GREEN FINANCE

Europäische Prioritäten

Mit einer für europäische Verhältnisse rasanten Geschwindigkeit wird in Brüssel aktuell das Thema Green Finance behandelt. Die Pläne für eine nachhaltigere Ausrichtung des Finanzwesens erhalten dabei eine breite Zustimmung über alle Partei- und...

Europäische Prioritäten

Mit einer für europäische Verhältnisse rasanten Geschwindigkeit wird in Brüssel aktuell das Thema Green Finance behandelt. Die Pläne für eine nachhaltigere Ausrichtung des Finanzwesens erhalten dabei eine breite Zustimmung über alle Partei- und Ländergrenzen hinaus, wie die Debatten im Europaparlament in dieser Woche in Straßburg einmal mehr gezeigt haben. Die EU-Kommission hatte erst in der vergangenen Woche Vorschläge für ein einheitliches Klassifizierungssystem in Europa, für künftige Investorenpflichten und für neue Referenzwerte zur Messung des CO2-Fußabdrucks von Unternehmen vorgelegt. Gestern hat das Parlament nachgelegt und mit breiter Mehrheit einem Initiativbericht zugestimmt, der in einigen Punkten noch über die Vorstellungen der Kommission hinausgeht – sei es, was das Risiko von sogenannten gestrandeten Assets angeht, sei es in Bezug auf Vorgaben für die Europäische Zentralbank und die Europäische Investitionsbank. Die Frage für die Finanzwirtschaft dürfte mittlerweile nicht mehr sein, ob aus Brüssel neue Gesetze kommen, die Investitionen nachhaltiger ausrichten als bisher. Die Frage ist nur mehr, wie die genaue Ausgestaltung dieser Regulierung aussehen wird und ab wann die neuen Transparenzpflichten, Normen und Kennzeichnungen gelten. Trotz der Europawahlen im kommenden Jahr könnte ein Klassifizierungssystem, also genaue Kriterien für grüne Labels, die die Basis für alle weitergehenden Überlegungen sind, vielleicht schon Ende 2019 auf europäischer Ebene beschlossen sein.Dass das Schaffen eines günstigeren Investitionsumfelds für nachhaltige Produkte eine solche Top-Priorität in Brüssel bekommen hat, liegt daran, dass ohne weitere Milliardeninvestitionen zum Beispiel im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien die Pariser Klimaziele für die Europäische Union kaum zu schaffen sind. Die EU-Kommission, die sogar von rund 180 Mrd. Euro ausgeht, die aktuell pro Jahr bei den Investitionen fehlen, möchte hier die Privatwirtschaft stärker in die Pflicht nehmen. Die aktuell breite Zustimmung wird dabei aber wohl nur erhalten bleiben, wenn für die Sonderbehandlung nachhaltiger Anlagen keine Abstriche an der Finanzmarktstabilität gemacht werden. Es darf weder eine Aufweichung von Eigenkapitalanforderungen für Banken noch von Schuldenanforderungen für Staaten geben. Sie würden der eigentlich guten Sache nur einen Bärendienst erweisen.