CREDIT SUISSE STÄRKT SICH MIT MILLIARDENBETRAG

Europas Banken scheuen den Aktienmarkt

Institute nutzen alles außer Bezugsrechtsemissionen

Europas Banken scheuen den Aktienmarkt

Von Walther Becker, Frankfurt Wenn es um ihre Kapitalbeschaffung geht, ziehen Europas Kreditinstitute alle Register – fast alle. Den Eigenkapitalmarkt anzuzapfen, wie es mit Mega-Deals 2008 bis 2010 noch möglich war, scheuen sie durch die Bank weg wie der Teufel das Weihwasser. Denn die Bewertungen liegen unter den Buchwerten, die Kurse sind abgerutscht und Investoren fragen sich, wo künftig Gewinnwachstum herkommen soll.Daher ist die Fantasie von Investmentbankern gefragt, wie die Eigenkapitallücke zu schließen ist. Abbau der risikogewichteten Assets – wie von der Commerzbank durchexerziert – und Verkürzung der Bilanzsumme gehören in allen möglichen Spielarten dazu. Der Instrumentenkasten der Bilanzzauberer ist heftig angeschwollen in der Krise – der Contingent Convertible Bond (CoCo-Bond), eine Pflichtwandelanleihe, die bei Unterschreitung einer festgelegten Kernkapitalquote Fremd- in Eigenkapital wandelt, – ist noch eine der harmloseren Übungen. Gewinn-Thesaurierung und Dividendenzahlung in Aktien statt in bar oder Umwandlung von Hybridpapieren in echtes Eigenkapital gehören zum kleinen Einmaleins.Lediglich Unicredit hat in ihrer Not dieses Jahr eine große Bezugsrechtsemission (7,5 Mrd. Euro) durchgezogen, um Verlustlöcher zu stopfen. Credit Suisse schnürt nun ein ganzes Paket, zu dem die Wandlung von Hybridkapital in “Buffer Capital Notes”, die Emission nachrangiger Anleihen mit Wandlungspflicht und Investments bisheriger Investoren wie Katar, Olayan aus Saudi-Arabien und des norwegischen Staatsfonds sowie “neuer Großinvestoren”, unter anderem Temasek aus Singapur, gehört. Hinzu kommen nochmals tiefe Kostenschnitte und Veräußerungen von Immobilien und Private-Equity-Aktivitäten. Im Endeffekt hat dieser Katalog, der eine Kapitalerhöhung von 8,7 Mrd. sfr bis Monatsende und weitere 6,6 Mrd. sfr bis Dezember-Ultimo bringen soll, eine starke Verwässerung der bisherigen Aktionäre und die Beschneidung künftiger Erträge durch das Abstoßen von Assets zur Folge. Und der Motivation der Mannschaft sind die Änderung der Bonuszahlung in Aktien und möglicher weiterer Stellenabbau alles andere als förderlich.Als Folge des ersten Stresstests der 2011 etablierten europäischen Bankenaufsicht hatten 27 Institute in der EU ihr Kapital um 94,4 Mrd. Euro gestärkt. Denn die European Banking Authority (EBA) verlangt eine harte Kernkapitalquote von 9 % der Risikoaktiva. Noch hat sie nicht offengelegt, wie die einzelnen Häuser dies geschafft haben. Sieben Institute brauchten Finanzspritzen des Staates über addiert 9,5 Mrd. Euro. Laut EBA haben Europas Großbanken binnen 18 Monaten ihr Kapital um 230 Mrd. Euro aufgepolstert – aber inklusive der Rettungspakete für die angeschlagenen griechischen und spanischen Adressen.