bg Frankfurt – Die mit ihrem Plan für einen eigenen Multiwährungs-Stablecoin am Schweizer Regulator abgeprallte Facebook setzt nun eine alternative Lösung um, bevor man grünes Licht für den eigenen Dollar-Stablecoin hat. Dem Chef von Facebook Financial (FB) David Marcus zufolge wird nun der Pilotbetrieb gestartet, um mit Hilfe des Stablecoin von Paxos grenzüberschreitende Zahlungen zwischen den USA und Guatemala zu tätigen. Das funktioniert über die von FB entwickelte Novi-App, die sich auf dem Smartphone nutzen lässt. Der Geldtransfer ist sofort verbucht und gebührenfrei. Um den Stablecoin USDP zu erhalten, muss ein Guthaben in Dollar auf die Wallet geladen werden, wo dann die Wandlung vorgenommen wird. USDP hat dann 1:1-Dollarparität für eine Zahlung.

Marcus betonte, dass dieser Stablecoin ausschließlich als Zahlungsinstrument genutzt werden könne und nicht so, wie diese bislang als Guthaben für anschließende Kryptogeschäfte im sogenannten „Yield Farming“ über DeFi-Protokolle eingesetzt werden. Coinbase ist als weiterer Stablecoin-Partner an Bord, auch wenn die Handelsplattform bislang vor allem den von Circle emittierten Stablecoin USDC unterstützt. Mit USDP setze man einen Stablecoin ein, der schon seit drei Jahren operativ verwendet werde und mit wichtigen Eigenschaften für regulatorische Compliance sowie Verbraucherschutz ausgestattet sei. Stablecoins haben meist aufsichtliche Erlaubnisse von Bundesstaaten, Circle strebt nun eine volle US-Banklizenz mit Zugang zur Fed und zum Depositenschutz an.

Einer der Knackpunkte bei Stablecoins ist deren garantierte Deckung durch eingezahlte Reserven der Nutzer. Da wird Tether als größter Stablecoin-Emittent schon lange verdächtigt, nicht ausreichend Cash vorzuhalten für den Fall eines Run auf den Coin. Tatsächlich hat Tether einen Teil der Mittel in Commercial Paper mit allerdings guter Ratingqualität investiert. Auch auf Crypto-Lending-Geschäfte hatte Tether sich eingelassen, das heißt man hat andere Kryptowährungen als Collateral akzeptiert und nicht Dollar. Das ist mit dem Risiko eines Kursverfalls eines solchen Coin verbunden.

Derzeit stehen allerdings alle Ampeln auf Grün im Kryptomarkt, so dass kurzfristig kaum Ausfallrisiken drohen, wenn man sich nicht komplett verzockt hat. Auch die Wertpapiere dürften ausreichend liquide sein – das Gerücht, Tether habe in Evergrande-Bonds investiert, ist dementiert. Allerdings hatte Tether vor Jahren bei der ihr eng verbundenen Kryptobörse Bitfinex einen Teil ihrer Guthaben deponiert, als sich Banken weigerten, für Kryptofirmen Konten zu führen. Es ist aber Vorschrift, dass die Dollar-Reserven auf einem US-Konto zugänglich sein müssen. Tether zahlte auf Geheiß der CFTC eine Strafe von gut 40 Mill. Dollar.

Facebook zielt mit der Novi-App zunächst ausschließlich auf den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und greift damit das Geschäftsmodell von Western Union an, die häufig zweistellige Raten an Gebühren verlangt, was die bislang auf diesen Kanal angewiesenen Migranten schmerzt. 90% der Auslandsüberweisungen nach Guatemala kommen aus den USA, sie machen 14% des Bruttosozialprodukts des mittelamerikanischen Landes aus.

Marcus erklärte in einer Reihe von Tweets außerdem, dass man die Einführung des eigenen Stablecoin Diem keinesfalls aufgegeben habe; man werde damit loslegen, sobald alle regulatorischen Erlaubnisse vorliegen. Es sei wichtig, mit Diem Interoperabilität herzustellen, und man wolle da nichts falsch machen. Das Geschäftsmodell sei so angelegt, dass man mit Novi Kundenmasse in P2P-Payments aufbaue und dann mit günstigen Preisen Händler adressiere – und allein mit diesen Händlergebühren Geld verdienen wolle.