EZB plädiert für ein einheitliches Meldewesen
bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt sich nach einer coronabedingten Pause wieder des Mehrjahresprojekts einer Vereinheitlichung des Meldewesens im Bankensektor an. Am Montag präsentierte die Notenbank den Beitrag des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) zu einer entsprechenden Machbarkeitsstudie der European Banking Authority (EBA), die das Europäische Parlament und der EU-Rat bei der Pariser Behörde in Auftrag gegeben hatten. Darin macht sich die Notenbank für ein europaweit einheitliches Frontend für Banken stark, unabhängig von deren Standort und deren nationalem Aufseher und unabhängig davon, ob es um Berichte der Statistik, der Bankenaufsicht oder -abwicklung geht.Das Meldewesen in Europa gleicht einem Flickenteppich mit national jeweils abweichenden Meldeanforderungen und -formaten. Seine Komplexität und der entsprechende Aufwand setzen den Instituten umso mehr zu, je stärker zugleich im Zinstief ihre Einnahmen erodieren. Hinzu kommt eine zunehmende Granularität der abgefragten Informationen.Im momentanen Prozedere melden etwa grenzüberschreitende Banken Daten an eine oder mehrere nationale Behörden im In- und Ausland, die diese an eine oder mehrere europäische Behörden weiterleiten, welche sie wiederum untereinander oder mit nationalen Instanzen teilen. Banken müssen damit in der Folge verschiedenen Behörden teils überlappende Datenmasken vorlegen, und dies in unterschiedlichen Intervallen vorlegen.Künftig soll jeder Datenpunkt nur einmal gemeldet werden müssen, um sodann verschiedenen Meldezwecken zu dienen. Die Statistiker der Europäischen Zentralbank hatten sich schon 2017 für ein “European Framework” mit einheitlichen, zugleich aber deutlich verfeinerten Anforderungen starkgemacht, nachdem die Geldpolitiker der Notenbank schon damals festgestellt hatten, dass sich die ultralockere Geldpolitik nicht wie erwünscht auf breiter Front in einer höheren Kreditvergabe durch Banken niederschlug. Seither wollte das Vorhaben indes nicht so recht Tritt fassen.Vorgeschlagen wird nun die Reduktion des Aufwands der Berichte für Statistik, Abwicklung und Aufsicht, ohne den für die Geldpolitik unerlässlichen Informationsgehalt zu verlieren, wie die EZB am Montag mitteilte. Möglich werde dies durch ein gemeinsames, standardisiertes Datenbeschreibungsverzeichnis und einheitliche Datenmodelle, bessere Abläufe wie harmonisierte Übertragungsformate, die Elimination von Duplizitäten, einen besseren Datenaustausch zwischen Behörden sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen europäischen Behörden untereinander und mit der Bankenbranche. Dies mindere den Aufwand der Institute, verhelfe ihnen zu Kosteneinsparungen und verbessere zugleich die Qualität der den Behörden zugehenden Daten. Wie deutlich die Einsparungen ausfallen, darauf will man sich in der Notenbank einstweilen nicht festlegen.Als Zwischenschritt zur Umsetzung schlägt die EZB vor, zunächst zum einen die Daten für statistische Zwecke und zum anderen parallel für Aufsichts- und Abwicklungszwecke parallel zu integrieren, bevor beide Stränge zusammengeführt werden – im Falle aufsichtlicher Daten gilt die Verwendung granularer Daten mitunter als schwierig, da die Aufseher vielfach auf Datenbestände angewiesen sind, denen Modelle und andere bankspezifische Annahmen zugrunde liegen, wie es in einem 30 Seiten starken Bericht der Notenbank heißt. Eine Reform braucht ZeitIn jedem Fall wird eine Vereinheitlich des Berichtswesens Zeit benötigen. Im Herbst will die EZB eine Konsultation starten, die in ein paar Jahren in einer Verordnung zu einem “Integrated Reported Framework” münden soll. Erste Meldungen von Banken gemäß diesen Regeln wären dem Vernehmen nach 2024 bis 2027 möglich. Das Ergebnis der EBA-Machbarkeitsstudie soll derweil schon in rund einem Jahr vorliegen. – Wertberichtigt Seite 6