FONDS UND ETF

Europas Nebenwerte holen auf

Aus den jüngsten Wahlen geht die Eurozone gestärkt hervor. Die Konjunktur läuft und die Gewinne sprudeln. Vor diesem Hintergrund dürften Nebenwerte weiter zulegen. Aktive Fonds und ETF bleiben aussichtsreich. Von Werner Rüppel Investoren weltweit...

Europas Nebenwerte holen auf

Aus den jüngsten Wahlen geht die Eurozone gestärkt hervor. Die Konjunktur läuft und die Gewinne sprudeln. Vor diesem Hintergrund dürften Nebenwerte weiter zulegen. Aktive Fonds und ETF bleiben aussichtsreich.Von Werner RüppelInvestoren weltweit entdecken europäische Aktien. Noch zu Jahresbeginn war vielfach ein Zerfall der Eurozone befürchtet worden. Nun geht diese aus den jüngsten Wahlen in Frankreich und Holland gestärkt hervor. Hinzu kommt eine exzellente konjunkturelle Entwicklung in Europa nebst steigenden Unternehmensgewinnen. Damit rücken neben den Standardtiteln vor allem auch europäische Nebenwerte in den Fokus.Nach einem enttäuschenden Jahr 2016, in dem per saldo keine signifikante Performance erzielt wurde, haben europäische Nebenwerte in diesem Jahr bereits knapp 20 % zugelegt. Einigen aktiven Fondsmanagern sind dabei noch höhere Wertsteigerungen gelungen, doch haben sich auch passive Investments über ETF gelohnt. Obwohl es nach den zuletzt hohen Kursgewinnen eine zwischenzeitliche Korrektur geben mag, bleiben europäische Nebenwertefonds aussichtreich. Denn die Fundamentals für europäische Titel aus der zweiten und dritten Reihe stimmen. Die Zinsen in der Eurozone sollten nicht stark ansteigen, die Unternehmensgewinne klettern, und noch immer besteht eine Bewertungslücke zu US-Titeln. Mit der positiven politischen Entwicklung sollte sich indes der Malus für europäische Aktien verringern. Hinzu kommt, dass gerade bei Europas Nebenwerten sich noch einige moderat bewertete Unternehmen finden lassen. Auch Isabelle de Gavoty, Leiter des Small-Cap-Teams bei Axa Investment Managers, sieht weiter gute Gründe für Investoren, bei Small Caps optimistisch zu sein. Profiteur von M & AErstens könnten steigende Zinsen in den Industrieländern sich als Rückenwind für Nebenwerte erweisen, denn historisch gebe es eine positive Korrelation zwischen europäischen Nebenwerten und der Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen. Zweitens tendierten Small Caps besonders dazu, von Fusionen und Übernahmen (M & A) zu profitieren, weil große Konzerne immer wieder innova-tive kleine Unternehmen aufkauften, und in den ersten drei Monaten dieses Jahres seien die internationalen Übernahmeaktivitäten bereits deutlich gestiegen. Und schließlich bleibe der Small-Cap-Sektor ein Bereich voller guter Gelegenheiten, die von den internationalen Investoren noch nicht erkannt worden seien: “Die Abnahme der Zahl der Sell-Side-Analysten hat auch Vorteile”, sagt de Gavoty. “Und zwar für diejenigen Investoren, die in der Lage sind, tausende von Aktien aus allen Regionen der Welt zu analysieren, Marktineffizienzen zu identifizieren – und dann für sich zu nutzen.”Ein echter Stock Picker, der ständig unterwegs ist und die aussichtsreichsten Nebenwerte sucht, ist Guillaume Chieusse, Manager des Oddo Active Smaller Companies (FR0011606268). “In Europa gibt es einige schnell wachsende Unternehmen, die noch moderat bewertet sind”, erklärt Chieusse. Gerne würde er die neue Zalando entdecken, und vielleicht hat er sie bei einen seiner Investments schon gefunden. In Deutschland ist er in Titel wie Isra