fir – Eine neuartige Variante des CEO oder Fake President Fraud genannten Betrugs, bei dem sich Kriminelle gegenüber Angestellten als ihre Chefs ausgeben und ihnen Zahlungsanweisungen erteilen, hat der Kreditversicherer Euler Hermes am Mittwoch gemeldet. Demnach kam erstmals eine Stimmenimitations-Software zum Einsatz, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Sie verpasste dem falschen Chef die richtige Stimme.Der vermeintliche deutsche CEO eines Energieunternehmens rief beim Chef der britischen Niederlassung an und gab ihm zusätzlich zum schriftlichen Auftrag per E-Mail vorab Zahlungsanweisungen. Der Angerufene habe sich zwar etwas gewundert, heißt es in der Mitteilung, da er aber die Stimme eindeutig erkannte, führte er den Auftrag wie gewünscht aus und überwies 220 000 Euro auf ein Konto in Ungarn. Als der Brite einen zweiten Zahlungsauftrag auf ein anderes Empfängerkonto erhielt, sei er dann stutzig geworden und rief den echten Vorstandschef an. Zu spät, das Geld war schon weg.Möglich machte die täuschend echt wirkende Imitation ein selbstlernender Algorithmus, der Hermes zufolge innerhalb von Minuten die Stimme eines Menschen erlernen und dann nachahmen kann. Inklusive der individuellen Sprachmelodie oder dem landestypischen Akzent, wie es heißt. “Die Täter gehen immer gewiefter vor. Mit der erstmaligen Nutzung von künstlicher Intelligenz bei der Fake-President-Betrugsmasche erreichen wir eine neue Evolutionsstufe”, wird Ron van het Hof zitiert, Vorstandsvorsitzender von Euler Hermes im deutschsprachigen Raum.Das ist seiner Einschätzung nach aber erst der Anfang, eröffneten Software zur Stimm- oder Handschriftenimitation oder auch Deep-Fake-Videos Kriminellen künftig noch viele neue Möglichkeiten. “In einem oder zwei Jahren gibt es vielleicht den ersten Fake-President-Fall, bei dem die Zahlungsanweisung per Deep-Fake-Video per Whatsapp kam.”