EZB legt Bilanztestergebnisse im Detail offen

Notenbank wird über Kapitalbedarf infolge von Aktiva-Analyse und Stresstestszenarien separat informieren

EZB legt Bilanztestergebnisse im Detail offen

Die Ergebnisse ihrer Aktiva-Analyse in Europas Bankensektor will die EZB im Oktober detailliert aufschlüsseln. Neben den Folgen der Überprüfung einzelner Asset-Klassen wird sie unter anderem über die Schuldenquote der Institute informieren.bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) will nach ihrem Bilanztest Mitte Oktober Ergebnisse im Detail vorlegen und je Bank separat über die Resultate ihrer Aktiva-Analyse sowie der beiden Stresstestszenarien informieren. Dies hat die Notenbank am Donnerstag erklärt. Eine solch detaillierte Publikation war lange Zeit nicht abzusehen. Als die EZB im Herbst vergangenen Jahres erstmals ihre Methodik präsentiert hatte, war noch von einer Veröffentlichung “in zusammengefasster Form” die Rede gewesen: “Erwarten Sie von uns nicht, dass wir eine gesonderte Kapitalanforderung für die Asset Quality Review und einen gesonderten Kapitalbedarf infolge des Stresstests und dann eine Art Mittelwert der beiden präsentieren”, hatte etwa Ignazio Angeloni erklärt, der für Finanzstabilität zuständige EZB-Generaldirektor.Der separate Ausweis etwaiger Kapitallöcher wird Anleger in die Lage versetzen, einzuordnen, ob ein Institut bereits zum Stichtag der Aktiva-Analyse (Asset Quality Review) Ende 2013 nach Einschätzung der künftigen Bankenaufseher Kapitalbedarf hatte oder dieser erst im Zuge der beiden Stresstestszenarien entstand. Die künftigen Aufseher wollen die Banken über die vollen Ergebnisse “erst kurz” vor deren Veröffentlichung im Oktober in Kenntnis setzen. In den Wochen zuvor sei ein “Dialog” geplant, um Daten zu überprüfen und methodische Frage zu diskutieren (siehe Grafik). Die Asset Quality Review und der mit ihr einhergehende Stresstest halten Aufseher und die gut 120 betreffenden Banken, davon 24 deutsche Institute, seit Monaten in Atem.Neben etwaigen Kapitallücken aus den drei Übungen wird die EZB nach Angaben vom Donnerstag je Institut nötigenfalls den aggregierten Kapitalbedarf zum Stichtag Ende 2013 nennen. Der muss nicht identisch sein mit dem Volumen der Kapitalisierungspläne, welche die Banken anschließend binnen zweier Wochen bei der EZB einzureichen haben. Denn diese werden berücksichtigen, welche Kapitalmaßnahmen Banken bereits im Jahresverlauf per Ende September trafen.Bei Publikation der Bilanztestergebnisse wird die Notenbank indes allein Kapitalmarktaktivitäten aufführen – Emissionen harten Kernkapitals, Rückkäufe, Umwandlungen hybrider Instrumente in hartes Kernkapital sowie Emissionen zusätzlichen Kernkapitals, etwa in Form bedingter Pflichtwandelanleihen (Coco-Bonds). Nicht publiziert wird demnach, inwieweit Banken etwa durch Abbau von Bilanzaktiva seit Ende 2013 ihre harte Kernkapitalquote gesteigert haben. Bußen werden publiziertOffenlegen will die EZB zudem, was je Bank im Neunmonatszeitraum 2014 an “bedeutenden” Bußen und Rechtskosten zusammengekommen ist. Erst zu Monatsbeginn hatte sich BNP Paribas bereit erklärt, wegen Verstößen gegen US-Handelsverbote knapp 9 Mrd. Dollar Strafe zu zahlen, was an der Kapitaldecke der Bank zehren wird. Allein auf die Deutsche Bank kommen Analysten zufolge im Zuge von Rechtsstreitigkeiten noch Belastungen von 5,3 Mrd. Dollar zu, nachdem das Institut für solche Händel schon 6,4 Mrd. aufgewendet hat. Allerdings hat die Bank im Juni mit einer Kapitalerhöhung 8,5 Mrd. Euro eingesammelt und im Monat davor zusätzliches Kernkapital über 3,5 Mrd. Euro aufgenommen.Offenlegen will die Notenbank zudem die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) der Banken – per Ende 2013 sowie unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Aktiva-Analyse, dies jedoch nur zur Information, ohne Einfluss auf etwaigen attestierten Kapitalbedarf. Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), der 14 der 24 deutschen Bilanztestteilnehmer vertritt, hat dies in den vergangenen Tagen “rundum” abgelehnt mit dem Argument, die Leverage Ratio sei nach aktuellem Recht erst ab dem 1. Januar 2015 zu veröffentlichen.Bei Publikation der Ergebnisse will die EZB darüber hinaus detailliert darüber informieren, welche Angleichungen im Zuge des Tests bei der Risikovorsorge der Institute für Risiken etwa von Staaten und Unternehmen, für Kleinbetriebe und private Hypothekenkredite bzw. andere Aktiva stattgefunden haben und wie sich diese Bereinigungen auf die Kapitaldecke der Banken ausgewirkt haben. Die Quote notleidender Kredite soll ebenso öffentlich werden wie die entsprechende Abdeckungsquote. Kritik an HochrechnungenÖffentlich gemacht werden soll dabei auch, inwiefern Korrekturen des Volumens notleidender Engagements einer Bank zum einen auf die Überprüfung einzelner Kreditakten und zum anderen auf die Hochrechnung von Ergebnissen zurückgehen.Dies ist von Belang, haben Prüfer die Art der Hochrechnung doch kritisiert. Die Notenbank rechne letztlich inhomogene Stichproben auf ausgesuchte Portfolios hoch, heißt es. Im Rahmen einer Abschlussprüfung würde dies nicht akzeptiert. Die EZB warnt, als Stichprobe ausgesucht worden seien Portfolios mit dem höchsten Risiko einer Fehlklassifikation, Fehlbewertung oder unzureichenden Rückstellungen. Extrapolationen auf die nicht ausgewählten Portfolios wären “hoch inkorrekt”.Informieren will die EZB ferner über den Anteil jener Vermögenswerte, den Banken mangels Markt- oder vergleichbarer Preise anhand interner Modelle bewerten (“Level-3-Assets”). Ebenso will die Notenbank im Falle von mit beizulegendem Marktwert (“Fair Value”) bilanzierten Assets jeweils berichten, welchen Buchwert die Engagements in Bonds, Verbriefungen, Krediten, Eigenkapital, Immobilien und Derivaten aufweisen und wie sich das Resultat ihrer Überprüfung auf die Kapitalquote einer Bank ausgewirkt hat.—– Wertberichtigt Seite 8