INVESTMENTFONDSTAGE DER BÖRSEN-ZEITUNG

ETF-Vertreter mahnt Fondsbranche zu Selbstkritik

Merz: Für scharfe Regulierung durch Mifid II gibt es Gründe - Ein Provisionsverbot kann Chancen bieten

ETF-Vertreter mahnt Fondsbranche zu Selbstkritik

jsc Frankfurt – Ein Ende der provisionsbasierten Finanzberatung kann aus Sicht eines Vertreters der ETF-Sparte der Schweizer Großbank UBS Chancen für die Fondsbranche bieten. Zwar könne es schwierig für die Gesellschaften sein, ihr Geschäftsmodell umzustellen, sagte Thomas Merz, Head UBS ETF Europe, am Dienstag auf einer Podiumsdiskussion der Investmentfondstage der Börsen-Zeitung in Frankfurt. “Es wird zu wenig als Chance wahrgenommen”, fügte er jedoch an. Merz war als Teilnehmer der Runde “Provisionsbasierter Vertrieb unter Mifid II – Ende eines Geschäftsmodells?” eingesprungen, nachdem der CSU-Politiker Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlamentes, und Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, verhindert waren.Zuvor hatte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbandes BVI, vor möglichen Folgen der überarbeiteten Finanzmarktrichtlinie Mifid II gewarnt, deren Details derzeit von der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA ausgearbeitet werden. Würden die Pariser Aufseher durch eine strenge Auslegung den Provisionsvertrieb beschneiden, wichen Sparer auf andere Produkte wie Bausparverträge und Versicherungen aus, sagte Richter. Die Mifid II gelte nur für Wertpapiere und Fonds, so dass eine zunehmend ungleiche Regulierung verschiedener Finanzprodukte drohe. Sollte sich die ESMA mit ihren ursprünglichen Ideen durchsetzen, die Provisionen im Versicherungsvertrieb aber fortbestehen, “dann wird das, was Sie als Chance bezeichnen, zum Ende des Vertriebs von Publikumsfonds”, sagte Richter zu Merz.Die ESMA hatte im Sommer unter anderem vorgeschlagen, dass Provisionen nicht genutzt werden dürfen, um für Güter und Dienstleistungen zu bezahlen, die grundlegend für den ordentlichen Geschäftsbetrieb des Finanzdienstleisters sind. Richter erklärte, so werde die Provisionsberatung “durch die Hintertür abgeschafft”. Während einer Anhörung in Paris hatte die ESMA ihren Vorschlag dann aber relativiert. “Sie rudert zurück”, sagte Richter, “es fragt sich nur, wie weit.”Vor Veränderungen für die Branche warnte auch Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter der DZ Privatbank in Luxemburg und Aufsichtsratsmitglied der zugehörigen Fondstochter IPConcept. Fondsplattformen etwa könnten sich im Falle eines Verbotes nicht mehr über Vertriebsprovisionen finanzieren, sondern über eine Marketingprovision der Fondshäuser, führte er aus. Die Finanzberatung aber wäre für Kunden, die keine sechsstelligen oder höheren Beträge anlegten, kaum noch möglich, bemängelte er mit Blick auf die Auswirkungen des Provisionsverbotes in Großbritannien.Merz entgegnete, die Branche dürfe nicht vergessen, dass es einen Grund für schärfere Regulierung gebe. “Man tut nicht gut daran, den Kopf in den Sand zu stecken.” Offenbar sei die Qualität nicht immer so, wie man es erwarten würde. Richter antwortete, dass die Beratung durch Anforderungen wie fachliche Nachweise verbessert werden könne, statt durch ein Provisionsverbot.Im Provisionsvertrieb im Retailgeschäft spielen börsengehandelte Indexfonds (ETF), die nur geringe Gebühren in Rechnung stellen, insgesamt keine große Rolle. Bislang greifen vor allem institutionelle Anleger zu den Produkten. Auch informierte Privatanleger und Honorarberater befassen sich mit den Fonds.