Coronakrise

EU-Banken­aufseher werden opti­mistischer

In der Eurozone zeigen sich auch die Aufsichtsbehörden mittlerweile wieder optimistisch, dass die Coronakrise nicht auch noch eine Bankenkrise verursacht. Die faulen Kredite sind bislang kein großes Problem. Und die EZB will in Kürze auch Dividendenzahlungen wieder ohne Beschränkungen erlauben.

EU-Banken­aufseher werden opti­mistischer

ahe Brüssel

Die Non-Performing Loans (NPLs) in den Bankbilanzen der Eurozone haben sich bislang in der Coronakrise nicht als so problematisch gezeigt wie noch vor einem Jahr befürchtet. Dies bestätigte der Chef der EZB-Bankenaufsicht, An­drea Enria, am Donnerstag im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments (Econ). In einer Anhörung sagte er, die Worst-Case-Szenarien aus dem vergangenen Jahr hätten ein schlechteres Bild gezeichnet. Unter anderem habe man nicht erwartet, dass sich die Wirtschaft wieder so schnell von der Krise erhole und laut jüngsten Prognosen schon Ende 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen werde. Auch die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, sprach im Econ von einer Stabilisierung der NPL-Entwicklung auf einem relativ niedrigen Niveau.

Laut Enria haben sich die Banken in der bisherigen Krise als widerstandsfähig erwiesen. Er kündigte an, dass daher ab Oktober auch wieder ohne Einschränkungen Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe zugelassen würden. Sollten erheblich nachteilige Entwicklungen ausbleiben, sei vorgesehen, die aktuellen Empfehlungen zum Ende des dritten Quartals aufzuheben, bestätigte er. Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe seien dann wieder Teil des normalen Aufsichtsprozesses. Erwartet werde aber, dass die Banken dabei umsichtig vorgingen.

Abwicklungsfonds gut gefüllt

Lagarde warnte in ihrer Anhörung als Chefin des Europäischen Systemrisikorats (ESRB) allerdings noch vor Gefahren für die wirtschaftliche Erholung durch Mutationen des Coronavirus. „Natürlich ist die aufkommende Erholung immer noch mit Unsicherheit konfrontiert, auch durch die Verbreitung von Virusmutationen“, sagte sie.

Die Chefin der europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB, Elke König, äußerte vor dem Econ ebenfalls die Hoffnung, dass Europa derzeit den Anfang vom Ende der Pandemie sehe. Die jüngsten Wirtschafts- und Ertragsprognosen erzeugten dank der Fortschritte bei den Impfungen einen verhaltenen Optimismus, sagte sie und warnte zugleich: „Wir wissen jedoch, dass die Auswirkungen von Covid in den Bilanzen der Banken möglicherweise noch nicht vollständig abgebildet sind.“

Der Single Resolution Board sieht sich derzeit nach den Worten von König gut aufgestellt für die weitere Entwicklung. Alle Banken im SRB-Einflussbereich würden Ende 2023 abwicklungsfähig sein, betonte sie. Zudem sei der Bankenabwicklungsfonds SRF schon gut gefüllt. Bis zum 30. Juni sammelte der Board demnach die diesjährigen Jahresbeiträge von knapp über 10 Mrd. Euro von den Instituten ein. Der SRF ist damit mittlerweile mit 52 Mrd. Euro gefüllt. Da die Einlagen seit 2019 stark gestiegen sind, geht der SRB aktuell davon aus, dass der Fonds im Jahr 2024 dann ein Volumen von über 70 Mrd. Euro erreicht.

Trotz der derzeit stabilen Situation plädierten sowohl Enria als auch König im Econ dafür, jetzt rasch an einer Vollendung der Bankenunion zu arbeiten. Dabei nannten sie ins­besondere die geplante Überarbeitung des Krisenmanagements, eine Lösung der „Home Host“-Problematik sowie die Einführung einer europäischen Einlagensicherung (Edis). Die Zeit, um weiter um den heißen Brei herumzureden, sei vorbei, sagte König. Edis fehle und müsse nun endlich auf den Weg gebracht werden. Die Euro-Finanzminister hatten es im Juni nicht geschafft, sich auf einen genauen Arbeitsplan zur Bankenunion zu einigen. Dieser soll nun bis Jahresende beschlossen werden.