EZB kommt Londons Banken entgegen

Für interne Modelle der Institute gilt nach Umzug in den Euroraum Schonfrist

EZB kommt Londons Banken entgegen

bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt in Großbritannien ansässigen Banken entgegen, die sich angesichts des Brexit im Euroraum ansiedeln wollen. Sabine Lautenschläger, Vize-Vorsitzende der europäischen Bankenaufsicht und EZB-Direktoriumsmitglied, hat am Mittwoch Übergangsfristen im Umgang mit internen Modellen, welche Institute benutzen, um ihren Eigenkapitalbedarf zu kalkulieren, angekündigt. “Es wird eine Übergangszeit geben, in der neue Häuser in der Eurozone interne Modelle nutzen können, welche die EZB noch nicht genehmigt hat”, sagte sie in einer Rede anlässlich des Board-Meetings der Association for Financial Markets in Europe (AFME). Voraussetzung sei, dass die britische Aufsicht diese Modelle genehmigt habe. Hintergrund: Derzeit unterzieht die EZB schon die internen Modelle der rund 130 von ihr direkt beaufsichtigten Banken einer Prüfung. Nach Einschätzung von Beobachtern wird dies Jahre dauern.Lautenschläger nannte strikte Bedingungen für einen Umzug infolge des Brexit. Jede in den Euroraum ziehende Bank müsse lokal ein angemessenes Risikomanagement und ausreichend Mitarbeiter vor Ort haben sowie operativ unabhängig sein: “Banken, die alle Exposures back-to-back mit einer anderen Einheit in London buchen wollen, sollten ihre Pläne ändern. Für Banken, die alle Exposures mit einer Einheit im Euroraum buchen und ihr Risikomanagement anderswo belassen wollen, gilt das Gleiche”, sagte sie. Im Zuge sogenannter Back-to-back-Geschäfte wollen Banken, denen in Frankfurt die erforderliche Infrastruktur fehlt, dasselbe Geschäft spiegelbildlich in London eingehen und dort abwickeln. “Viele Banken werden wahrscheinlich zunächst mit einem Back-to-back-Modell hier antreten”, hatte Stefan Winter, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Auslandsbanken, im Februar erklärt. Zuvor hatte die deutsche Finanzaufsicht deutlich gemacht, dass sie von zuziehenden Banken “ein angemessenes Risikomanagement” im Bundesgebiet erwartet.Unterdessen dringt die European Banking Authority (EBA), die infolge des Brexit aus London fortziehen muss, auf eine baldige Entscheidung über ihren künftigen Sitz. Die momentane Situation schaffe Unsicherheit unter den Beschäftigten, erklärte Chairman Andrea Enria am Mittwoch auf einer Konferenz: “Leute zu halten, ist da auch nicht einfach.”