EZB kritisiert Risikofreude der Assetmanager

Stabilitätsbericht: Fonds erwerben zunehmend Anleihen niedriger Bonität

EZB kritisiert Risikofreude der Assetmanager

bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt die Assetmanagement-Branche zunehmend als Quelle von Risiken für die Finanzstabilität wahr. Auch Versicherer, Pensionsfonds und andere Akteure außerhalb des Bankensektors sind in den Fokus der Notenbank gerückt, wie am Mittwoch die Publikation ihres jüngsten Finanzstabilitätsberichts gezeigt hat.Dem Dokument zufolge haben Nichtbanken, die generell eine zunehmend wichtige Rolle für die Finanzierung der Realwirtschaft spielen, ihre Engagements in riskanteren Segmenten des Unternehmens- und Staatssektors verstärkt: Wie die Stabilitätswächter vorrechnen, bestehen mittlerweile 15 % der Bond-Bestände von Investmentfonds der Eurozone aus Wertpapieren, die ein Rating von “BB” oder “B” aufweisen. Auf Schuldverschreibungen mit einer Bonitätsnote von “BBB”, der niedrigsten Stufe im Investment-Grade-Sektor, entfällt zudem nicht weniger als knapp ein Drittel des Anleihebestandes. In den Jahren 2013 bis 2018 hat der Anteil hochliquider Bonds in den Anleiheportfolios um fast zehn Prozentpunkte auf nur mehr 30 % abgenommen, was die Notenbank unter anderem auf eine Erhöhung des Kreditrisikos und eine Reduktion des Anteils von Staatsanleihen aus dem Euroraum zurückführt. Überdies hätten die Fonds im Euroraum ihre Barquote heruntergefahren, heißt es. Im High-Yield-Segment gehe eine niedrige Barquote dabei mit geringen Beständen anderer liquider Assets wie Staatsanleihen einher.Im Falle einer raschen Neubewertung von verwalteten Vermögen drohen laut EZB auch angesichts eines höheren Fremdkapitalhebels in Investmentfonds im Nichtbankensektor Verwerfungen, die auf das breitere Finanzsystem abstrahlen. “Während das Niedrigzinsumfeld die Konjunktur unterstützt, stellen wir zugleich eine Zunahme der Risikofreude fest, welche auf mittlere Sicht Herausforderungen für die Finanzstabilität schaffen könnte”, erklärte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Eine Aufstockung des Freibetrags im Zuge der Staffelung des EZB-Einlagezinses, wie in der deutschen Kreditwirtschaft gefordert, lehnte er vorerst ab. – Bericht Seite 2 Wertberichtigt Seite 8