EZB-Test wirkt überflüssig

Umfrage: Nur 17 Prozent deutscher Institute halten Bilanzübung für notwendig

EZB-Test wirkt überflüssig

Handelt es sich bei der mit viel Brimborium betriebenen Bilanzprüfung europäischer Banken durch die EZB um ein Muster ohne Wert? Einer aktuellen Studie zufolge ist nur noch jedes sechste deutsche Institut von der Sinnhaftigkeit der Übung überzeugt. Zum Jahresanfang bescheinigte noch knapp ein Viertel dem Comprehensive Assessment einen Nutzen.bg Frankfurt – Stresstest und Asset Quality Review durch die Europäische Zentralbank (EZB) schrecken die deutschen Banken nicht. Einer Umfrage von EY (Ernst & Young) zufolge rechnen lediglich 4 % der deutschen Institute damit, sich nach Durchführung des Comprehensive Assessment frisches Kapital besorgen zu müssen. Auch europaweit liegt diese Quote mit 7 % sehr niedrig. Vor allem spanische (35 %) und italienische Banken (15 %) planen im Anschluss an den Bilanztest eine Kapitalbeschaffung. Europaweit erwarten insgesamt 26 % der Banken, dass Stresstest und Asset Quality Review Kapitallöcher zum Vorschein bringen könnten.Ungeachtet der ein wenig ins Stocken geratenen Konjunkturerholung im Euroraum rechnen 60 % der befragten Banken damit, dass das operative Geschäft in den kommenden sechs Monaten anziehen wird. Nur 14 % rechnen mit einer Eintrübung. Von den deutschen Banken gehen nur 40 % von einer Verbesserung aus, gut ein Viertel befürchtet eine leichte Eintrübung der Geschäftslage.Um strukturellen Herausforderungen wie der Digitalisierung und dem steigenden Regulierungsaufwand zu begegnen, wappnen sich die Banken in Zeiten schrumpfender Zinserträge auch zunehmend auf der Kostenseite. Jede dritte deutsche Bank (35 %) will in den kommenden Monaten Personal abbauen, zeigt das aktuelle “Bankenbarometer” der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Europaweit liegt die Quote mit 38 % nur unwesentlich höher. Besonders hoch ist der Anteil der Banken, die ihre Belegschaft reduzieren wollen, in den Niederlanden (72 %), Italien (55 %) und Österreich (54 %). Für die Studie wurden 294 Banken in mehreren europäischen Ländern befragt. In Deutschland nahmen 44 Banken an der Umfrage teil. Verwaltung ausdünnenDer am stärksten vom Personalabbau betroffene Geschäftsbereich ist die Verwaltung bzw. Stabsfunktionen. 78 % der sich mit Abbauplänen befassenden deutschen Institute wollen hier Einschnitte vornehmen. Im Investment Banking gilt dies nur noch für 14 % der dort tätigen Häuser. Mehr als jede zweite Bank (53 %), die mit einem sinkenden Personalbestand rechnet, geht von Stellenkürzungen in den Bereichen Retail Banking und Firmenkundengeschäft aus.Beim näheren Abfragen zur Bedeutung spezieller Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen stellt sich heraus, dass die Banken vor allem auf weitere Prozessoptimierung bzw. Automatisierung setzen. 51 % der deutschen Institute bezeichnen dies als “Sehr wichtig”, auf europäischer Ebene sind es 47 % – beide Werte sind gegenüber Ende 2013 aber spürbar rückläufig. Die “Minimierung nicht unbedingt notwendiger Ausgaben” genießt für deutsche Institute hohe Priorität (49 %), Maßnahmen wie Outsourcing (5 %) sowie die Verringerung von Produkten (7 %) – im Privatkundengeschäft eigentlich das Gebot der Stunde – finden sich weit hinten auf der Agenda. Das gilt auch für das Themenfeld “Innovation und Wachstum”: Investitionen in neue, sprich digitale Vertriebskanäle sind nur bei 23 % der deutschen Banken ganz weit oben angesiedelt, während europaweit 39 % der Banken dieses Zukunftsthema vorantreiben. Eine solche Diskrepanz mag auch daran liegen, dass die aufsichtlichen Hürden in Deutschland höher liegen als im übrigen Europa.Trotz des insgesamt geplanten Personalabbaus gehen 30 % der Banken in Deutschland sowie europaweit davon aus, dass die Gesamtvergütung in ihrem Haus gegenüber dem Vorjahresniveau steigen wird. Nur 7 % bzw. 12 % der Institute rechnen mit sinkender Gesamtvergütung. Die besten Perspektiven sehen die Banken im Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden sowie im gewöhnlichen Retail Banking, dem Massengeschäft.