Immobilienbranche

Expo Real schwankt zwischen Hoffen und Bangen

Trendwende oder nur Aufhellung der Stimmung? Die Immobilienbranche tastet sich auf der Branchenmesse Expo Real vorsichtig voran. Als Hoffnungsträger gilt das Segment Wohnen.

Expo Real schwankt zwischen Hoffen und Bangen

Expo Real schwankt zwischen Hoffen und Bangen

Treff der Immobilienbranche sieht sich am Tiefpunkt, setzt aber auf eine verbesserte Stimmung – Wohnungsbau schwach

mic München

Die Immobilienbranche versucht sich in Optimismus, traut jedoch der Trendwende noch nicht so recht. Diese Botschaft senden wesentliche Player auf der Münchner Messe Expo Real. Die Hoffnung sei, dass die Krise heftig, aber kurz gewesen sei, bilanzierte Bundesbauministerin Klara Geywitz mit Blick auch auf den Wohnungsbau: „Die ersten Zahlen sind ganz positiv, die Stimmung ist auch besser.“ Zugleich gelte, sagte sie auf einer Expo-Podiumsdiskussion: „Aber bei den Bauanträgen ist immer noch ein Minus, das müssen wir natürlich angehen.“

Wertverfall am Ende

Auch die Investoren schlagen grundsätzlich einen vorsichtig zuversichtlichen Ton an. „Ich glaube, die Stimmung dreht gerade“, sagte Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch. Wahrscheinlich sei dies die schwächste Expo, im nächsten Jahr werde sie deutlich besser. „Der Wertverfall ist zu Ende.“ Insofern schaue er optimistisch in die Zukunft. Zugleich warnte er: „Wir sind noch im Tiefpunkt und kommen jetzt langsam nach oben.“

Der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass das Ende der Durststrecke noch nicht erreicht ist: „Die Stimmung im Hochbau ist auf dem Tiefpunkt, da müssen wir uns nichts vormachen.“ Dies heiße nicht, dass man pessimistisch in die Zukunft schaue. Die Zinsen gingen in die richtige Richtung, mit der Inflation könne man leben.  Dies werde den Bau ankurbeln.

Als Hoffnungsträger aus Banken- und Investorensicht hat sich das Segment Wohnen erwiesen. „Nach dem traurigen Jahr 2023 kommen die Leute wieder raus“, beobachtet Dirk Wohltorf, Präsident des Bundesverbands der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen. Man verzeichne in der ersten Hälfte des laufenden Jahres 20% mehr Transaktionen. Dies spiele sich aber fast alles im Bestand ab: „Was wir brauchen, ist neuer Wohnraum, der heute noch nicht da ist.“ 

Baukosten zu hoch

Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, sieht den Neubau an einem Tiefpunkt angekommen. 70% der Mitgliedsunternehmen würden einer Verbandsumfrage zufolge im nächsten Jahr keine einzige Wohnung bauen: „Diese Zahl hatten wir noch nie, das ist erschreckend.“ Als wesentlichen Faktor macht er eine Doppelbelastung aus. Die Unternehmen müssten ihren Bestand teuer sanieren: „Diese Liquidität fließt aus den Unternehmen heraus, sie fehlt im Neubau.“ In der Transformation müsse die Co2-Einsparung statt die Senkung des Stromverbrauchs im Vordergrund stehen: „Dann könnten unsere Unternehmen mehr in den Neubau gehen.“

Der entscheidende Ansatzpunkt aus Sicht von Dirk Salewski, Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, sind nicht die Refinanzierungskosten. Mit Zinsen in Höhe von 3,5% könne die Branche leben. Auch Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, ist der Meinung: „Die Stimmung der Kreditinstitute, was die Finanzierung angehe, werde zunehmend besser.“ Aus Sicht von Salewski ist entscheidend: „Das Kernproblem des Wohnungsbaus ist, dass die Kosten viel zu hoch sind.“

Holz statt Beton

Geywitz betonte, es müsse für Investoren im Wohnungsbau wieder ein rentierliches Renditemodell geben, indem Kosten gesenkt würden. Daher gebe man eine gewisse Freiheit zurück an Architekten und Projektentwickler. Das Gesetz zum sogenannten Gebäudetyp E solle im November kommen. Die Idee aus Sicht von Ingrid Simet, Ministerialdirektorin im Bauministerium von Bayern: „Man kann qualitätsvoll auch einfach wohnen.“

Buch lobte den sogenannten Gebäudetyp E als Errungenschaft. Hübner zeigte sich skeptischer: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Gerichte dies nicht kurz und klein hauen.“ Denn die Regel gelte nur für Profis und nicht für Privatleute: „Das wird so nicht funktionieren.“ Buch betonte zudem, ein Gebäude verbrauche bei der Errichtung so viel CO2 wie in den 50 Jahren seiner Nutzung: „Die Zukunft des Bauens liegt in anderen Materialien als Beton.“ Holzbau müsse ermöglicht werden.

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