Vision, Ströer oder MBB investiert. In Wirecard war er investiert, hat verkauft und ist dann nach dem Kursrutsch der Aktie wieder eingestiegen. Besondere Chancen erkennt Chieusse in Skandinavien, einer Region, die kaum im Fokus der Analysten sei, so dass man viele moderat bewertete Nebenwerte finden könne. Schweden, insbesondere Stockholm, sieht er fast schon als neues Silicon Valley. Mit einer Performance von 17,8 % p. a. auf Sicht von drei Jahren und 26,5% auf Jahresfrist war Chieusse zuletzt als Trüffelschwein sehr erfolgreich. Entsprechend wird sein Fonds auch von Morningstar mit fünf Sternen bewertet. Chancen bei Micro CapsEinen interessanten Investmentansatz hat der Metzler European Small and Micro Cap Fonds (IE00B5M17487), weil er auch aussichtsreiche Titel mit niedriger Marktkapitalisierung erwirbt, die anderswo durchs Raster fallen. Gekauft werden schnell wachsende Firmen wie zum Beispiel Hypoport oder Helma Eigenheimbau. Die Fondsmanager Stefan Meyer und Lorenzo Carcano haben in den vergangenen Jahren bei ihrer Aktienauswahl ein gutes Händchen bewiesen. Eine Performance von 21,2 % p. a. über fünf Jahre und 31,0 % auf Jahressicht kann sich mehr als sehen lassen.Auch Lupus alpha hat mit dem Smaller Euro Champions (LU0129232442) einen Fonds aufgelegt, der mit Erfolg in kleine und mittelgroße Unternehmen aus der Eurozone investiert. Das Produkt wird von Marcus Ratz und Franz Führer sehr aktiv gemanagt. Auch hier stimmt die Performance von 19,7 % im Jahr auf Sicht von fünf Jahren.Mit einem Volumen von 670 Mill. Euro zählt der J.P. Morgan Europe Dynamic Small Cap (LU0210072939) zu den größeren Nebenwertefonds. Dieses aktive Produkt investiert europaweit und breit gestreut in Werte mit geringer Marktkapitalisierung. Und auch hier liegt die in den vergangenen fünf Jahren erzielte Performance bei staatlichen 21,1% im Jahr. Niedrigere GebührenÜber ETF passiv in die aussichtsreiche Assetklasse europäische Nebenwerte zu investieren, hat vor allem zwei Vorteile: Die laufenden Kosten von ETF sind wesentlich niedriger als die von aktiven Fonds (vgl. auch Tabelle), und es gibt kein Fondsmanagerrisiko. Erfolgreiche Stock Picker können nämlich ihren Arbeitgeber wechseln, mitunter haben sie auch manchmal eine schlechte Phase. Wahl zwischen Europa und EurolandAuf Sicht von fünf Jahren haben auch die ETF auf die marktbreiten Nebenwerteindizes MSCI Europe Small Cap und MSCI EMU Small Cap überzeugt (vgl. Tabelle). Anleger können hier zwischen der europaweiten Ausrichtung (Europe) wie beim 650 Mill. schweren ETF von Xtrackers (LU0322253906) und der Euroland-Variante (EMU) wie beim 840 Mill. schweren iShares-ETF (LU0322253906) wählen. Wobei das Europa-Produkt einen Anteil von mehr als 30 % an britschen Nebenwerten beinhaltet. Aufgrund der hohen Währungsrisiken vor dem Hintergrund des geplanten Brexits könnte ein Investment nur in Euroland derzeit die bessere Wahl sein. Von 2008 weit entferntDas Horrorjahr für europäische Nebenwertefonds war übrigens 2008, als die Finanzkrise mit Lehman-Insolvenz und einem massiven Konjunktureinbruch als Folge besonders die kleinen Werte mit nach unten zog. Von einem solchen Szenario sind wir weit entfernt: Europas Konjunktur zieht an, und die Unternehmensgewinne, insbesondere auch in attraktiven Nischen, sprudeln. Insgesamt stellen Europas Nebenwertefonds eine aussichtsreiche Anlageklasse dar. Auch wenn sie im Vergleich zu Produkten auf Standardtiteln noch zu wenig Beachtung finden.