeinschaft so wichtig wie heute – und selten war sie so weit davon entfernt. Die Allianz warnt zu Recht vor Handelskonflikten und Folgen einer populistischen Politik, richtet ihren Blick aber einseitig auf Kapitalmärkte. Es geht um mehr als das.