FCA macht Börsengänge transparenter

Zugang zur Chefetage von IPO-Kandidaten auch für unabhängige Analysten

FCA macht Börsengänge transparenter

hip London – Die britische Finanzaufsicht hat eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, um Initial Public Offerings (IPOs) künftig transparenter zu machen. Wie aus einem Konsultationspapier der Londoner Financial Conduct Authority (FCA) hervorgeht, sollen Analysten von am Börsengang nicht beteiligten Instituten künftig Zugang zur Chefetage des Börsenkandidaten bekommen, bevor die Konsortialbanken ihre Emissionsstudien in Umlauf bringen dürfen. “Ein gut funktionierender IPO-Markt mit hohen Verhaltensstandards ist ein wesentlicher Bestandteil der britischen Kapitalmärkte”, sagte Christopher Woolard, Executive Director of Strategy & Competition bei der Behörde. Die nun gemachten Vorschläge sollten dafür sorgen, dass Anlegern qualitativ hochwertige Informationen schneller und in größerem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Die Aufsicht kritisierte auch, dass Emissionsprospekte oft erst sehr spät vorgelegt werden.Wie man im Zuge der Marktuntersuchung festgestellt habe, mangele es Analysten von Nichtkonsortialbanken und unabhängigen Researchanbietern in der Regel an Zugang zu den Informationen, die zur Produktion von Research erforderlich sind. Deshalb seien die Studien der Konsortialbanken in einer entscheidenden Phase des IPO-Prozesses die dominierende Informationsquelle, die Anlegern zur Verfügung stehe. Das sei angesichts der Interessenkonflikte bei der Produktion dieser Studien besorgniserregend. Analysten könnten etwa unter Druck geraten, wohlmeinendes Research zu Börsenkandidaten zu produzieren, um ihrem Institut einen Platz im Emissionskonsortium zu sichern.Von einer großen Corporate-Finance-Beratung habe man erfahren, dass bei der Auswahl der Konsortialbanken die Fähigkeit, positives Research zu produzieren, der entscheidende Faktor sei. Auch aus Investmentbanken habe man erfahren, dass sich Berater vom Emittenten häufig daran orientierten, ob über das Unternehmen positiv berichtet werde.Während sich Investmentbanken skeptisch zur Nachfrage nach unabhängigem Research zu Börsenkandidaten geäußert hätten, sei das Ziel der FCA, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, von den Vertretern der Buy Side einhellig begrüßt worden. Unabhängige Researchhäuser hätten von häufigen Anfragen von Investoren zu IPOs berichtet, denen sie aber mangels Informationen nicht nachkommen konnten.Einem im April vergangenen Jahres vorgelegten Papier der FCA zufolge erhielten Kunden, die den beteiligten Banken den meisten Umsatz bringen, Aktien im gezeichneten Umfang. Das seien rund 60 % mehr, als Anleger erhielten, die den Buchführern sonst keinen Umsatz brächten (vgl. BZ vom 27.4.2016).