EZB will bei Banken noch viel tiefer bohren
bn Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) ordnet das Meldewesen für Banken neu. Seine Vorgaben will die Notenbank europaweit vereinheitlichen und zudem deutlich verfeinern. Vorbild für das geplante “European Reporting Framework” ist das in der Branche umstrittene Kreditregister Anacredit, dessen Testphase im Oktober beginnt und für das Banken 89 Datenfelder für jeden ihrer Kredite melden müssen. Angestoßen haben die Neuordnung des Meldewesens die Geldpolitiker der EZB, nachdem ihre ultralockere Geldpolitik sich nicht wie erwünscht auf breiter Front in einer höheren Kreditvergabe durch Banken niedergeschlagen hat.”Traditionell haben die Notenbanken von den Banken aggregierte Daten eingesammelt”, sagt Aurel Schubert, EZB-Generaldirektor Statistik, der Börsen-Zeitung. Es habe sich aber gezeigt, dass sich hinter aggregierten Daten sehr unterschiedliche Verteilungen befänden. “Die Vorstellung, die wir vor 20 Jahren hatten, dass Europa schnell zu einem homogenen Wirtschaftsraum konvergiert, ist nicht eingetreten. Daher sind wir aufgefordert, in die Mikro-Daten einzusteigen.” Wie Schubert erklärt, lässt sich das European Reporting Framework sukzessive auf alle für die Geldpolitik relevanten Erhebungen ausweiten und nach ein paar Jahren vielleicht auch auf Erhebungen für die Bankenaufsicht: “Zunächst muss man auch zeigen, dass es etwas bringt”, relativiert er. In einer Initiative “Banks’ Integrated Reporting Dictionary (BIRD)” treibt die EZB mit rund 30 Geschäftsbanken die Vorbereitungen auf das einheitliche Meldewesen bereits voran.Auf Banken kommt mit dem Vorhaben in jedem Fall neuer Aufwand zu. “Ein solches Unterfangen bedarf wahrscheinlich einer grundlegenden Revision des Datenmanagements in den Banken”, erklärt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Federführer in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK). Eine Kostenschätzung könne nicht abgegeben werden. Zum Aufwand pro Institut sagt Ralph Cordts, bei EY Executive Director Europa, Mittlerer Osten, Indien & Afrika: “Das sind Multimillionenprojekte.”—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 4