EZB fordert Verzicht auf Dividenden

Banken sollen Ausschüttung für 2019 und 2020 aussetzen - Bankenverbände stimmen weitgehend zu

EZB fordert Verzicht auf Dividenden

Die EZB hat am Freitagabend an die Banken eine Bitte adressiert, die in der Praxis den Charakter einer verbindlichen Anweisung entfalten dürfte: Keine Dividende für die Jahre 2019 und 2020, lautet die Empfehlung der Bankenaufseher im Euroraum. Wichtige Bankenverbände akzeptieren den Dividendenverzicht weitgehend.jsc Frankfurt – Die EZB legt Banken in der Coronakrise einen Verzicht auf Dividenden nahe: Zumindest bis zum 1. Oktober 2020 sollen Banken davon absehen, für die Jahre 2019 und 2020 eine Dividende zu zahlen, schreibt die Bankenaufsicht in einer Mitteilung von Freitagabend. Ein Verzicht soll es Banken erleichtern, Verluste aufzufangen und weiter Kredite an Haushalte, kleine Unternehmen und Konzerne auszureichen. Die EZB folgt damit ihren Empfehlungen vom 12. März, als sie Banken eine Erleichterung im Umgang mit den Kapitalvorgaben in Aussicht gestellt, zugleich aber Zurückhaltung bei der Auszahlung von Dividenden verlangt hatte. Auch auf Aktienrückkäufe sollen die Institute laut der Empfehlung verzichten.Die EZB folgte mit ihrer Vorgabe nur wenige Stunden auf die Ankündigung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, die Vollendung der Kapitalvorgaben gemäß Basel III um ein Jahr auf Anfang 2023 zu verschieben. Dividenden, die bereits ausgezahlt wurden, sind von der Empfehlung der EZB ausdrücklich ausgenommen.Für börsennotierte Banken der Eurozone dürfte es nun schwierig werden, die Auszahlung von Dividenden zu rechtfertigen: Denn auch Bankenverbände stehen offiziell grundsätzlich hinter den Vorstoß und geben ihm somit Gewicht. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hält den Vorstoß der EZB “in der aktuellen Krisensituation für vertretbar”. Banken müssten an der Seite der Kunden stehen, sage Hauptgeschäftsführer Christian Ossig an Freitagabend. “Dazu gehört auch, dass die Institute verantwortungsvoll mit ihren Kapitalreserven umgehen.” Allerdings müsse die Vorgabe der Aufsicht eine Ausnahme bleiben. “Die Aufsicht muss im Interesse der Finanzstabilität deutlich machen, dass weitere Eingriffe in die Ausschüttungspolitik der Institute nicht erfolgen werden.” Die Entscheidung der Gewinnverwendung müsse weiterhin den Eignern zustehen.Zuvor hatte bereits der europäische Bankenverband EBF den Geldhäusern einen Verzicht nahegelegt. Allerdings äußert sich die European Banking Federation moderater als nun die EZB: Der Verband hatte festgehalten, dass börsennotierte Geldhäuser für das zurückliegende Jahr den vorgesehen Ausschüttungsbetrag ganz oder teilweise den Reserven zuordnen “können”, bis die Folgen der Krise besser sichtbar sind und über die Ausschüttung entschieden werden kann. Für 2020 wiederum “sollen” die Geldhäuser nach Empfehlung des Verbands auf Dividenden und Aktienrückkäufe verzichten, um das Eigenkapital möglichst zu schonen. Die Bankvorstände werden dazu am Jahresende entscheiden, heißt es einschränkend. Gleichzeitig macht der Verband ähnlich wie der BdB deutlich, dass die Entscheidung bei den Eignern liegen müsse. Commerzbank zögertWährend die Deutsche Bank angesichts des weitreichenden Konzernumbaus bereits im Juli erklärt hatte, für 2019 und 2020 keine Dividende zu zahlen, hatte die Aareal Bank am Donnerstag die Dividende in Frage gestellt: Der Immobilienfinanzierer erwägt zwar weiterhin, der Hauptversammlung für 2019 eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie vorzuschlagen, beobachte die Lage allerdings genau. Auch die Commerzbank legt sich nicht fest, ob sie die vorgeschlagene Dividende von 15 Cent für 2019 auszahlen wird. “Wir schauen uns das Thema an und werden das verantwortungsvoll entscheiden”, sagte eine Sprecherin mit Blick auf die Hauptversammlung im Mai. – Wertberichtigt Seite 6