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Euronext kauft nordisches Stromhandelsgeschäft der Nasdaq

Der paneuropäische Börsenbetreiber setzt mit der Akquisition und einem nordischen Markt für Stromfutures auf den Ausbau des Bereichs Strom. Ursprünglich hatte die Deutsche-Börse-Tochter EEX das nordische Stromhandelsgeschäft der Nasdaq kaufen wollen.

Euronext kauft nordisches Stromhandelsgeschäft der Nasdaq

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Euronext erwirbt nordischen Stromhandel der Nasdaq

Deutsche-Börse-Tochter EEX war 2023 ebenfalls interessiert – Euronext setzt auf den Ausbau des Bereichs Strom

wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris

Euronext will das Stromhandelsgeschäft der Nasdaq für den nordischen Markt übernehmen, auf das ursprünglich die Deutsche-Börse-Tochter EEX ein Auge geworfen hatte. Damit baut der paneuropäische Börsenbetreiber den Bereich Strom wie in seiner neuen Strategie vorgesehen weiter aus. Euronext und Nasdaq haben nun eine entsprechende Grundsatzvereinbarung unterschrieben. Nach Zustimmung der zuständigen Behörden sollen die offenen Positionen, die Nasdaq Clearing derzeit bei Stromfutures der Nasdaq Nordic hält, an Euronext Clearing übertragen werden.

Der Transfer sei für das erste Halbjahr 2026 geplant, sagte Camille Beudin, der Chef der Euronext-Sparte Diversified Services, der Börsen-Zeitung. Finanzielle Details der Transaktion nannte der europäische Börsenbetreiber nicht, außer, dass sie komplett mit bestehenden Barmitteln finanziert werden soll und der Mittelverwendungsstrategie von Euronext entspräche. Der Preis sei vertraulich, so Beudin. Für Euronext handele es sich um eine bedeutendere Übernahme, da sie die Ziele des im November verkündeten Strategieplans erfülle, den Bereich Strom auszubauen. Zudem könne die Mehrländerbörse so ihre Position in Nordeuropa ausweiten.

„Wir sind bereits in 16 Ländern präsent“, erklärt Beudin. So betreibt Euronext unter anderem die Börsen von Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und Paris.

Nord Pool lanciert Stromfuture-Markt

Euronext hatte 2019 erst die Oslo Børs, dann wenige Monate später die skandinavische Strombörse Nord Pool übernommen, die Nummer 2 in Europa nach EEX. Nord Pool will in diesem Jahr einen nordischen und baltischen Markt für Stromfutures lancieren. Die dafür geschaffene Infrastruktur soll im Juni starten, Tests mit Kunden bereits ab März. Die Infrastruktur kann laut Euronext das bestehende Stromfuture-Geschäft von Nasdaq Nordic unterstützen. „Die Akquisition des nordischen Stromfuture-Handelsgeschäfts von Nasdaq ist ein wichtiger Beschleuniger für unsere Ambitionen und Positionierung im Stromfuture-Geschäft“, erklärt Beudin. Seinen Angaben zufolge betrug das an der Nasdaq Nordic gehandelte Stromvolumen letztes Jahr 530 Terawattstunden. 

Interesse an Nasdaq Nordic

Die nun angekündigte Akquisition umfasst nicht Nasdaq Clearing AB, Nasdaq Oslo ASA und deren Infrastrukturen. Die US-Börse werde ihre europäischen Marktdienstleistungs- und Clearing-Aktivitäten weiter betreiben, erklärten beide Börsenbetreiber. Euronext hat erst kürzlich erneut Interesse für die die Börsen von Stockholm, Kopenhagen, Helsinki, Reykjavík, Talinn, Riga und Vilnius umfassende Nasdaq Nordic bekundet. „Sollte sich die Nasdaq von der Nasdaq Nordic trennen wollen, wären wir interessiert“, so Euronext-Chef Stéphane Boujnah. Derzeit gebe es jedoch keinen Hinweis darauf, dass sie verkaufen wollten.  

2023 hatte Deutsche Börse über EEX das Stromhandels- und Clearinggeschäft von Nasdaq Nordic kaufen wollen, dann aber im Juni einen Rückzieher gemacht. Wegen der starken Marktposition von EEX galt es als unwahrscheinlich, dass die EU die Akquisition genehmigt hätte.

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