ETF-Gutscheine im Supermarkt finden kaum Käufer
jsc Frankfurt
Das Modell von Gutscheinen im Supermarkt für Wertpapierprodukte trägt in Deutschland bislang kaum Früchte: Der Online-Vermögensverwalter Quirion, der seit Herbst über Edeka-Supermärkte Gutscheine für ETF-Portfolios verkauft, hat bislang bundesweit nur rund 1000 Stück abgesetzt, wie die Gesellschaft auf Nachfrage erklärt. Rechnerisch floss dem Anbieter damit lediglich ein fünfstelliger Betrag zu, da die Gutscheine in Stückgrößen von 25 Euro, 50 Euro oder 100 Euro angeboten werden. Die Berliner Gesellschaft, die zum Honorarberatungsinstitut Quirin Privatbank gehört, hatte im Oktober den Verkauf über rund 3600 Edeka-Supermärkte angekündigt.
Jenseits der Verkaufsaktion wächst die Gesellschaft auf kleinem Niveau deutlich: Sie hatte zuletzt das verwaltete Vermögen innerhalb von ungefähr einem Jahr auf 1 Mrd. Euro verdoppelt. Bis Anfang Januar ist das Volumen auf annähernd 1,2 Mrd. Euro angewachsen. Für das neue Jahr peilt der Vermögensverwalter, eine solide Aktienmarktentwicklung vorausgesetzt, erneut eine Verdopplung an. Quirion ermittelt die Risikoneigung der Anleger in einem automatischen Prozess und wird daher zu den sogenannten Robo-Advisors gezählt. Der Anbieter stellt das Portfolio über ETFs zusammen und passt das Gewicht der Portfoliobausteine regelmäßig an.
Den Verkauf über den Supermarkt hatte die Gesellschaft etwas länger als ein Jahr vorbereitet. Dabei habe Quirion zunächst verschiedene Ketten angesprochen, berichtet ein Sprecher. Auch musste das Unternehmen eine Lösung entwickeln, wie sich der Kauf eines Gutscheins an der Supermarktkasse in einen Betrag auf einem Wertpapierdepot überführen lässt. Um den Gutschein zu nutzen, müssen Kunden ein reguläres Depot eröffnen und dabei den üblichen Prozess durchlaufen. Eingelöst haben den Gutschein bisher aber nicht nur Neukunden, sondern in einigen Fällen auch bereits bestehende Kunden.
Noch nicht profitabel
Ähnlich wie auch andere Online-Vermögensverwalter und Fintechs befindet sich die 2013 gegründete Quirion in einer Wachstumsphase und ist den Angaben nach wegen Ausgaben zur Kundengewinnung noch nicht profitabel. Im Jahr 2019, dem jüngsten bisher im Bundesanzeiger ausgewiesenen Geschäftsjahr, verzeichnete die Gesellschaft bei damals noch kaum vorhandenen Erträgen einen Fehlbetrag von 4,3 Mill. Euro. Seither hat Quirion das verwaltete Vermögen ausgebaut. Das gut 30 Beschäftigte zählende Unternehmen hat mehr als 45000 Kunden. Im Durchschnitt hat jeder Anleger rund 25000 Euro investiert.
Wertberichtigt Seite 6