EU-Abwicklungsbehörde bescheinigt Banken "gute Fortschritte"
Banken erhalten Lob von Abwicklern
EU-Behörde SRB bescheinigt Großteil "gute Fortschritte" bei vorgeschriebenen Krisenpuffern
Zum Stichtag 1. Januar müssen Europas Banken genügend Puffer aufgebaut haben, um Eigentümer und Anteilseigner im Krisenfall an den Kosten der Rettung zu beteiligen. Die EU-Abwicklungsbehörde SRB stellt den meisten mit Blick auf die Daten ein gutes Zeugnis aus. Von der Regeltreue überzeugt sie sich auch vor Ort.
rec Brüssel
Lob aus Brüssel für Europas Banken: Die EU-Abwicklungsbehörde SRB stellt den meisten von ihnen ein gutes Zeugnis aus, um im Falle einer Schieflage für die Abwicklung gewappnet zu sein. "Die meisten Banken haben weiterhin gute Fortschritte gemacht", sagt SRB-Chef Dominique Laboureix: "Sie haben finanzielle Ressourcen aufgebaut, um schweren finanziellen Schocks zu widerstehen, und sind auf dem besten Weg, ihre Ziele bis Ende dieses Jahres zu erreichen."
Die Abwicklungsbehörde Single Resolution Board (SRB) schaut sich dazu einen Krisenpuffer namens MREL an. Er setzt sich zusammen aus Eigenmitteln und speziellen Verbindlichkeiten. Im Abwicklungsfall greift die Behörde darauf zurück, um Eigentümer und Anteilseigner einer Bank anstelle der Steuerzahler stärker an den Kosten zu beteiligen. Dazu dient auch der Abwicklungsfonds SRF, den die Banken bis Ende dieses Jahres mit rund 78 Mrd. Euro befüllt haben werden.
Stichtag ist der 1. Januar 2024. Bis dahin müssen Banken genügend Bail-In-Kapital – anstelle eines staatlichen Bail-outs, der mit der Weltfinanzkrise in Verruf geraten ist – aufgebaut haben. 30 Banken unter Obhut des SRB waren Ende 2022 noch nicht so weit: Ihnen fehlten zu diesem Zeitpunkt zusammengenommen noch 21,5 Mrd. Euro an Kapital für Abwicklungszwecke (siehe Grafik).
Krise verteuert Bail-in
Diese Summe entspricht laut SRB 0,3% der gesamten Risikopositionen in den Bankbilanzen (Exposure). Die Lücke wird seit Jahren kleiner und ist zwischen Ende 2021 und Ende 2022 um weitere 10,4 Mrd. Euro geschrumpft. Zwei Drittel der Banken unter Obhut des SRB hatten zum Jahreswechsel den Zielbetrag an Verlustpuffern erreicht. Chefabwickler Laboureix sieht sie auf Kurs, einen "wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Finanzstabilität" in der Europäischen Union zu erreichen.
Den verbliebenen 30 Banken könnte es im laufenden Jahr schwerer als gedacht fallen, den Fehlbetrag rechtzeitig aufzubringen und die Bail-in-Lücke vollständig zu schließen. Denn wegen der Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz stiegen zwischenzeitlich die Finanzierungskosten für diese Krisenpuffer. Die dortigen Behörden lösten die Krise letztlich nicht mit einer klassischen Abwicklung, sondern mit Notfusionen der First Republic Bank und der Credit Suisse.
Banken bekommen Besuch
Für SRB-Chef Laboureix hat sich damit der – erzwungene – Transfer von Vermögenswerten auch für große Banken als effektives Krisenwerkzeug erwiesen. "Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Bail-in weniger wichtig ist", sagte Laboureix im Rahmen der Finanzkonferenz Eurofi vorige Woche in Santiago de Compostela. "Es zeigt vielmehr, dass wir in unseren Abwicklungsstrategien flexibel sein und über Backup-Optionen verfügen müssen", findet Laboureix. "Wir sollten in der Lage sein, die Instrumente zu wechseln oder zu kombinieren, um auf jede Situation wirksam reagieren zu können."
Laboureix zufolge bereitet sich die von ihm geleitete Behörde mit Testläufen an Wochenenden auf den Ernstfall vor. "Darüber hinaus fordern wir die Banken auf, selbst Trockenübungen durchzuführen, um ihre Fähigkeit zu testen, einen Bail-in auszuführen", schilderte Laboureix. Europas Banken müssen sich auch auf Hausbesuche der Behörde einstellen. Die Offiziellen wollen vor Ort sicherstellen, dass Banken im Ernstfall tatsächlich abwicklungsfähig sind.
Für kommendes Jahr hat der SRB außerdem angekündigt, die Mindestanforderungen an Eigenmittel zur Abwicklung zu überprüfen. Dazu ist eine öffentliche Konsultation mit der Industrie geplant.