Es wird kälter im Bankenviertel
Die Frankfurter Skyline ist schön anzusehen, aber unter Klimaschutzaspekten problematisch. Um eine menschenfreundliche Temperatur in den Büros der Frankfurter Arbeitsplätze zu gewährleisten, geht ohne Klimaanlage nichts. Kein Wunder also, dass viele Banken im Zuge ihrer Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit nicht nur „grüne“ Finanzprodukte vermarkten, sondern seit einigen Jahren mehr Augenmerk auf den eigenen Verbrauch von Ressourcen legen. So verpflichtete sich etwa die Deka-Gruppe bereits 2009 dazu, betriebsökologische Kennzahlen in ihrem Nachhaltigkeitsbericht zu dokumentieren und Einsparmöglichkeiten zu prüfen. Allein der Umzug in das neue Gebäude in Niederrad senkt den Energieverbrauch nach Angaben einer Sprecherin um 50 %. Auch andere Institute arbeiten seit Jahren daran, den „ökologischen Fußabdruck“ ihres Geschäftsbetriebs zu reduzieren. „Gesetzliche Anforderungen und behördliche Auflagen bilden dafür die Basis, aber wir verfolgen das Ziel, diese – wo möglich – zu übertreffen“, heißt es dazu etwa im Nachhaltigkeitsleitbild der staatlichen Förderbank KfW.
Dank dieser wie viele operationelle Themen in der Öffentlichkeit wenig beachteten Anstrengungen sehen sich die meisten Institute trotz explodierender Energiepreise gut gewappnet für die kalte Jahreszeit, wie eine Umfrage der Börsen-Zeitung ergab. Insbesondere die größeren Häuser haben die von der Bundesregierung erlassenen Verordnungen für kurz- und mittelfristige Energiesparmaßnahmen zum Anlass genommen, weitere Stellschrauben zu suchen, um in der Energiekrise auf Nummer sicher zu gehen.
Beim genossenschaftlichen Bundesverband BVR hieß es, dass die Mitgliedsbanken individuell auf die Situation reagierten. Vielfach habe es bereits vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategien der einzelnen Institute Aktivitäten gegeben, „die Energieeinsparungen ermöglichen und auf erneuerbare Energien setzen“, so eine Sprecherin. Beispielsweise hat dieVolksbank Main-Tauber in Tauberbischofsheim bereits 19 Fotovoltaikanlagen auf Bankgebäuden in Betrieb genommen und produziert damit einen Großteil des Eigenbedarfs für elektrische Geräte und Licht. Zudem sei es vielerorts Mitarbeitern freigestellt, dass Mitarbeiter aus Zentralabteilungen wie Stabsstellen oder Marktfolge statt in die Hauptstelle in eine näher gelegene Geschäftsstelle fahren können, um die Fahrtwege zu verkürzen.
Rolltreppen angehalten
Beim Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken, der DZ Bank, wurden als zusätzliche vorbeugende Maßnahmen zur Energieeinsparung Einschränkungen bei Klimaanlage und Rolltreppen sowie die Stilllegung von Büroflächen beschlossen. Nach Angaben einer Sprecherin war die maximale Kühltemperatur der Klimaanlagen während des Sommers auf 25 Grad begrenzt. In den Wintermonaten werde die Raumtemperatur in den Büros auf 19 Grad gedrosselt, was der von der Bundesregierung in der Energiesparverordnung vorgesehenen Maximaltemperatur für öffentliche Arbeitsstätten entspricht. Zudem habe das neue Arbeitsplatzkonzept mit mehr mobilem Arbeiten dafür gesorgt, dass insgesamt weniger Bürofläche gebraucht werde. Die Anwesenheitsquote im Büro liegt nur noch bei 25 %. Die zweite Kantine sowie bestimmte Besprechungsräume seien stillgelegt worden. Die Rolltreppen liefen nicht mehr, das Warmwasser zum Händewaschen sei wie von der Bundesregierung gewünscht abgestellt worden. Auch die Beleuchtung des Logos und der prägnanten Krone sind gemäß der Energiesparverordnung abgeschaltet worden. Ob und in welchem Umfang die Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3 000 Euro genutzt werden soll, will die DZ Bank Anfang nächsten Jahres entscheiden.
Bei der Frankfurter Volksbank werden über die gesetzlichen Vorgaben hinaus Computer und andere elektronische Geräte über Nacht ausgeschaltet. Die Beleuchtung wurde nach Angaben einer Sprecherin bereits früher auf eine Steuerung per Bewegungsmelder und auf sparsame LED-Lichter umgerüstet. Klima- und Lüftungsanlage werden nachts und am Wochenende gedrosselt. Interne Abteilungen, die bisher über mehrere Standorte verteilt waren, seien für den Zeitraum November bis April kurzfristig räumlich zusammengelegt worden, um 5 000 qm Bürofläche nicht beheizen zu müssen. Die Standorte seien dabei nach den größten Energieeinsparpotenzialen ausgewählt worden. Auch dank der niedrigeren Raumtemperaturen will das Institut in der kommenden Heizperiode bis zu 20 % Energie einsparen, zudem werde im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie auf modernere Heizungslösungen umgerüstet, zum Beispiel auf Blockheizkraftwerke. Die Beschäftigten können außerdem statt an zwei an drei Tagen im Homeoffice arbeiten.
