EU-Versicherungsaufsicht greift interne Modelle an

EIOPA fordert europaweit konsistente Ermittlung von Risiken - Distanz zur BaFin

EU-Versicherungsaufsicht greift interne Modelle an

jsc Frankfurt – Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA warnt vor einer zu nachsichtigen Überprüfung der Risikomodelle von Versicherern. Während nationale Behörden sogenannte interne Modelle überprüften, mit denen Versicherer ihren Kapitalbedarf nach eigenen Maßstäben berechneten, sei es Aufgabe der EU-Aufsicht, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen und grenzüberschreitende Standards zu garantieren, sagte EIOPA-Präsident Gabriel Bernardino am Mittwoch auf einer Pressekonferenz der Behörde in Frankfurt. Wenn es nicht gelinge, europaweit einheitlich vorzugehen und einen Wettlauf um möglichst großzügige Regeln zugunsten der Versicherer zu verhindern, “dann werden wir gegenüber den internen Modellen die gleiche skeptische Einstellung erleben, wie wir sie auch im Bankensektor beobachten können”.Die Aufsicht habe bereits damit begonnen, mehr Informationen über die verschiedenen Modelle der Versicherer in Europa zu sammeln, um etwa eine Grundlage für mögliche Stellungnahmen zu schaffen. Damit geht die Behörde einen ähnlichen Weg wie die Bankenaufsicht der EZB, die derzeit interne Modelle großer Geldhäuser unter die Lupe nimmt. Bernardino argumentierte, dass nationale Aufseher womöglich Druck durch Versicherer spürten und die Rolle der EIOPA als übergeordneter Akteur herausfordernd für nationale Aufseher sein könne.Eine konsistente Regulierung sei wichtig, weil Versicherern mehr Spielraum in der Ermittlung von Risiken zustehe als in der Kreditwirtschaft üblich. “Im Versicherungssektor gibt es viel mehr Freiheiten für interne Modelle als im Bankensektor”, sagte er.Zwar räumte der Behördenchef ein, dass es Ausreißer mit individuellen Modellen geben dürfe. Ein Versicherer müsse dann aber genau begründen, inwiefern sein Risikoprofil ein abweichendes Modell erfordert. Auch distanzierte er sich von Frank Grund, dem zuständigen Exekutivdirektor der deutschen Aufsicht BaFin, der die bereits vorhandenen Regeln als ausreichend eingestuft habe. “Diese Sicht entspricht definitiv nicht der unsrigen”, sagte Bernardino und begründete die abweichende Haltung mit den unterschiedlichen Rollen, die nationale und EU-weit agierende Behörden einnähmen.—– Bericht Seite 3