Fondsregulierung

EU will Kreditfonds einheitlich regeln

In Brüssel läuft der Prozess zur Überarbeitung der Richtlinie für alternative Investmentmanager. Vorgesehen ist die Einführung eines neuen Fondstyps. Verbände halten das für unnötig.

EU will Kreditfonds einheitlich regeln

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Mit der Vorlage des Berichtsentwurfs der EU-Abgeordneten Isabel Benjumea zur Überprüfung der Richtlinie AIFM (Manager alternativer Investmentfonds) geht die Diskussion um Kreditfonds weiter. Die Kreditvergabe durch Fonds wird vom Parlament als eine wichtige Finanzierungsquelle für die Wirtschaft angesehen.

Das Freiburger Centrum für europäische Politik (CEP) stellt in einer Analyse fest, dass der EU-Markt für kreditgebende AIFs in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen habe und heute auf ein Volumen von rund 250 Mrd. Euro komme. „Kreditfonds haben sich insbesondere als alternative Finanzierungsquelle für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) etabliert, die es schwer haben, über andere marktbasierte Finanzierungskanäle an Kapital zu gelangen oder sich über Bankkredite zu refinanzieren“, schreibt das CEP. Einige Mitgliedstaaten hätten auf diese Entwicklung reagiert und auf nationaler Ebene Vorschriften für Kreditfonds geschaffen, die über die vorgeschlagenen Regelungen der AIFM-Richtlinie hinausgehen. Zu diesen Ländern zählen neben Irland, Spanien, Italien auch Frankreich und Deutschland.

Nach dem Entwurf der EU-Kommission sollen Manager Strategien und Prozesse für die Vergabe von Krediten durch von ihnen verwaltete AIF einführen müssen. Dazu gehören auch die Bewertung und Überwachung des Kreditrisikos. Eine entscheidende Regelung sieht vor: Sollten Kredite mehr als 60% des Fondsportfolios ausmachen, so müsse künftig der AIF zwingend in einen geschlossenen Fonds umgewandelt werden, so die EU.

Kritik der Verbände

Die europäische Fondsvereinigung Efama weist darauf hin, dass die AIFMD „keine Richtlinie zur Regulierung bestimmter Anlageprodukte“ sei. Der Verband warnt davor, eine Klasse von nicht veräußerbaren Vermögenswerten im Rahmen der Regulierung von Kreditfonds zu schaffen und plädiert dafür, diese Regelung zu streichen. Die Efama ist zudem der Meinung, dass der derzeitige Rahmen hinreichend sei, um originär vergebene Darlehen als Anlageklasse zu regulieren. Dem schließt sich der deutsche Fondsverband an. „Die deutschen Regeln für Kreditfonds reichen aus“, sagt Marcus Mecklenburg, Leiter Recht beim BVI. Er weist zudem auf ein Problem hin, das sich durch eine Gleichbehandlung von Krediten ergeben würde. „Bei der Regulierung auf EU-Ebene muss wie in Deutschland zwischen Darlehen an Dritte und Gesellschafterdarlehen unterschieden werden. Das ist für das Management von Sachwertefonds sehr wichtig.“

Ein Gesellschafterdarlehen ist ein Kredit an ein Unternehmen, das in einem Fonds gehalten wird. Typisches Beispiel ist die Immobiliengesellschaft, bei der auch weiterhin gewährleistet sein sollte, dass eine KVG Darlehen im erforderlichen Umfang gewähren könne. „Wir sind zuversichtlich, dass die EU-Gesetzgeber das auch so sehen“, so Mecklenburg. Anderer Meinung ist der Bundesverband Alternative Investment (BAI). „Nachdem sich die deutsche Regulierung von Kreditfonds als wenig praxistauglich und nicht wettbewerbsfähig erwiesen hat, müssen wir nun aufpassen, dass eine etablierte europäische Marktpraxis als Benchmark anerkannt wird und nicht konterkariert wird“, sagt BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer. Er stellt zudem infrage, ob bei einer Weiterübertragung von Darlehen der bei Banken bekannte Selbstbehalt von 5% erforderlich sei. Von wesentlicher Bedeutung sei der Anwendungsbereich. „Andernfalls droht, dass Fonds mit marginalem Kredit­exposure vollumfänglich den neuen Regeln unterworfen werden. Das wäre unverhältnismäßig und kontraproduktiv“, sagt Dornseifer.

Das CEP stellt ebenfalls die Frage, ob eine Notwendigkeit für ein EU-Regulierungsregime für Kreditfonds überhaupt bestehe. Systemische Risiken für die Finanzmarktstabilität entstünden durch die Kreditvergabe durch AIF kaum im Gegensatz zur Kreditvergabe durch Banken, schreibt das Institut.

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