EZB gibt Umgang mit Klimarisiken vor
bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) schaut den Großbanken Eurolands bei deren Umgang mit Klimarisiken künftig genau auf die Finger. Vor dem Wochenende haben die Aufseher nach einer Konsultations die endgültige Fassung ihres Leitfadens zu Klima- und Umweltrisiken veröffentlicht sowie für die kommenden beiden Jahre zusehends striktere Kontrollen angekündigt.So will sie zu Beginn des kommenden Jahres die Banken auffordern, auf Basis der im Leitfaden formulierten Erwartungen eine “Selbsteinschätzung” abzugeben, anhand derer die Institute entsprechende Maßnahmen planen sollen. Die EZB will sowohl die eigene Einschätzung als auch die darauf fußende Planung der Häuser evaluieren und im Zuge ihres aufsichtlichen Dialogs in Frage stellen.Im übernächsten Jahr würden die Verfahren der Banken “einer eingehenden aufsichtlichen Überprüfung” unterzogen, kündigt die EZB an. Sofern nötig, werde sie daraufhin “konkrete Folgemaßnahmen ergreifen”. Schwerpunkt im StresstestKlimarisiken sollen auch den Schwerpunkt des im übernächsten Jahr anstehenden Stresstests der EZB bilden. Mit Veröffentlichung des Leitfadens zu Klima- und Umweltrisiken wird das Netz der aufsichtlichen Vorgaben in Sachen Nachhaltigkeit konkreter.Im vergangenen Jahr hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zunächst ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken ausgegeben. “Die Bedeutung des Klimawandels für die Wirtschaft nimmt stetig zu, und es spricht immer mehr dafür, dass er finanzielle Folgen für Banken hat”, begründet die EZB ihre Vorgaben, wie Institute ihrer Vorstellung zufolge Klima- und Umweltrisiken “umsichtig steuern und auf transparente Weise offenlegen sollten”. Ab sofort gültigBanken sollten die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen von Klima- und Umweltrisiken auf ihr Geschäftsumfeld verstehen, damit sie fundierte strategische und geschäftliche Entscheidungen treffen können, heißt es. Der Leitfaden tritt per sofort in Kraft.Das 58 Seiten starke Dokument sieht unter anderem vor, dass Banken nicht nur wesentliche Zahlen, Kennzahlen und Zielvorgaben zu ihrer Nachhaltigkeit offenlegen, sondern ebenso die damit verbundenden Methoden, Definitionen und zugrunde liegenden Kriterien. “Die Offenlegung dieser Informationen hilft dabei, Marktteilnehmern das Risikoprofil des Instituts umfassend zu vermitteln, um Reputations- und Haftungsrisiken zu begrenzen”, schreibt die EZB. Weiter teilen die Aufseher mit: “Diese Erwartung gilt insbesondere dann, wenn sich Institute dazu verpflichten, zu Klima- und Umweltzielen beizutragen.” Es hapert an Informationen Unter anderem müssen Institute dem Leitfaden zufolge die EZB informieren, wenn sie von den aufsichtlichen Erwartungen an die Nachhaltigkeit ihrer Vergütungssysteme abweichen. Was die Offenlegung ihrer Klima- und Umweltrisiken angeht, haben die Großbanken Eurolands unverändert Nachholbedarf, wie die EZB am Freitag erklärt hat.Seit vergangenem Jahr hätten sie zwar Fortschritte erzielt. Jedoch müssten Banken “noch erhebliche Anstrengungen unternehmen”, um die von ihnen offengelegten Informationen mit entsprechenden quantitativen und qualitativen Daten zu unterlegen. Wie die Aufseher in einem gut 30-seitigen Bericht festhalten, hat Ende vergangenen Jahres von 125 untersuchten Instituten “praktisch keines” die Anforderungen des neuen Leitfadens zu Klimarisiken erfüllt. – Wertberichtigt Seite 6