Die Privatbank Berenberg hingegen plant nach Angaben eines Sprechers nicht, aus Energiespargründen von der im Sommer zum Ärger vieler Beschäftigter wiedereingeführten Verpflichtung zur Präsenzarbeit abzurücken. „Zusätzlich zu unseren langjährigen Bemühungen zur Ressourcenschonung haben wir die Kühlung in unseren Rechenzentren und Technikräumen wo möglich reduziert, die Leuchtwerbung abgeschaltet und unsere Mitarbeiter fortlaufend für individuelle Einsparmöglichkeiten sensibilisiert“, teilt er auf Anfrage mit.
Auch die Commerzbank setzt darauf, die Beschäftigten beim Thema Raumtemperatur „mitzunehmen“. „Denn gerade auch die aktive Nutzung von Einzelraumsteuerungen/Thermostaten kann bei richtiger Anwendung massiv zu Einsparungen beitragen“, bemerkt eine Sprecherin dazu. Die Regelung zur Ausweitung des mobilen Arbeitens solle dagegen nicht noch mehr ausgeweitet werden. Das Institut verfügt mit einer Homeoffice-Quote von bis zu 50 % für die Mitarbeiter der Filialen und von bis zu 70 % in der Zentrale und in den digitalen Beratungszentren allerdings bereits über eine im Branchenvergleich großzügige Regelung. Bei der Inflationsausgleichsprämie, die im Dezember ausgezahlt werden soll, ist je nach Einkommensgruppe eine Staffelung von 500 Euro für außertarifliche Beschäftigte bis 2 000 Euro für die Beschäftigten der nicht an den Bankentarif gebundenen Servicegesellschaft ComTS vorgesehen.
Auch die Deutsche Bank plant nach eigenen Angaben nicht, die Beschäftigten zu mehr Homeoffice zu animieren. An der bestehenden Regelung, die eine wöchentliche Quote von 40 % mobiler Arbeit vorsieht, werde sich nichts ändern. In Ausnahmefällen erlaubt das Modell zum hybriden Arbeiten bis zu 60 %. Im Dezember erhalten die Beschäftigten laut einer internen Mitteilung eine Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro, ob im kommenden Jahr eine weitere Tranche in gleicher Höhe gezahlt wird, ist noch in der Diskussion.
Büroflächen verdichtet
Die Berliner Sparkasse setzt nach eigenen Angaben die Energiesparverordnung um. Weitere Einsparmöglichkeiten würden laufend geprüft. Mehr als die bislang möglichen zwei Tage pro Woche soll nicht mobil gearbeitet werden. Mit Blick auf die Inflationsausgleichsprämie ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Frankfurter Sparkasse hat die Raumtemperatur in den Büroräumen in der Neuen Mainzer Straße, im Omega in Offenbach und – soweit möglich – in den Filialen auf 19 Grad abgesenkt. Außerdem würden Büroflächen am Hauptstandort Neue Mainzer Straße verdichtet, wodurch frei werdende Gebäudeteile vorübergehend stillgelegt werden könnten. Eine Ausweitung der Arbeit im Homeoffice ist nicht geplant. Mitarbeiter sollen aber mit einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1 500 Euro bedacht werden.
Die Nassauische Sparkasse reduziert den Gasverbrauch, indem sie die Vorlauftemperatur der Heizungen oder gleich die Heiztemperatur insgesamt absenkt. Zudem kommt an einigen Standorten ein Additiv zum Einsatz, das den Gasverbrauch reduzieren soll. Warmwasser und Außenbeleuchtungen sowie die Beleuchtung von Hof- und Parkflächen wurden teilweise abgeschaltet. Neben dem bereits beschlossenen Einsatz von LED-Leuchten prüft das Institut die Installation von Solarpanelen auf den Dächern. An der Möglichkeit, bis zu 60 % im Homeoffice zu arbeiten, soll sich nichts ändern, ein Energiekostenzuschuss sei nicht geplant.
Aufzüge stillgelegt
Die Sparkasse Mittelthüringen mit Sitz in Erfurt senkt nach Angaben eines Sprechers die Vorlauftemperatur der Heizanlagen zentral so weit, dass in den Büros die Raumtemperatur rund 19 Grad betrage. Flure und andere Durchgangsbereiche würden nicht mehr beheizt. Zum Händewaschen solle gemäß der Energiesparverordnung nur noch kaltes Wasser genutzt werden. An Standorten mit Aufzug werde – wenn überhaupt – nur noch ein Lift in Betrieb gehalten. Die Außenbeleuchtung an den Gebäuden wird vorerst abgeschaltet. Werbeanlagen seien nur noch zwischen 16 und 22 Uhr beleuchtet und die Öffnungszeiten der SB-Stellen auf den Zeitraum von 7 bis 21 Uhr verkürzt. Beschäftigte seien angehalten, tagsüber die Beleuchtung von Gängen, Küchen und Materialräumen ausgeschaltet zu lassen und generell Lampen nur dann zu nutzen, wenn es notwendig sei. Die Zahlung eines Energiekostenzuschusses plant das Institut derzeit nicht.
Von Silke Stoltenberg, Tobias Fischer und Anna Sleegers, Frankfurt