bn Frankfurt – Europas Großbanken erhalten mehr Einblick in ihre aufsichtliche Bewertung durch die Europäische Zentralbank (EZB): Knapp drei Jahre nach Start der europäischen Bankenaufsicht fährt die Notenbank die Transparenz ihrer aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung (Supervisory Review and Evaluation Process/SREP) der 129 größten Banken Eurolands herauf: Die Institute erfahren, mit welchen Wettbewerbern die Aufsicht sie vergleicht, bevor sie ihnen im SREP eine individuelle Kapitalquote auferlegt. Entsprechende Informationen bestätigte die EZB der Börsen-Zeitung: “Die EZB-Aufseher teilen in ihrem direkten Dialog mit der Bank, um die sie sich kümmern, tatsächlich Details zu der Peergroup dieses Instituts, um mehr Transparenz zu schaffen”, so ein Sprecher.Für die EZB kommt diese Entscheidung, die nach Informationen der Börsen-Zeitung in der Notenbank seit rund einem Jahr gereift ist, einem Paradigmenwechsel gleich. Bisher hatten die EZB-Aufseher unter Führung von Danièle Nouy die Großbanken absichtlich im Unklaren über ihre jeweilige Peergroup gelassen, um zu verhindern, dass die Institute entsprechende Informationen zur Arbitrage nutzen: In der EZB ging die Sorge um, Banken würden dafür sorgen, dass sie im Vergleich mit ihrer Peergroup gut aussehen, andernorts aber umso sorgloser Risiken eingehen.Banken hat die Geheimniskrämerei der EZB regelmäßig auf die Palme gebracht. Mangels Wissen über die Peergroup konnten sie ihre Kapitalvorgabe, die über handfeste Kennziffern wie die Eigenkapitalrendite entscheidet, nicht nachvollziehen.Die Änderung greift schon im derzeit anlaufenden SREP-Prozess 2017, in dem die EZB ihre Kapitalanforderungen für 2018 festlegt. Da die Notenbank mit den nationalen Aufsehern EU-weit geltende Vorgaben für den SREP von 3 500 sogenannten weniger bedeutenden Instituten formuliert, hat die Neuerungen mittelbar Konsequenzen für den gesamten Bankensektor Eurolands.—– Bericht Seite 3