Taxonomie

FDP gegen klassifizierte Finanzierung des Mittelstands

Mit der Taxonomie rollte eine Welle von Berichtspflichten in Sachen Nachhaltigkeit auf die Unternehmen zu. Wie praktikable Vorgaben aussehen sollten, diskutierte eine Expertenrunde in Berlin.

FDP gegen klassifizierte Finanzierung des Mittelstands

wf Berlin

Die FDP im Bundestag warnt vor der Steuerung der Kreditfinanzierung des Mittelstands über die Taxonomie. „Dann hätten wir durch die Hintertür eine Steuerung unserer Wirtschaft“, sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der FDP im Bundestag, Bettina Stark-Watzinger, in einer von der Fraktion initiierten Diskussionsrunde. „Das würde uns nicht guttun.“ Die Daten für die Klassifikation von Nachhaltigkeit seien in den mittelständischen Unternehmen nicht im erforderlichen Maß vorhanden. Die Firmen sollten auch nicht in „gut und böse eingeteilt“ werden – mit entsprechenden Folgen für die Finanzierung. „Die Taxonomie soll freiwillig bleiben“, forderte Stark-Watzinger. Für Finanzprodukte solle sie nur begrenzt und in den Kreditbüchern der Banken keinesfalls eingesetzt werden. Fonds und Großunternehmen, die in der Lage seien, die Taxonomie anzuwenden, könnten sie am Kapitalmarkt nutzen. Sie schaffe Transparenz und sei ein Gütesiegel für Anleger, die nachhaltig investieren wollten.

Praktikable Lösungen

Einig war sich die Diskussionsrunde, dass für die Unternehmen praktikable Lösungen bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit nötig seien.  Nur 1% der Dax-Unternehmen erfülle bislang die Taxonomie, sagte Stark-Watzinger unter Bezug auf eine Studie des Bundesumweltministeriums. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, plädierte dafür, die Regulierung für Sustainable Finance nicht allein Bürokraten zu überlassen, die noch nie ein Unternehmen geführt hätten, sondern die Praktiker zu beteiligen. „Es gibt keinen Bedarf an zusätzlichem Reporting“, konstatierte Lang freimütig. Das Unausweichliche müsse „man so einfach machen wie nur möglich und nicht unnötig verkomplizieren“.Unternehmen müssten den Berichtspflichten für Nachhaltigkeit auch ohne Hilfe des Steuerberaters oder Wirtschaftsprüfers nachkommen können, betonte Lang. Inhaltlich macht dem BDI Sorgen, dass transformationsfördernde Maßnahmen zum Umbau der Wirtschaft von der Taxonomie nicht honoriert würden. Die Politik sollte Anreize für den Umbau des Bestandes setzen und dies belohnen. Bislang zielten Anreize auf Neugründungen und Neuanschaffungen, lösten aber nicht die Frage des ungleich größeren Bestandes.

Alexander Barthel, Umweltspezialist des Handwerksverbands ZDH, forderte viel stärker marktorientierte Lösungen. Gerade kleine Unternehmen drohten beim Klimaschutz unter die Räder zu geraten. Manfred Schultheis, Geschäftsführer der Vibra Maschinenfabrik Schultheis, befürchtet bei voller Umsetzung der Taxonomie „chinesische Verhältnisse“ oder die „DDR 2.0“ in Sachen Transparenz. Auch die Demokratie müsse erhalten bleiben, forderte er. Christian Heller von der Value Balancing Alliance warnte vor der Überfrachtung der Marktwirtschaftsprinzipien durch die Taxonomie. Die Unternehmen würden davon „erschlagen“ – auch große Firmen, die mittleren Unternehmen ohnehin.