EZB greift bei Modellen durch

Überprüfung zieht bisher über 70 aufsichtliche Maßnahmen nach sich - Handfeste Kapitaleffekte

EZB greift bei Modellen durch

Die Europäische Zentralbank (EZB) greift durch bei der Art, in der Banken mit internen Modellen ihren Eigenkapitalbedarf berechnen. Nach Jahren der Überprüfung im Zuge des Großprojekts TRIM hat die Aufsicht bislang 70 aufsichtliche Maßnahmen verordnet. Weitere dürften folgen. bn Frankfurt – Die europäische Bankenaufsicht greift bei den bankinternen Modellen zur Berechnung des Eigenkapitalbedarfs durch. Wie Andrea Enria, Chef des Single Supervisory Mechanism (SSM), mitteilt, hat die breit angelegte Analyse Targeted Review of Internal Models (TRIM) bislang “über 70 aufsichtliche Entscheidungen” nach sich gezogen. Damit hat im Grunde jede einzelne der bisher beendeten Prüfungen Defizite zutage gefördert – in rund zwei Drittel der Fälle steht ein Abschluss noch aus.Im Zuge von TRIM kommt es zu rund 200 Vor-Ort-Inspektionen bei 65 der insgesamt 119 unter direkter Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) stehenden Großbanken Eurolands. Jede der bisherigen aufsichtlichen Entscheidungen umfasst, neben anderen Maßnahmen, rund 20 rechtlich verbindliche Verpflichtungen von Instituten, Defizite in Modellen zu beseitigen, wie die EZB mitteilt.TRIM habe bereits zu konkreten Veränderungen in internen Modellen geführt. Für “einige Banken” habe dies handfeste Auswirkungen auf das Eigenkapital gehabt.TRIM ist ein Groß- und Prestigeprojekt für die Bankenaufseher, das Ende 2015 begann und noch bis Anfang kommenden Jahres dauern wird. In Kleinstarbeit und unterstützt durch Heerscharen externer Berater durchleuchten die Aufseher dabei die Art, in der die Institute ihren Eigenkapitalbedarf selbst berechnen.Die Ermittlung des Eigenmittelbedarfs mit Hilfe interner Modelle war in der Krise in Verruf geraten, nachdem sich viele Banken als zu kapitalschwach entpuppt hatten und zudem deutliche Unterschiede in der Kapitalunterlegung von Risiken zutage getreten waren. Mit dem Abschluss von Basel III ist der Einsatz interner Modelle Ende 2017 eingeschränkt worden. Grundsätzlich hält die europäische Bankenaufsicht indes an diesem Ansatz fest. Um die Glaubwürdigkeit interner Modelle wiederherzustellen, sei es essenziell, ungewollte Variabilität in der Kalkulation risikogewichteter Aktiva anzugehen, teilt Enria mit.Wie er berichtet, zählen zu den häufigsten Befunden ein Mangel an Grundsätzen für Änderungen an Modellen, ein Fehlen jährlicher Back-Tests, der Einsatz eines standardisierten Ansatzes zur Kalkulation des Eigenkapitalbedarfs ohne förmliche Genehmigung durch den Aufseher, welche den Angaben nach aber nötig ist, um Arbitrage zu vermeiden, und nicht zuletzt eine fehlende Unabhängigkeit zwischen Modell-Validation und -Entwicklung.Pro Portfolio von Krediten an Privatkunden und kleine sowie mittlere Unternehmen förderte die Untersuchung im Durchschnitt 13 Befunde hinsichtlich des Parameters Verlust bei Ausfall (Loss Given Default/LGD) sowie sieben weitere mit Blick auf die Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default /PD) zutage. Gängige Defizite betrafen demnach etwa die Kalkulation realisierter Verluste in Kreditengagements oder die Verwendung langfristiger Ausfallraten zur Kalibrierung der Ausfallwahrscheinlichkeit.Zudem sind die Aufseher bei der Überprüfung der Datenqualität mit Blick auf deren Management und entsprechender Prozesse auf diverse Unzulänglichkeiten gestoßen. Bei der Analyse der Marktrisiken bestünden die Probleme zumeist in der Methode, in der Banken ihren Wert im Risiko (Value at Risk/VaR) mäßen, sowie unter anderem im jeweiligen Ausmaß des Modellansatzes.